Jeden Abend schlief sie ein, mit den Strahlen der untergehenden Sonne in ihrem Gesicht. Jeden Abend.
Jeden Morgen stand sie auf, suchte die Morgensonnenstrahlen und fand sie, als sie aus ihrem Badezimmerfenster blickte. Jeden Morgen.
Dann lernte sie diesen Jungen kennen, sie verliebte sich und wollte jeden möglichen Tag mit ihm zusammen verbringen. Doch seit diesem Tag, lagen ihr abends keine Sonnenstrahlen mehr im Gesicht. Dunkelgraue Wolken überdeckten nun jeden Abend das Abendrot. Sie fragte sich, wann sie die Sonnenstrahlen wieder genießen könne, dachte aber nicht weiter drüber nach, denn der Junge drängte sich wieder in ihre Gedanken. Die beiden erlebten spannende Dinge miteinander und sie fühlte sich wie das glücklichste Mädchen der Welt. Nach ungefähr drei wunderschönen Wochen -sie hat angefangen die Schule zu schwänzen, zu rauchen und zu trinken, denn er war schon neunzehn- passierte es. Es war ihr erstes Mal und sie fühlte sich nicht ganz wohl bei der Sache, doch sie wollte ihm eine Freude bereiten. Am nächsten Mittag ging sie nach Hause, erzählte ihrer Mutter, dass sie in der Schule einen Projekttag hatten und eben nicht dass sie über Nacht bis gerade bei ihrem fünf Jahre älteren Freund war.
Als sie abends einschlafen wollte, fing es an zu gewittern. Helle Blitze und tiefer, lauter Donner hielten sie wach. Das gab es nie. Nie als sie schlafen wollte, hat es jemals gewittert. Ihr liefen Tränen über die Wange. In den nächsten Tagen meldetet er sich nicht mehr bei ihr. Nicht einmal, weder ein Anruf, noch eine Sms, noch kam er persönlich vorbei. Sie wunderte sich, wurde traurig und war in ihrem Stolz zu tiefst verletzt. Sie fühlte sich schmutzig und benutzt. So wollte sie ihre Jungfräulichkeit niemals verlieren. Niemals wollte sie sich so ausnutzen lassen.
Einige Wochen später erkannte man wieder das erste Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie dachte kaum noch drüber nach und hatte auch mit niemanden darüber geredet, was passiert war. Sie war komplett in sich zurückgezogen und lebte einfach nur ihre Pflichten aus.
Dann lernte sie einen neuen Jungen kennen. Hübsch, braunhaarig, groß, sechzehn und super nett. Von Anfang an vertraute sie ihm, obwohl sie ihn kaum kannte und sie sich bis zu diesem Tag niemandem geöffnet hat. Ihm erzählte sie alles. Einen Abend kam er mit zu ihr, sie lagen in ihrem Bett und küssten sich innig, während die altbekannten Abendsonnenstrahlen ihre Gesichter fluteten.