Die falsche Clique
„Andrea, kommst du endlich?“, schrie die Mutter. „Ja, ich muss mich noch schnell zu Ende schminken!“, antworte Andrea. „Beeil dich, sonst beginnt die Schule und ich muss auch noch zu Arbeit!“ „Ich komme ja, Mutti.“ Sie schnappte sich ihre Mappe und ihre Jacke.
„Wo warst du denn so lange?“, fragte Sofie Andrea. Sofie war ihre beste Freundin, sie erzählten sich alle Geheimnisse, gingen zusammen überall hin und machten alles, was beste Freunde so machen. „Ich hatte verschlafen.“ „Oh man Andrea! Dann pack schnell aus oder willst du Anschnauze von Frau Berger bekommen?” „Ist ja gut Sofie, mach kein Drama draus!“, motzte Andrea Sofie an und setzte sich an ihren Tisch. Ihr Tischnachbar war Tobias. Er war schon 14 Jahre alt, ein Jahr älter Andrea. „Bist spät dran heut was?“, flüsterte er ihr zu. In dem Moment kam Frau Berger in die Klasse. „Guten Morgen, ich habe mich verspätet aus einem gutem Grund!“, sagte sie streng. „Ey, Tobias, ich bin so spät weil...“, fing Andrea den Satz an. „Andrea Schultz! Wer hat dir erlaubt zu reden? Du wirst heute die 7. Stunde nachsitzen!“, befahl Frau Berger. „Mach dir nichts draus Andrea, ich muss heute auch zum Nachsitzen.“, flüsterte Tobias Andrea zu und schenkte ihr ein Lächeln. Sie war sauer, dass sie nachsitzen sollte, dabei wollte sie doch heute zu Sofie. Langsam drehte sie sich zu Sofie, die ihr einen wütenden Blick zuwarf.
Als es zum Stundenende klingelte, ging Andrea zu Sofie. „Was ist denn mit dir los heute? Wieso quatscht du mit Tobias? Liebst du ihn oder was?“, fragte Sofie. Andrea lief ein Schauer über den Rücken. Sie war sich sicher, Tobias zu hassen...oder mochte sie ihn doch? „Nein, um Himmels Willen, nein!“, log Andrea schließlich. „Na, das will ich auch hoffen, wer mag schon Tobias?“ „Die ganze Schule bewundert ihn und seine coole Clique?!!“ „Ja, das schon, aber seine Freunde sind doch alles Säufer und Raucher! Wenn du meine Meinung wissen willst, ich mag Tobias nicht, auch wenn die ganze Schule ihn cool findet!“, sagte Sofie.“ Na ja ich werde jetzt zum Nachsitzen gehen, tut mir Leid Sofie. Wir treffen uns dann morgen ok?“, fragte Andrea. „Das machen wir, du kannst morgen auch bei mir schlafen wenn du magst.“ „Klar, gerne. Bis morgen!“, verabschiedete sich Andrea. Als sie aus dem Klassenraum gegangen war, schrak sie zusammen. „Tobias? Was machst du denn hier?“ „Na was wohl? Ich habe auf dich gewartet, damit wir gemeinsam zum Nachsitzen gehen können.“, antwortete er nett. Andrea´s Herz raste. Hatte sie sich in Tobias verliebt? Auf dem Weg zum Raum vom Nachsitzen fragte er sie: „Hast du heute Nachmittag schon was vor?“ „Ähm...ich, nein!“ Sie merkte, wie ihre Stimme zitterte. „Cool, hättest du Bock, mit mir zu kommen?“ „Wohin?“ „Na zu meiner Clique in den Wald.“, lachte Tobias. „In den Wald?“, fragte Andrea verdutzt. „Na ja, nicht ganz tief in den Wald hinein, schon weiter vorne, dort haben wir uns eingenistet, kann man sagen.“ Andrea war angenehm überrascht, in die Gruppe von Tobias eingeladen zu werden. Das wünschte sich jeder aus der Schule. Man sagte sich, dass seine Clique die coolste in der Stadt sei. „Natürlich komme ich mit“, freute sich Andrea und öffnete die Tür zum Raum.
