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"Das ist besser als jedes Geschichtsbuch"

Klasse 8 B der Gesamtschule übernimmt Patenschaft für den jüdischen Friedhof in Hausberge / Kultur hautnah erlebt
Porta Westfalica-Hausberge (mt). Für ein Jahr ist die Pflege des jüdischen Friedhofs in Hausberge gesichert. Die Klasse 8 B der Gesamtschule hat die Patenschaft dafür übernommen.



Doch auch nach dem Ende der Patenschaft soll es dort möglicherweise weitergehen. Zum Ende des Jahres ist über das Projekt eine Ausstellung geplant.
Lehrerin Anna Sandrock hofft, dass die Schule weiter aktiv bleibt. Besonders erfreut über diese Aktion ist auch Ortsheimatpfleger Albert Münstermann, der sich seit vielen Jahren für die besondere Ruhestätte einsetzt.




Voll des Lobes war er, als die Mädchen auf dem Hausberger und die Jungen auf dem Mindener Teil jeweils ein komplett zugewachsenes Grab entdeckten. Die Grabsteine von Franziska Weinberg und Andreas Simon wurden zunächst grob freigelegt und werden in den nächsten Wochen noch weiter zugänglich gemacht.


Morschen Zaun wieder aufgestellt

Der erste große Arbeitseinsatz war am Projekttag Ende September. Dabei hat ein Teil der Jungen den morschen Jägerzaun wieder aufgerichtet und die Pfosten repariert, andere schmirgelten die Parkbänke ab, um sie später mit einem neuen Anstrich zu versehen.

Die Mädchen hingegen widmeten sich vor allem den Gräbern im Hausberger Teil. Sie befreiten die Grabsteine von Efeu und Unkraut, schrubbten die Steine und Grabumrandungen und fällten ganze Bäume - so wurde der Blick auf die Gräber wieder frei.

Deutschland- wenn nicht sogar europaweit einzigartig ist die Urnengrabstätte der Familie Michelsohn im Eingangsbereich an der Kempstraße. Damit das Schmuckstück seiner Einzigartigkeit gerecht werden kann, wurde der Tempel zunächst grob freigelegt. Die Inschriften der Grabsteine werden von den Schülern aufgearbeitet und gegebenenfalls nachgezeichnet. Und auch die Grabsteine müssen gereinigt und versiegelt werden, um weiteren Schaden zu verhindern.

"Herr Münstermann ist besser als jedes Geschichtsbuch", behauptet Anna Sandrock und die Schüler stimmen begeistert zu. Besonders interessant finden sie die Daten und Hintergründe über den Friedhof. Gemeinsam untersuchten sie die Bedeutung der Symbole und Verzierungen der Steine wie segnende Hände, Levitenkanne, Schmetterlinge, Sanduhren und Kränze.

Wie kam es überhaupt zu diesem ungewöhnlichen Projekt? Im Gesellschaftskundeunterricht hatte die Lehrerin bereits häufiger festgestellt, dass sich die Schüler sehr für die Bräuche und Sitten anderer Kulturen interessieren.


Theorie wurde im Unterricht gelehrt

Gleichzeitig war ein großes Interesse an den Riten verschiedener Religionen vorhanden. Auch das Judentum war bereits thematisiert worden. "Unser Projekt soll schließlich nicht vom Unterricht isoliert stattfinden." Anhand des jüdischen Friedhofs in Hausberge konnte die Kultur hautnah erlebt werden.

Als weiterer Glücksgriff erwies sich Albert Münstermann, der sich bestens mit der Geschichte auskennt. Dazu kam, dass die Stadtsparkasse Porta Westfalica und der Förderverin der Gesamtschule Lerbeck die nötigen Arbeitsutensilien beisteuerten. Der Baubetriebshof der Stadt hatte vorab einige schlecht erreichbare Stellen freigeschnitten.

Neben den Projekttagen sind die Schülerinnen und Schüler auch in ihrer Freizeit auf dem Friedhof anzutreffen. "Wir machen das in Kleingruppen an Nachmittagen", so Anna Sandrock.

Bisher war auch das Wetter immer einladend für die Arbeit unter freiem Himmel. Steffi jedenfalls hat etwas Neues für sich entdeckt: "Ich habe meinen Eltern angeboten, ihnen jetzt auch auf dem Friedhof zu helfen."

Diese Arbeiten sind auch den Hausbergern nicht verborgen geblieben, berichtet Albert Münstermann. Er sei jedenfalls schon von einigen angesprochen worden auf das neue gepflegte Bild des Areals. Er lobt den Einsatz von Schülerinnen und Schülern und baut sie so nebenbei auf für ihr weiteres Engagement. "Das macht totalen Spaß hier", sind sich alle einig. Und gehen gleich wieder vergnügt zu ihrer Arbeit über.


Mit dem passenden Gerät ging es dem Wildwuchs auf dem Friedhof an die Äste. Dabei waren die Jungen stark.

Stephanie, Fabian, Lena und Christin (v. l.) haben diesen Grabstein auf dem Hausberger Teil freigelegt. Demnächst soll er wieder aufgerichtet werden. Quelle beider Fotos: MT
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