Bikini Geschichte des 20.Jh
1946 erfand Louis Réard den Bikini, wie wir ihn heute kennen. Am 18. Juli 1946 patentierte Réard eine Zeichnung des Zweiteilers. Der Name Bikini stammt von einer Marshallinsel, einem nuklearen Atomtestgebiet der Amerikaner. 1946 explodierten dort Atombomben, im gleichen Jahr detonierte ebenfalls eine Bombe in Europa: Réards Zweiteiler, genannt Bikini.
1900
Der Freiburger Valentin Lehr kreiert zweiteilige Bademode, die Brust und Scham bedecken. Sie werden ausschließlich von Anhängern der Freikörperkultur getragen.
1920
Damenbadeanzüge werden aus Jersey-, Trikot- und Seidenstoffen hergestellt. Sie bedecken ähnlich wie die Modelle der Männer den Körper. Frauen, die in der Öffentlichkeit zu viel nackte Haut zeigen, werden am Strand verhaftet.
1930
Der Trend wandelt sich von der „vornehmen Blässe“ zur „gesunden“ Bräune. In Deutschland wird der amerikanische Zweiteiler „Palm-Beach-Combination“ zunehmend populär. Das Unterteil ist ein kurzer Rock oder eine miederartige Hose, das Oberteil ähnelt einem BH. 1932 wird der Zwickelerlass vom Preußischen Reichskommissar und dem Innenminister Franz Bracht verhängt. Er untersagt das Tragen eines Zweiteilers in der Öffentlichkeit. Die Nazis verschärfen die Normen der Badekleidung. Ausschließlich Einteiler mit Beinansatz sind erlaubt.
1946 erfindet der gelernte Automechaniker und spätere Modeschöpfer Louis Réard den Bikini. Dieser besteht aus vier Dreiecken: Zwei Dreiecke, durch eine Kordel verbunden, bilden die Hose, zwei kleine Dreiecke bedecken knapp die Brust. Am 5. Juli 1946 wird der Bikini zum ersten Mal im Pariser Bad Piscine Molitor der Öffentlichkeit präsentiert, getragen von der Stripteasetänzerin Micheline Bernadini. Der außergewöhnlich viel nackte Haut zeigende Bikini löst einen Skandal aus und erhält fast weltweit Badeverbot.
1950
Wespentaille, runde Hüften und ein voller Busen kennzeichnen das Idealbild der Frau. Die Badeanzüge werden mit einem figurmodellierenden Innenleben versehen, die die Taille zusammenschnüren und die Brust anheben. Zweiteiler eignen sich nicht, um das Schönheitsideal zu erreichen. Der Bikini wird aus der Mode verbannt. 1954 wirbt die amerikanische Vogue: „Bedeckt: der Badeanzug des Jahres 1954,…,der Badeanzug als Kleid- angezogen, nicht ausgezogen- langärmelig, hochgeschlossen, tailliert oder ausgeschnitten wie ein Kleid“, (Vogue, New York, Mai 1954). 1959 wird dem Bikini eine neue Chance gegeben. Das Frauenmagazin Constanze wirbt: „Bikinis stehen wieder hoch im Kurs“, (Constanze, 10 Juni 1950).
1960
dominieren Einteiler. Sie werden durch Strand-Capes ergänzt, die man über ihnen trägt. Der Bikini verschwindet beinahe komplett aus den Frauenmagazinen. Vereinzelt wird er noch erwähnt, um für jeden Bademodengeschmack eine Auswahl zu ermöglichen. „Die Bademode 1960 bevorzugt Bikinis, Anzüge mit kleinen Ärmeln und Shortformen“, (Constanze, 7. Juni 1960). 1962 bemüht sich die Zeitschrift Freundin um das Comeback des Bikinis: „Zwei Jahre lang hat man den Bikini totgesagt, mit Erfolg, daß er in diesem Jahr noch häufiger und verführerischer auftaucht“, (Freundin, Mai 1962). Ursula Andress verschafft dem Bikini wieder Popularität, weil sie im James Bondfilm Dr. No im Bikini bekleidet aus den Fluten des Meeres entsteigt. Auch das neue Kinogenre der Strandfilme wirbt um den Bikini. Er wird häufig als dramaturgisches Accessoire eingesetzt: „Brave Mädchen trugen einen Badeanzug und die weniger braven traten im Bikini auf“. 1963 erlischt die Bikinieuphorie erneut. Er wird durch Badeanzüge verdrängt, die die Zweiteiligkeit vortäuschen. Ihre Oberteile sind andersfarbig oder anders gemustert als ihre Unterteile, zusätzlich verstärkt ein Gürtel die optische Täuschung der Zweiteiligkeit, (Freundin, 14. Mai 1963). 1964 löst Rudi Gernreich mit dem einen neuen Skandal aus und sichert damit die nun unaufhaltsame Zukunft des Bikinis. 1965 wird das Tragen von Bikinis zumindest an einigen Stränden toleriert. Dennoch können Trägerinnen des Bikinis von der Justiz bestraft werden. So muss das 17 jährige Fotomodel Ilonka an drei Wochenenden die Fußböden von Krankenhäusern und Altersheimen putzen, weil sie auf dem Münchener Viktualienmarkt dem Bikini zum endgültigen Durchbruch verhelfen wollte. Mitte der 60er wird das Wirtschaftswachstum deutlich spürbar. Mit ihm bricht die neue Ära der Jugendrevolution an. Ein Jugendmarkt entsteht. Gleichzeitig wird eine Sexwelle losgelöst. „Sex sells“ lautet der neue Werbeslogan. „Mit einem Schuss Sex ließ sich der Umsatz nicht nur bei Zeitungen, Illustrierten, Büchern und Filmen steigern. Vom Autoreifen bis zum Schuppenshampoo setzte die Werbung erstmals vollkommen hemmungslos auf die neue Wunderwaffe“. 1966 präsentiert der Modedesigner Paco Rabanne seine neuste Strandkleidkollektion. Die Kleidungsstücke sind aus Plastik gefertigt und sollen sexy und unnahbar wirken. Ende der 60er Jahre werden freizügige und ausgefallene Modelle konzipiert, die symbolisch die Selbstverwirklichung unterstützten. In der Modebranche wird nicht nur bei der Bademode, insbesonderem dem Bikini, viel Stoff gespart, sondern auch bei den Röcken. Minirock und Bikini erinnern sowohl an die revolutionierende Jugend der 60er Jahre, als auch an die Demonstrationen, mit denen die Frauen ihre Emanzipiertheit veranschaulichten.