Tobias und sie mussten zwei Seiten von ihrem Lesebuch abschreiben. Ab und zu sah Andrea zu ihm hinüber. Sie dachte nach: Wieso nimmt er mich mit zu seiner coolen Clique, wieso muss er überhaupt nachsitzen und warum sieht er auf einmal so süß aus? Eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken, es war Tobias. „Bist du fertig? Können wir los?“ „Ja, klar.“, lächelte sie ihm zu. Er lächelte zurück. Andrea wäre ihm am liebsten in die Arme gefallen, da er so ein verdammt süßes Lächeln hatte. Gemeinsam gingen sie los, durch die Stadt und steuerten auf den Wald zu, vor dem Andrea schon seit ihrer Geburt Angst hatte. „Ach, übrigens, nenn mich Tobi. Das ist mein Spitzname und er ist kürzer.“, unterbrach Tobias die Stille. „Okay, das mache ich gerne.“ Andrea freute sich, ihre Angst verschwand schnell. Bald sah sie eine große Truppe im Wald. Es standen viele Zelte aufgebaut. Tobi griff nach Andrea´s Hand und pfiff laut in die Runde. „Hey Leute, passt mal auf! Das hier ist die süße Andrea aus meiner Klasse. Sie wird jetzt auch ein Teil unserer Clique sein!“ Andrea brachte, so aufgeregt sie auch war, ein kleines „Hallo!“, heraus. Sie hatte ein wenig Angst vor der Reaktion der anderen, ob sie Andrea auch mögen werden. Und schon nach wenigen Minuten war diese Angst verschwunden. Sie saß auf einer Couch, rechts von ihr ein Mädchen mit zerschnittenen Kleidern und links von ihr saß ein Junge, der ein bisschen nach Schweiß roch. Andrea fühlte sich auf Anhieb bei ihnen wohl. „Hey, wie heißt du noch mal`?“, fragte das Mädchen neben ihr. „Andrea und du?“ „Ich bin die Jessica. Andrea, du musst erst mal wissen, wer hier der Chef ist!“, sagte sie und sah in die Runde. „Das finde ich auch! Außerdem sollst du wissen wie es hier bei uns so abläuft!“, mischte sich der Junge vor ihr ein, der im Schneidersitz auf dem Boden saß. „Ich mache das!“, mischte sich Tobi ein. „Erst mal, ich bin hier der Chef kann man sagen. Aber keine Angst, ich bin nicht streng oder so. Als erstes frage ich, bevor ich etwas festlege, meine geile Clique!“, sagte er und alle klatschten und jubelten. „Und zweitens, wir sind wie eine große Familie, das heißt wir halten alle zusammen und wenn ich sage wir treffen uns, dann muss jeder kommen! Wenn du das nicht machst, bist du aus unserer coolen Clique ausgeschlossen, kapiert?“, fragte er Andrea. „Ja klar komme ich dann.“ Sie versuchte so cool wie möglich zu antworten. „Wer will alles Bier?“, fragte der Junge neben ihr. Alle schrien sofort: „Ich!“ Andrea saß ein dicker Kloß im Hals. Sie hasste Alkohol. Sie wusste, dass sie viel zu jung waren und eigentlich noch keinen Alkohol trinken dürfen. „Andrea?“, fragte Jessica. „Nein, ich möchte nicht. Wir dürfen doch noch keinen Alkohol trinken.“ „Oh man, du musst aber noch eine Menge lernen, Süße.“, meinte Tobi. Hatte Tobi sie eben Süße genannt? Ihr wurde ganz warm ums Herz. „Für uns ist nichts verboten! Wenn du kein Alkohol trinkst, bist du eindeutig „Uncool“!“, meinte der Junge neben ihr, der Tom hieß. „Ich bin überhaupt nicht uncool. Ich habe nur noch nie Bier getrunken.“, verteidigte sich Andrea. „Na dann wird es ja mal Zeit.“, meinte Tom und reichte ihr ein Bier. „Meinst du?“, fragte sie. Andrea hatte Angst sie wusste nicht was mit ihr passieren wird, wenn sie Bier trinkt. „Du wirst sehen wie gut man sich fühlt. Man ist einfach glücklicher und vergisst die Probleme, die man davor hatte. Vertraue uns doch mal, wir sind eine Familie!“ Eine Familie, die zueinander hält, wollte Andrea schon die ganze Zeit. Ihre Eltern hatten sich getrennt als sie 10 war. Nun durfte sie ihren Vater alle zwei Wochen sehen, wenn sie mochte. „Okay, ich probiere es mal.“, sagte sie schließlich und nahm einen Schluck. Alle sahen sie an und warteten auf ihr Ergebnis. „Schmeckt gar nicht so schlecht.“ Die ganze Clique applaudierte. Dann nahm Andrea noch einen Schluck und noch einen und dann trank sie in einem Zug. „Dafür, dass du noch nicht getrunken hast, hast du einen guten Zug!“, meinte Tobi stolz. Er setzte sich neben Andrea auf die Couch und legte sein Arm um sie. Andrea merkte wie schwindelig und schlecht ihr wurde. „Ich finde du gehörst zu uns. Was meint ihr?“, fragte er in die Runde. „Ich finde sie cool.“, meinte ein anderer Junge mit lockigen Haaren. Somit war klar, Andrea war ein Teil der „Coolen Clique“. „Mir ist schlecht und schwindelig.“, sagte sie und lehnte ihren Kopf an Tobis starke Schulter. „Das ist normal beim ersten mal. Aber keine Sorge, wenn du wieder was trinkst wird dir nicht so schnell Übel.“, meinte Tobi und streichelte Andreas Haar.
