Interpretation von Peter Pan
Peter Pan verkörpert die Unschuld und Sorglosigkeit der Kindheit, die Lust an imaginären und oft gewalttätigen Abenteuern, ohne Sorge oder Verständnis für echte Gefahren und echtes Leid. Während alle anderen Kinder diese Erfahrungswelt (verkörpert durch dasNimmerland) irgendwann verlassen und erwachsen werden, wird Peter Pan nicht erwachsen und verändert sich nie.
Das Ende der Romanfassung zeigt dabei deutlich eine Zwiespältigkeit: Peter kann seine Kindlichkeit nur dadurch bewahren, nur dadurch unverändert bleiben, dass er alles Andere, Veränderliche schon bald vergisst, auch wenn es ihm einmal sehr wichtig war. Als er nach einem Jahr Wendy erneut begegnet, erinnert er sich nicht mehr an Captain Hook und nicht einmal an Glöckchen, die inzwischen, wie der Leser erfährt, wahrscheinlich gestorben ist. Auch Wendy vergisst er bald, und als er schließlich doch wieder zurückkehrt, ist Wendy erwachsen und hat selbst eine Tochter, die ihren Platz als Peters „Mutter“ einnimmt.
Auch wenn sich Themen wie „Indianer“ und „Piraten“ einer bestimmten Epoche zuordnen lassen, ist Peter Pan ein relativ zeitloser Roman, der Kinder aus aller Welt miteinander vereint. Peters egoistische Verhaltensweisen und „Abenteuer“ sind ebenfalls typische Verhaltensmuster von Kindern - das Geschlecht spielt dabei keine Rolle. Peter wird auch weiterhin Kinder nach Nimmerland entführen, denn, um es mit den Worten des Erzählers auszudrücken: „Alle Kinder verlassen eines Tages ihr Nimmerland, kommen nach Hause und werden erwachsen. Nur ein Kind nicht.“