Vigan hat die Sprache der Jugendlichen gut getroffen. Vor allem aber sind es die eindringlichen Schilderungen des Straßenlebens, die den Leser nicht loslassen. No lächelt selten. Manchmal erzählt sie von der Angst, der Kälte, dem Umherirren, der Gewalt. Von dem Hin- und Herfahren mit der Metro um die Zeit totzuschlagen, von den Stunden, die sie in Cafés vor einer leeren Tasse zubringt, von den Waschsalons, wo es warm ist, den Tagesheimen, den Bahnhöfen, den öffentlichen Parks – und von der Angst vor der Nacht.
Für Vigan ist „No und ich“ in Frankreich der schriftstellerische Durchbruch. Sie sei nicht politisch, sagt die 42-Jährige, ihr Engagement sei ein sehr persönliches. Sie glaube nicht, dass Bücher die Welt verändern können. „Die Dinge sind, wie sie sind. Die Welt ist stärker als wir“, heißt es an einer Stelle des Buches.
Vigan: „Aber vielleicht kann sich die Sichtweise von Menschen ändern. Mir haben schon viele Leser gesagt, sie würden die Obdachlosen unter Brücken, Straßen oder Hauseingängen jetzt mit etwas anderen Augen sehen. Und das ist doch schon sehr viel.“