„Wo warst du die ganze Zeit? Ich habe mir Sorgen gemacht!“, fragte die Mutter und setzte ihren wütenden Blick auf. „Ich..äh, ich war doch bei Sofie!“, log Andrea. Sie wusste genau, dass ihre Mutter sauer wäre, wenn sie sagen würde: „Ich war im Wald bei einer Clique und ich habe Bier getrunken.“ Dann würde sie sicher Hausarrest bekommen. „Na dann ist ja gut.“ „Mutti, ich bin 13 Jahre alt! Ich darf auch mal machen, was ich will und dir nicht immer sagen wo ich bin.“ „Doch, das musst du! Du bist noch zu jung um selber zu entscheiden wann du nach Hause kommst!“ „Das stimmt doch gar nicht! Du nervst so!“, schrie Andrea voller Wut. „Werde nicht frech, Andrea! Sag mal, hast du was getrunken?“ Andrea drehte sich um und ging in ihr Zimmer. „Ich rede mit dir Andrea! Es riecht hier stark nach Bier, wenn du mich fragst!“ Ihre Mutter wurde noch wütender, rannte auf Andrea zu und hielt sie fest. „Lass mich los!“, rief Andrea. „Andrea, komm zur Vernunft. Du warst gar nicht bei Sofie stimmts?“ „Nein war ich nicht.“ „Und du hast Bier getrunken, richtig?“, bohrte ihre Mutter weiter. „Ja.“, sagte Andrea und bekam wässrige Augen. „Wieso? Wo warst du denn Mäuschen? Bist du noch nicht über die Trennung von mir und deinem Vater hinweg?“ Nun kullerten Andrea Tränen über die Wangen. Sie ging in ihr Zimmer, ohne ein Wort zu sagen. „Alkohol ist keine Lösung bei Trauer und Wut, Andrea. Wir reden morgen früh darüber und auch darüber, wo du heute warst!“, sagte ihre Mutter im Befehlston. Andrea schmiss die Tür hinter sich zu, ging zum Fenster. Draußen hatte es angefangen zu regnen. „Na toll, das passt ja zu meiner Stimmung.“, flüsterte sie und setzte sich auf das Fensterbrett. Sie dachte nach: Meine Familie ist die Clique von Tobi. Sie waren heute alle so nett zu mir. Und es ging mir wirklich besser, als ich was getrunken hatte.
