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Stell dir doch mal vor, du würdest im nächsten Moment vom Bus überfahren. Rein hypothetisch. Bloß ein lächerliches Gedankenspiel, das Gedankenspiel, in dem ich ein Meister bin: “Was wäre wenn Szenarien erfinden”. Manche Kinder wollten Verstecken spielen, ich wollte immer nur Geschichten erfinden, Geschichten, über mich und über meine Freunde und über das, was wäre, wenn.

Stell dir mal vor, du wärst plötzlich weg, fast so, als wärst du ein ein Laubblatt, das von der sanften Herbstbrise davongetragen würde. Welche Erinnerungen hinterließest du? Könntest du mit diesen Erinnerungen leben? Bliebe etwas, das man mit Stolz als dein Erbe betrachten könnte? Wären da Menschen, die dir ein Denkmal setzen würden und auf deiner Beerdigung zu dir sprächen, Dinge sagten wie: “Manchmal glaube ich, sie kommt zur Tür herein, rüttelt mich wach und fragt, was wir mit diesem sonnigen Herbsttag anfangen wollen. Aber sie kommt nicht mehr. Jeden verdammten Tag muss ich aufs Neue damit fertig werden, dass sie nicht mehr kommt. Heute ärgere ich mich über jeden Tag, an dem ich mich grummelnd wieder rumgedreht habe und sie kaffeekochend und lesend den Tag in meiner Wohnung verbracht hat, während ich irgendeinen Kater ausgeschlafen habe, der eigentlich gar nicht hätte sein müssen.” Oder käme niemand, um dir die letzte Ehre zu erweisen, außer deinen Eltern, die nicht verstehen wollten, warum du mit 20 schon einen Organspenderausweis bei dir trugst, ein Testament in der Schublade hattest, in dem du verfügtest, dass dein ganzer Besitz gespendet werden würde und in dem stand: “Tut mir leid, dass ich euch nie gesagt habe, dass ich aus der Kirche ausgetreten bin. Ich hielt es nie für nötig, weil ihr es nicht verstanden hättet und ich den Satz in dem Brief, den mir katholische Kirche nach meinem Austritt zukommen ließ, nie auf mich bezogen habe: “Im Beerdigungsfall kann es, sollten Sie Ihrer Familie nichts von ihrem Austritt erzählt haben, zu peinlichen Situationen kommen”. Wer denkt denn schon ans Sterben, wenn er nichts dringender als leben will?” Und: “Mama, Papa, ich hoffe, ihr wisst, wie sehr ich euch geliebt habe, wie gerne ich euch das häufiger gesagt hätte.”

Als Kind habe ich es geliebt, “Was wäre wenn?”-Szenarien zu erfinden. “Was wäre, wenn meine Puppe ein echtes Baby wäre.” “Was wäre, wenn das kein Stein, sondern ein Weltraumtaxi wäre?” “Was wäre, wenn auf dem Spielplatz plötzlich ein Ufo landete?” Jetzt, viele Jahre später, um viele Erfahrungen reicher, sind “Was wäre wenn?”-Szenarien allgegenwärtig. Nicht, weil wir uns das so ausgesucht hätten, sondern weil sie einfach plötzlich nicht mehr verschwanden, weil wir sie plötzlich nicht mehr abschütteln konnten, wie früher, nach einem langen Tag im Garten mit Freunden. Je älter wir wurden, desto häufiger verfolgten uns die “Was wäre wenn?”-Szenarien in den Schlaf oder raubten ihn uns gar.

Ich sitze in meinem Zimmer vor dem Fenster und kann sehen wie jeder einzelne Regentropfen gegen die Scheibe fliegt. grau, kalt & leer so sieht es dort draußen aus - doch diese 3 worte beschreiben nicht nur die heutige welt, nein sie gleichen einem abbild meines herzens

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