Every Day Magic
Würde man einen Menschen darum bitten sie zu beschreiben und würde dieser Mensch sie nur ein wenig beobachten, ohne dass sie davon wüsste, so wüsste ich genau, was dieser Mensch über sie sagen würde.
Ohne Umschweif, sie ist eine Träumerin. Sie erhebt sich morgens aus dem Bett und läuft auf Wolken weiter. Sie fürchtet sich nicht davor herunter zu fallen, denn im Grunde weiß sie, dass sie nur auf Wolken geht, weil sie es will und würde sie es wollen, könnte sie sofort wieder den kalten Asphalt unter ihren Füßen spüren. Denn sie ist nicht dumm, ganz im Gegenteil, sie ist viel zu realistisch, als dass sie wahrhaftig als Träumerin durchgehen könnte. Man sieht es in ihren Augen, sie ist verliebt. Sie ist so furchtbar verliebt in all die Dinge, die der Realität am weitesten entfernt scheinen, alles, was weder Hand noch Fuß hat. Sie hüpft auf den Wolken, tanzt und lacht alle anderen aus, weil sie sie nicht verstehen können, macht ihnen weiß, dass sie keine Ahnung vom Leben haben und dabei erscheint sie doch am ehesten als die, die keine Ahnung von nichts hat. Doch die Welt täuscht sich furchtbar in ihr, denn ihr Blick bleibt messerscharf. Sie sieht alles, aus jeder Entfernung, alle Menschen, die Summe allen Handelns. Aber am schärfsten beobachtet ihr Blick sich selbst. Was anderen als Einfältigkeit vorkommen mag, sind messerscharfe Klingen mit denen sie sich selbst streift um sich daran zu erinnern, welche Wahrheit sie wirklich umgibt. Im Grunde glaubt sie nur, dass kein Mensch sie versteht und keiner sieht, was sich tatsächlich hinter ihrer Fasade verbirgt. Sie ist keine Lügnerin, nicht mehr. Sie ist vielmehr wie eine Magierin, die versucht alles zu verschleiern und zu verstecken, was von niemandem gesehen werden darf. Denn so sehr sie sich auch bemüht und so viel Vertrauen sie auch schenkt, so verspürt sie doch immernoch die Angst davor verletzt zu werden. Und weil ihr die Hoffnung allein nicht genug Schutz bieten kann, läuft sie manchmal einfach lieber davon als sich zu stellen, obwohl sie sich insgeheim nichts sehnlicher wünscht, als dass ihr jemand folgt und ihr den Weg zeigt, den sie nicht alleine gehen muss. Sie wartet nur darauf gerufen zu werden, damit sie auch auf dem Asphalt gehen kann, als ginge sie auf Wolken, weil jemand ihr zeigte, wie es ist, wenn Hoffnungen ebenfalls zur Realität werden und man sich nicht verstecken muss. Weil jemand sie nicht nur gesehen, sondern auch erkannt hat. Sie ist wie ein Kind mit klarem Verstand, das sich sträubt zuzugeben, dass es bereits erwachsen ist. Und sie selbst weiß doch am Besten, dass sie sich nur an den Träumen festhält, um der Realität keine Macht über sich zu geben. Weil sie weiß, sie wäre nicht stark genug der Wirklichkeit stand zu halten, müsste sie ihr direkt ins Auge sehen. Und weil die Welt eigentlich so kalt und farblos ist, träumt sie lieber von all den Farben und lässt sie zu ihrer eigenen Wirklichkeit werden, jedoch ohne jemals zu vergessen, dass alles nur ein Traum ist. Sieh ihr nur in die Augen, dann verstehst du vielleicht, wenn du lernst sie zu lesen.
Ja, sie ist eine Träumerin, aber dieses Wort kennt vielerlei Bedeutung.
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Ihre Augen sind es, die immer Wahrheit sprechen, immer. Sie erzählen dir alles, was glaubst du denn, wieso sie den Blicken nicht lange standhält. Würdest du denn dem Blick standhalten, wenn du nicht gesehen werden wolltest?
Glaub mir, sie ist leichter zu durchschauen, als du denkst. Du musst es nur geschickt anstellen, wenn sie absichtlich einen Fehler begeht.