In dem Moment klingelte Andrea´s Handy. Die Nummer war ihr fremd. Trotzdem ging sie ran: „Ja?“ „Hallo, Andrea? Hier ist Tobias.“ Andrea war froh seine Stimme zu hören. „Zum Glück rufst du an!“, sagte sie schließlich. „Ich dachte mir, wenn du mir schon deine Handynummer gibst, kann ich dich ja mal anrufen und fragen wie es dir heute gefallen hat.“, sagte er mit einer so sanften Stimme, dass Andrea weiche Knie bekam. Sie legte sich in ihr Bett und sagte: „Mir hat es einfach toll gefallen! Ihr seid für mich wirklich wie eine große Familie.“ „Das ist super.“ Dann trat für einen kurzen Moment Stille ein. „Tobi?“, fragte Andrea dann und unterbrach die Stille. „Ja?“ „Kann ich heute bei dir schlafen? Meine Mutter macht Stress, weil ich Bier getrunken habe, sie hat es gerochen.“ „Aber klar doch. Pack deine Sachen und komm zu mir. Ich wohne in der Stright Straße 10.“ „Okay, ich beeil mich. Und deine Eltern, sind sie nicht dagegen, dass ich komme?“ „Ach die sind doch gar nicht da, für ca. 1 Woche auf Dienstreise. Ich habe sturmfreie Bude. Na ja, komm erst mal her, dann erkläre ich dir alles weitere.“ Andrea´s Herz hüpfte vor Freude. „Bis gleich.“, sagte sie und legte auf. Leise packte sie ihre Sachen zusammen, schnappte sich ihr Fahrrad und radelte los. Es war 22 Uhr und draußen war alles dunkel und still. Als plötzlich Andrea´s Handy anfing zu klingeln, bekam sie einen riesigen Schreck und fiel fast vom Fahrrad. Bei einer leuchtenden Laterne blieb sie stehen und sah auf ihr Handy. Es war Sofie, die anrief. Das Handy durchhallte die ganze leere Straße. „Sofie? Was rufst du mich denn um diese Uhrzeit an?“, fragte Andrea. „Das ist ja eine nette Begrüßung. Ich wollte nur wissen, wie es beim Nachsitzen war.“ „Ja gut.“, antwortete Andrea kurz. „Mehr hast du nicht zu sagen? Was ist denn mit dir los? Magst du mich nicht mehr oder was ist dein Problem?“, fragte Sofie traurig. „Doch natürlich mag ich dich noch, nur ich will jetzt schlafen. Ich bin ziemlich müde heute.“ Andrea fiel keine andere Lüge ein als diese. Sie wusste genau, dass Sofie Tobias und seine Gruppe hasste. Sie war halt eine langweilige Streberin. „Sag das doch gleich, bis morgen dann.“, verabschiedete sich Sofie und legte auf. Schnell stieg Andrea auf ihr Fahrrad und raste zu Tobi.
„Hallo Andrea, komm rein. Du schläfst im Wohnzimmer auf der Couch., ist das okay für dich?“, fragte Tobias. „Aber klar doch, Hauptsache weg von Mutti.“ „Hättest du Bock, auch morgen hier zu pennen? Ich veranstalte eine Party mit der Clique.“ „Na ja ich wollte eigentlich zu Sofie, sie hat mich heute schon eingeladen.“, erinnerte sich Andrea. „Nun komm schon Andrea.“, bettelte Tobi. Sie konnte nicht anders bei seinem hübschen Anblick, als: „Ja, dann schlaf ich morgen auch noch hier.“, zu sagen. Tobi nahm Andrea in den Arm, gab ihr einen Kuss auf die Wange und verschwand in seinem Zimmer. Andrea blieb wie angewurzelt stehen. Ihr wurde ganz schwindelig. In ihrem Kopf rasten lauter Gedanken: Er hat mich geküsst! Er hat mich wirklich geküsst. Er, der beliebteste Junge der Schule. Liebt er mich? Er hat mich geküsst! Aber, was soll ich Sofie morgen sagen? Sie wird sauer auf mich sein.
Nächster Tag
Gemeinsam mit Tobi ging sie in ihren Klassenraum. Ihr Herz raste schon die ganze Zeit. „Andrea, auf der Hofpause, du kommst doch zu uns rüber oder? Immerhin gehörst du jetzt zur Clique.“, fragte er und sah ihr in die Augen. „Und Sofie?“, fragte Andrea verzweifelt. „Mensch, vergiss doch mal Sofie, die alte Streberin. Wir sind deine Freunde und deine Familie, schon vergessen?“, fragte Tobi etwas ärgerlich. „Nein, das habe ich nicht vergessen. Okay, auf der Hofpause komme ich natürlich zu euch.“ „Feines Mädchen.“, lächelte Tobi zufrieden und setzte sich mit Andrea an den Tisch. Dann kam ihre Mitschülerin Anna zu Andrea und zog sie am Ärmel zu sich rüber. „Hey, was soll das?“, fragte Andrea ärgerlich. „Ist die Streberin gar nicht mehr deine Freundin?“, fragte Anna. Da bemerkte Andrea, dass sie ihre beste Freundin Sofie völlig vergessen hatte. Sie drehte sich zu dem Platz von Sofie um. Dort saß sie, ihr Kopf hing über dem Hefter. Anscheinend lernte sie wieder fleißig. „Bist du etwa in der coolsten Clique der Stadt Mitglied? Dieses Gerücht durchquert seit heute die ganze Schule.“, sagte Anna schließlich. „Ähm, ja das bin ich seit gestern.“, antwortete Andrea, konnte aber die ganze Zeit an nichts anders denken als an ihre beste Freundin Sofie. „Das ist ja abgefahren. Ich beneide dich voll. Zum Glück bist du nicht mehr bei der Oberstreberin Sofie.“ Anna zwinkerte Andrea zu und ging zurück auf ihren Platz. Doch Andrea stand immer noch da. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass Herr Fink den Klassenraum betreten hatte. Doch, als er dann räusperte, erschrak Andrea und setzte sich schnell neben Tobi, bevor die Stunde begann.
