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Krise und Verbot

In der Folge wuchs die Mitgliederzahl rasch an, doch dieser Erfolg war gleichzeitig der Anfang vom Ende: Knigge sah seine Leistungen in der Verbreitung des Ordens nicht honoriert und drohte in Briefen, er werde dessen Geheimnisse an Jesuiten und Rosenkreuzer verraten. Damit verstärkte er aber nur das Misstrauen Weishaupts, dem es erhebliche Sorgen bereitete, dass mit den Prinzen Karl von Hessen und Ferdinand von Braunschweig sowie den Herzögen Ernst von Sachsen-Gotha und Carl August von Sachsen-Weimar Vertreter der absolutistischen Obrigkeit von Knigge und dem ebenfalls sehr umtriebigen Bode in den Orden gebracht worden waren. Dieses Misstrauen war nicht unberechtigt, denn Carl August und sein Geheimrat Goethe waren nur beigetreten, um den Orden auszuforschen.

In der Folge spitzte sich der Dissens zwischen Weishaupt und seinem fähigsten Mann derart zu, dass der Orden zu zerbrechen drohte. Im Februar 1784 wurde daher ein „Congress“ genanntes Schiedsgericht in Weimar einberufen. Für Knigge überraschend urteilte der Congress, an dem unter anderem auch Goethe, Johann Gottfried Herder und Herzog Ernst von Sachsen-Gotha beteiligt waren, es müsse ein gänzlich neuer Areopag gebildet werden. Es sollten beide führenden Persönlichkeiten des Ordens ihre Machtpositionen aufgeben. Dies schien ein tragbarer Kompromiss zu sein. Da aber absehbar war, dass der Ordensgründer auch ohne formalen Vorsitz im Areopag weiterhin einflussreich bleiben würde, bedeutete es eine klare Niederlage für Knigge. Es wurde Stillschweigen und Rückgabe aller Papiere vereinbart und am 1. Juli 1784 verließ Knigge den Illuminatenorden. Er wandte sich in der Folgezeit von der „Mode-Thorheit“ ab, die Welt durch geheime Gesellschaften verbessern zu wollen. Weishaupt seinerseits gab die Leitung des Ordens an Johann Martin Graf zu Stolberg-Roßla ab.

Kurz zuvor war aber ein noch größeres Unglück über die Illuminaten hereingebrochen: Am 22. Juni 1784 hatte der bayerische Kurfürst Karl Theodor, beeinflusst durch seinen Beichtvater und Zirkeldirektor der Münchner Rosenkreuzer Pater Frank, alle „Communitäten, Gesellschaften und Verbindungen“ verboten, die ohne seine „landesherrliche Bestätigung“ gegründet waren.
Kurfürst Karl Theodor (hier ein Porträt aus dem Jahr 1763) verbot den Orden in mehreren Edikten 1784/85

Am 2. März 1785 folgte auf Druck von Pater Frank, Kanzler Freiherr von Kreitmayer, dem Rosenkreuzer Freiherr von Törring und anderen Hofleuten ein weiteres Edikt, das Illuminaten und Freimaurer diesmal beim Namen nannte und als landesverräterisch und religionsfeindlich verbot. Nun wurden bei Hausdurchsuchungen verschiedene Papiere des Ordens beschlagnahmt, die weitere Indizien für seine radikalen Ziele erbrachten: Daraufhin folgte ein drittes, noch schärferes Verbotsedikt am 16. August 1787, das die Rekrutierung von Mitgliedern für Freimaurer und Illuminaten gar unter Todesstrafe stellte. Bereits im April 1785 hatte Graf Stolberg-Roßla den Orden offiziell für suspendiert – also für einstweilig aufgehoben – erklärt. Diese Tatsache nutzte Bode dazu, den Bund weiter am Leben zu erhalten[2]. Er versuchte mit der Weimarer Minervalkirche und dem Orden der unsichtbaren Freunde Nachfolgeorganisationen ins Leben zu rufen, musste aber in dem scharf anti-illuminatischen Klima der Revolutionsjahre diese Bemühungen 1790 einstellen. In der Forschung wird allgemein angenommen, dass die Zerschlagung des Illuminatenordens erfolgreich war.

Hintergrund des Verbots war der innenpolitische Zwist, in den Bayern durch das Tauschprojekt von Kurfürst Karl Theodor geraten war, der 1777 bis 1779 vergeblich versucht hatte, altbayerische Gebiete gegen die habsburgischen Niederlande einzutauschen. In der Forschung besteht keine Einigkeit, ob einzelne Illuminaten tatsächlich in die Intrigen verwickelt waren, die sich um diesen Tausch und den preußischen Widerstand dagegen rankten. Andere vermuten, Karl Theodor habe durch das Verbot die aufgeklärt-katholischen und antijesuitischen Kreise um Herzogin Maria Anna, die Witwe seines Vorgängers Max Joseph, zum Schweigen bringen wollen. Wie auch immer, der Orden wurde somit Opfer der bayerischen Innenpolitik.

Die sich anschließenden Verfolgungen der Ordensmitglieder hielten sich aber im Rahmen. Zwar kam es zu weiteren Hausdurchsuchungen und Konfiskationen, auch wurden einige Ordensmitglieder des Landes verwiesen oder zu kürzeren Haftstrafen verurteilt. Weishaupt selbst, von dem man gar nicht wusste, dass er der Gründer des Ordens war, wurde verdächtigt, floh aber, als er den katholischen Glauben bekennen sollte, zuerst in die Freie Reichsstadt Regensburg, 1787 dann weiter nach Gotha, wo ihm Herzog Ernst eine Sinekure als Hofrat beschaffte.

Die Veröffentlichungen lösten eine erste Illuminatenhysterie aus, überall witterte man nun die Umtriebe des radikalaufklärerischen Geheimbunds. 1785 erklärte sogar Papst Pius VI. in zwei Briefen (vom 18. Juni und 12. November) an den Bischof von Freising die Mitgliedschaft im Orden als unvereinbar mit dem katholischen Glauben. Eine zweite, deutlich heftigere Welle dieser Hysterie setzte nach der Französischen Revolution ein, als die Furcht vor den Jakobinern mit der älteren vor den Illuminaten zu einer einzigen Angstphantasie verschmolz. In dieser Stimmung ließ der bayerische Staatsminister Montgelas – wiewohl selber ehemaliger Illuminat – gleich bei seinem Regierungsantritt 1799 und erneut 1804 alle geheimen Gesellschaften verbieten. Wie stark die deutsche Öffentlichkeit in den Jahren um die Französische Revolution von mysteriös-unheimlichen Geheim- und Initiationsgesellschaften fasziniert war, lässt sich an diversen literarischen Werken der Zeit ablesen, von Schillers Geisterseher (1787/89) über Jean Pauls Unsichtbare Loge (1793) bis zu Goethes Groß-Kophta (1792) und der geheimnisvollen Turmgesellschaft in Wilhelm Meisters Lehrjahre (1796).


Heute erinnert in Ingolstadt nur noch eine Gedenktafel an dem Gebäude, in dem sich der Versammlungssaal der Illuminaten befand, an den Orden. Das Gebäude befindet sich in der Theresienstraße 23 (früher Am Weinmarkt 298[3]) in der heutigen Fußgängerzone der Stadt.



Quelle: Wikipedia

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