Die Bundelade
Lade, Bundeslade
(hebr. 'aron) Der Schrein, in dem das Gesetz verwahrt wurde, das Mose von Jahwe selbst empfangen hatte, war der wichtigste Kultgegenstand des vorexilischen Israel.
4. Mose 10,33 berichtet, wie die Lade dem reisenden Volk vorangetragen wurde und Jahwe als Wolke über ihnen schwebt. Das Wanderheiligtum weist nicht nur den Weg, es wappnete auch gegen Feinde. Als einige ohne die Lade aufbrechen, werden sie geschlagen (4. Mose 14,44).
Die Lade wirkte Wunder. Als sie in den Jordan getragen wurde, staute sich das Wasser und ganz Israel gelangte trockenen Fusses ans andere Ufer (Mazzotfest von Gilgal, Josua 3). Im weiteren Verlauf wurde sie bei der Belagerung Jerichos eingesetzt. Sieben Tage bliesen sieben Priester das Halljahrshorn, am siebten Tag wurde die Lade siebenmal um die Stadt getragen, bis davon die Mauern Jerichos einstürzen.
Die Lade war ein (nach heutigen Maßen) 133 x 80 x 80 cm (bzw. 125 x 75 x 75 cm) messender Kasten aus vergoldetem Akazienholz. Zum Tragen waren vier Ringe daran befestigt, durch die Tragestangen gesteckt werden konnten. In dem Kasten war das Zeugnis der Gesetzestafeln gelegt, die Mose am Horeb hineingelegt hatte. Auf ihn gestellt war der goldene Gnadenstuhl, an dessen zwei Enden je ein Cherubim aus massivem Gold gesetzt waren. Die Cherubim waren einander zugewandt. Zwischen ihren nach vorn gestreckten Flügeln erschien Jahwe selbst, der von hier aus zu Mose sprach.
Die mit Wolldecken bedeckte Bundeslade trug das Nomadenvolk bei seiner Wanderung umher, nur ausgewählte Priester durften sie tragen. Denn die Lade ist ein heiliger Gegenstand und absolutes Tabu, wer die Bundeslade berührte mußte sterben. Darum hatten sich die Priester rituell zu reinigen, ehe sie sich ihr näherten (2. Mose 30,18ff.).
Nach der Niederlage gegen die Philister verlor Israel die Lade an jene. Die richtete bei denen Unheil an, etwa brachen ihnen Beulen aus, und die Philister sandten die Lade zurück. Zwei Kühe zogen den Wagen nach Beth-Semes, wo die Lade freudig willkommen geheißen wurde. Allerdings starben 50070 Menschen, weil sie die Lade gesehen hatten (1. Samuel 6,19).
Die Lade wurde z. Zt. Davids (um 1000 v. Chr.) auf dem Weg nach Jerusalem auf einem Ochsenkarren transportiert. Als die Tiere ausbrachen und die Ladung umzustürzten drohte, streckte Usa seine Hand aus, um den Fall zu verhindern und fällt tot zu Boden (2. Samuel 6,6).
David plante zur Verwahrung der Lade in Jerusalem den Bau eines Tempels, den sein Sohn Salomo 950 v. errichten ließ. Ins Innere des prächtigen Heiligtums, ins Allerheiligste, wurde die Lade gestellt, da der Herr im „Dunkel wohnen” will (1. Könige 8).
586 v. Chr., zur Zeit des Propheten Jeremia, fiel Jerusalem nach achtzehnmonatiger Belagerung durch babylonische Truppen. Der Tempel wurde zerstört und die Lade ist seither verschollen.
Die Bundeslade ist Gegenstand lebhafter Spekulation. Nicht allein ihr Verbleib, auch ihre Beschaffenheit und Funktion gibt Rätsel auf.
Nach ERICH. v. DÄNIKEN wirkte ihr Aufbau wie ein Kondensator, zwischen den beiden Goldplatten habe sich eine Ladung von mehreren hundert Volt aufgebaut. Darum durfte sich ihr niemand ohne Gefahr für Leib und Leben nähern, erwähnter Usa sei durch einen heftigen Stromschlag verstorben. V. DÄNIKEN hält sogar für möglich, daß die Lade eine Art Funkgerät war, durch den Mose und Jahwe kommunizieren konnten (Erinnerungen an die Zukunft (1970), S. 69f.).
Laut christlicher Legende wurden aus den im Tempel von Jerusalem gelagerten Brettern der Bundeslade die beiden Balken des Kreuzes Christi gezimmert. Wie einst das Gesetz Gottes von diesem Holz getragen wurde, so sollte nun der Verheißene selbst auf ihm lasten („Die Schatzhöhle” (m'arrat gazzê), aus der Schule Ephraims des Syrers, zit. n. Carl Bezold, Leipzig 1883).