Als Andrea bei der Clique auf der Hofpause stand, wurde sie von allen nett begrüßt. Jessica fragte sie: „Was ist denn jetzt mit Sofie?“ „Ich weiß es nicht, sie hat heute mit mir noch kein Wort gewechselt. Ich glaube, das war´s mit der Freundschaft.“ Andrea versuchte ihre Stimme so cool wie möglich klingen zu lassen, da sie sehr traurig war. „Hey, gut so. Wir sind ja jetzt deine Freunde.“, freute sich ein anders Mädchen mit langen schwarzen Haaren. „Ja, das freut mich auch total.“ Die ganze Hofpause über lachten sie alle gemeinsam, bis ihnen ihre Bäuche weh taten. Andrea wusste, dass Lachen gut war und Glückshormone ausschüttet.
Als die Schule zu Ende war, rannte Andrea zu Sofie. Doch Sofie packte schnell ihre Schulsachen ein und zog sich ihre Jacke an. „Warte doch, was hast du?“ „Was ich habe? Du stehst bei der coolen Clique und du weißt genau, dass ich die hasse. Was ist nur los mit dir? Wo warst du denn gestern Abend als du angeblich so müde warst? Ach, und bevor ich gehe, ich soll dir von deiner Mutter sagen, dass du sofort nach Hause kommen sollst, weil sie sich Sorgen macht.“ „Dann soll sie sich doch Sorgen machen, die Alte.“, sagte Tobi der plötzlich hinter Andrea auftauchte. Er legte sein Arm um Andrea. Sofie sah beide angewidert an. „Du bist mit ihm zusammen?“ Dann lief sie weg. „Ich glaube ich muss nach Hause, Mutti ruft sonst noch die Polizei an.“, sagte Andrea verzweifelt. „Das mache ich, wenn wir beide bei mir zu Hause sind. Komm, ich koche uns Eierkuchen.“, sagte er und beide gingen Hand in Hand los.
Als sie bei Tobi angekommen waren, griff er zum Telefon. Tobi hatte sich mit Andrea abgesprochen, er sollte sich als ihr Vater ausgeben. Und so rief er ihre Mutter an: „Hallo Anja, hier ist John.“ „John, unsere Tochter ist abgehauen.“, sagte ihre Mutter verzweifelt.
„Mach dir keine Sorgen, sie ist bei mir. Sie wird noch ein bisschen bei mir bleiben. Ich passe auf sie auf.“, sagte Tobi und verstellte seine Stimme sehr gut. „Mach das aber wirklich John, sie hatte gestern Bier getrunken.“ „Klar, ich passe auf. Tschüss Anja.“, sagte Tobi, legte auf und fiel Andrea um den Hals. Beide hopsten durch den Raum und jubelten. „Die Party kann steigen!“, freute sich Tobi. „Dann lass uns anfangen, deine Wohnung zu schmücken, mit Konfetti und allem.“, freute sich Andrea. „Ich mache das Essen fertig und du schmückst. Wenn du Zeit hast, kannst du danach in den Keller gehen und Bier, Sekt, Wein und Whisky raufholen.“, sagte Tobi und ging in die Küche. Andrea folgte ihm. „Bier, Sekt, Wein und Whisky?“, fragte Andrea, um sicherzustellen, dass sie sich nicht verhört hatte. „Ja genau, gut gemerkt.“ „Aber, ich...“, begann Andrea zu sprechen. „Kein Aber heute okay? Heute wird gefeiert. Also, husch husch, fang an zu schmücken und vergiss den Alkohol nicht!“ Nun begann Andrea mit dem Schmücken, sie freute sich so nah bei Tobi zu sein. Sie war sich nun sicher ihn zu lieben.“ Schon bald kamen die Gäste, bis bald die ganze Gruppe im Wohnzimmer saß. Jessica schaltete die Stereoanlage ein und drehte sie so laut wie es ging. „Tobi? Hast du Musik von „Den Ärzten“?“ Andrea sah sich um, anscheinend kannten alle die Band Die Ärzte. „Klar, du weist doch wo ich die CD´s habe, such dir welche aus.“, schrie Tobias aus der Küche. Tom forderte Andrea auf zum tanzen. Sie war gut drauf weil alle so nett waren und tanzte mit Tom irre los. Plötzlich fingen auch alle anderen zu tanzen. Doch dann schaltete Felix, ein dicker Junge mit braunen, wuschligen Haaren die Musik leise. „Was soll das?“, rief Tobi wütend. „Ich wollte nur fragen wer mit mir Rauchen will?“, fragte Felix und holte eine Zigarettenschachtel und ein rotes Feuerzeug hervor. Natürlich wollten alle rauchen, außer Andrea scheute. „Komm schon Andrea!“, bettelte Tom. „Leute, ich hasse rauchen.“, sagte Andrea. „So wirst du nie ein Teil unserer Clique sein.“, sagte Tobi und senkte den Kopf. Andrea musste schlucken. Sie liebte Tobi und es tat ihr weh ihn so traurig zu sehen. Die Angst aus der Gruppe geschmissen zu werden stieg in ihr hoch. „Okay Felix, ich möchte auch eine Zigarette.“, sagte sie dann doch, nach langem überlegen. Felix winkte Andrea zu sich und zündete ihr eine an. Beim ersten Zug musste Andrea mächtig husten, doch sie fühlte sich plötzlich so cool. Tom drehte die Musik wieder lauter. Alle saßen auf der Couch und auf den Sesseln. Der Junge mit den lockigen Haaren, namens Kai, brachte eine große Flasche Korn. „Hier, habe ich von zu Hause geklaut.“ Alle jubelten und Andrea diesmal auch. Damit sie nicht wieder als uncool da stehen würde sagte sie: „Ich gieße uns allen ein.“ Plötzlich klingelte jemand an der Tür. Andrea sah Tobi fragend an, er zuckte mit den Schultern. „Feiert ruhig weiter ich sehe mal nach wer an der Tür ist.“, sagte er schließlich. Andrea folgte ihm leise. An der Tür waren Sofie und ihre Mutter. „Wo ist Andrea?“, fauchte die Mutter Tobi an. „Nicht hier, wieso?“, fragte er lässig. „Ich weis das sie hier ist! Ihr beide seid doch gemeinsam zu dir gegangen. Und als ich Tom getroffen hatte, hatte er mir erzählt das hier die Party statt findet!“, sagte Sofie und sah Tobi sauer in seine Augen. Andrea trat vor. „Hier bin ich.“, sagte sie zaghaft. „Du kommst auf der Stelle mit nach Hause und du bekommst einen Monat Hausarrest!“, brüllte die Mutter um die laute Musik zu übertönen. Dann, aufeinmal stand die ganze Glique hinter Andrea und Tobi und die Musik wurde plötzlich auch leiser. „Wat wollen Sie?“, fragte Jessica frech. „Andrea, hast du wieder was getrunken?“, fragte Sofie fassungslos. „Das geht dich ein Scheiß Dreck an was wir machen.“, schrie Tobi. „Andrea, komm zur Vernunft sonst wirst du noch eine Alkoholikerin.“, sagte sie und ignorierte Tobi ganz. „Verpisst euch!“, rief Felix und ballte seine Fäuste. „Ich hole die Polizei!“, sagte ihre Mutter verzweifelt und beide gingen weg. Andrea stand regungslos an der Tür. Tom knallte die Tür zu, drehte die Musik laut und schnappte sich eine Zigarette. „Kommt du weiter feiern?“, fragte Tobi Andrea. „Nein, ich laufe jetzt schnell nach Hause. Mutti braucht mich und ich sie. Tut mir Leid!“ „Bist du ein Muttersöhnchen? Bleib bei uns oder willst du als Weichei dastehen?“, fragte Tobi und stieß Andrea leicht gegen ihre Arm. „Ja, heute bin ich wohl ein Weichei. Bis bald, wir telefonieren okay?“ „Das machen wir.“, antwortete Tobi und winkte Andrea nach.
„Mutti?“, schrie Andrea fragend durch ihr Haus. Dann hörte sie Stimmen aus dem Wohnzimmer. Leise schlich sie sich zur Tür um zu zu hören. „Was soll ich denn machen, Sofie?“, hörte sie ihre Mutter fragen. Sie klang verheult. Andrea schaute durchs Schlüsselloch und konnte gut sehen das ihre Mutter rot im Gesicht vom weinen war. Sofie saß neben ihr und legte ein Arm um sie. „Ich könnte noch mal mit Andrea reden, wenn Sie mögen.“ Ihre Mutter schnaubte kräftig aus und sagte: „Das bringt sowieso nichts, ich werde sie wohl ins Heim bringen müssen.“ Nun konnte Andrea nicht anders, sie riss die Wohnzimmertür auf und rief: „Wenn du das machst, lauf ich weg, ganz weit weg!“ „Kann ich mal mit dir reden?“, fragte Sofie schnell. „Wenn du unbedingt willst.“, antwortete Andrea leise und beide gingen in ihr Zimmer.
„So, jetzt will ich erst mal wissen, ob wir noch Freunde sind?“, fragte Sofie. „Du klingst fast wie Frau Berger.“, sagte Andrea und beide mussten lachen. „Natürlich sind wir noch Freunde.“ „Dann weißt du ja, dass wir über alles reden können und uns die geheimsten Geheimnisse erzählen.“ „Sofie? Weißt du, ich habe mich in Tobias verliebt.“, sagte Andrea und sah aus dem Fenster, um nicht Sofie´s erschrockenen Blick zu sehen. „Und, seine Clique ist für mich wie eine große Familie. Wir beschützen uns gegenseitig und...“, fing Andrea an, doch Sofie beendete den Satz: „Und ihr trinkt und raucht alle.“ „Ja, und es ist cool und man vergisst die Sorgen.“ Sofie nahm Andrea´s Hände und sah sie an. „Wenn du so weiter machst, wirst du Alkoholikerin. Du bist in der falschen Clique gelandet. Kennst du nicht den Spruch: „Alkohol macht Birne hohl.“? „Ja, den kenn ich. Meinst du da ist was dran?“, fragte Andrea ängstlich. „Oh ja Andrea, da ist was dran. Noch bist du nicht süchtig nach Alkohol aber bald. Verstehe doch Andrea, deine Mutter und ich wollen dir doch nur helfen.“, sagte Sofie und ihr Kopf senkte sich. „Und, was soll ich eurer Meinung nach jetzt machen?“, fragte Andrea genervt. „Tritt aus der Clique aus! Ich bin deine Freundin und ich bin immer für dich da, genauso wie deine Mutter.“ „Ich soll aus der coolsten Clique der Stadt austreten? Aus meiner großen Familie? In der Schule wurde ich endlich mal bewundert, dass ich in der Gruppe bin, und wie gesagt ich liebe Tobias.“, meinte Andrea verzweifelt. „Du kannst ihn doch weiterlieben, aber die Clique ist nicht gut für dich.“ „Aber eine Streberin oder was?!“, platzte es aus Andrea raus. Sie sah wie sauer Sofie wurde. „Ja, denn ich werde etwas in meinem Leben erreichen, ich werde einen Job bekommen und nach etwas streben ist gut! Das ist auf jeden Fall besser als später ohne Job und besoffen unter der Brücke zu leben!“, schrie sie Andrea an, rannte aus dem Zimmer und knallte die Tür zu.
Diesmal war Andrea alleine zur Schule gegangen. Als sie in die Klasse kam, bemerkte sie, dass irgend etwas nicht stimmte. „Andrea, tut uns Leid aber ein Weichei wollen wir nicht in unserer coolen Gruppe haben, du bist raus!“, sagte Tobi. In ihrem Kopf drehte sich alles und andauernd hörte sie: „Du bist raus, du bist raus!“ Auf einmal verspürte sie einen Hass auf Tobias. „Ich hätte wissen müssen, wie dumm ihr seid!“, sagte sie zu Tobi. „Geh mal lieber wieder zur Streberin.“, rief er durch die ganze Klasse. Andrea kochte vor Wut und schrie ebenfalls in die Klasse: „Ich gehe auch wieder zur Streberin, weil sie was in ihrem Leben erreichen wird! Eines will ich euch sagen, die angeblich so coole Clique ist überhaupt nicht cool, denn wer raucht und Alkohol trinkt ist uncool und dumm!“ Sofie sah Andrea überglücklich an. „Da stimme ich dir zu.“, sagte Frau Berger, die wohl die ganze Zeit schon in der Tür gestanden hatte. Andrea rechnete stark mit Anmecker, denn wer so laut durch die Klasse schreit, wird meistens bestraft, doch es kam anders als erwartet. „So Andrea, wer trinkt denn in unserer Klasse schon Alkohol? Ihr wisst sicher alle, dass das verboten ist.“ „Keiner Frau Berger.“, antwortete sie. Andrea wollte ihre ehemalige Clique nicht verpetzen. Tobi warf ihr einen fragenden Blick zu. „Okay, ist ja auch egal. Heute geht es los mit Mathematik.“, sagte Frau Berger und drehte sich zur Tafel. Andrea flüsterte Tobi zu: „Ihr ward meine Familie, wieso sollte ich euch verpetzen?“ Dann passierte etwas, was Andrea sich nie hätte zu träumen gewagt. Tobi näherte sich ihr und gab ihr einen Kuss auf den Mund, dann zwinkerte er ihr zu und schrieb die Matheaufgaben von der Tafel in sein Heft ab. Das konnte Andrea nicht auf sich sitzen lassen, sie schrieb heimlich einen Brief: War der Kuss echt? Liebst du mich? Bitte sei ehrlich.
Langsam schob sie Tobi den Brief zu und flüsterte: „Lies ihn jetzt, aber heimlich!“
Nach einer Weile bekam sie den Brief zurück mit der Antwort. „Halt!“, schrie Frau Berger so laut, dass alle erschraken. „Du kleine freche Göre! Ihr wisst doch ganz genau, dass Briefeschreiben in der Stunde verboten ist! Gib mir den Brief!“ Die ganze Klasse lachte und rief: „Lesen Sie ihn vor!“ Andrea verteidigte sich: „Frau Berger, Sie wissen doch, dass es ein Briefgeheimnis gibt!“ „Aber nicht bei mir, Mäuschen!“, sagte Frau Berger und grinste gemein zu Tobias und Andrea hinüber. Dann las sie den Brief tatsächlich vor. Andrea´s Herz hopste, sie hatte Angst was Tobi ihr wohl als Antwort geschrieben hatte. Tobi wurde plötzlich mächtig rot und schien gar nicht mehr so cool wie sonst. „War der Kuss echt? Liebst du mich? Bitte sei ehrlich.“, las Frau Berger, die halbe Klasse brach in volles Gelächter aus. „Na mal sehen was Tobi geantwortet hat“, lachte sie hämisch, „Für mich war der Kuss echt, Andrea ich liebe dich sehr, du mich auch? Ich werde aus der Clique austreten, denn ich habe es satt immer zu rauchen und zu trinken und zu tun als wäre ich cool, eigentlich bin ich alles andere als cool. Liebst du mich auch?“ Dann trat Stille in der Klasse ein. Andrea sprang auf, drehte sich zu Tobias und sagte: „Ich liebe dich auch, und ich finde es gut, dass du aufhörst zu trinken und zu rauchen und gemeinsam schaffen wir das!“ Frau Berger fing an zu klatschen und mit ihr die ganze Klasse. Nun stellten sich alle hin und Tobi nahm Andrea in den Arm und flüsterte ihr zu: „Wollen wir auch Streber werden?“ Andrea musste lachen und Tobi dann auch. „Ja, lass uns auch Streber werden.“ Sofie war glücklich, dass Andrea zur Vernunft gekommen war.
In der Schule wurden Andrea und Tobi besser, sie lernten jeden Tag und machten die Hausaufgaben immer besser und sogar die Faulsten in der Klasse wurden fleißiger. Alle entdeckten, wie schön es ist, gute Zensuren zu bekommen und von den Eltern gelobt zu werden und so kam es, dass viele, ja sogar fast die ganze Klasse, anfingen fleißig zu lernen. Die Clique hatte sich nicht aufgelöst, aber sie hatten alle aufgehört zu rauchen und zu trinken und nannten sich auch nicht mehr „Die Coolen“. Sofie wurde auch in die Gruppe aufgenommen. Die Mutter von Andrea kümmerte sich mehr um ihre Tochter.