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Der Schütze und die Jungfrau
Beendet
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Maron wälzte sich unruhig in ihrem Bett hin und her. Schon seit zwei Stunden konnte sie keinen Schlaf mehr finden. Vor ihren Augen tauchte immer wieder Chiaki's Gesicht auf; nein das von Sindbad! Wie konnte er ihr das nur antun? Sie hatte ihm vertraut, sie offenbarte ihm ihre Gefühle und er hat sie nur benutzt! In ihren Gedanken wiederholte sich immer wieder der gleiche Satz: Chiaki ist Sindbad! Wenn sie nur daran dachte, wie er sie damals auf dem Dach geküsst hatte. Jetzt weiss sie, dass es Chiaki war. Ihren allerersten Kuss hatte sie sich eingentlich ganz anders vorgestellt. Maron seufzte, als sie diese Szene zum hundertsten Mal in ihren Gedanken durchspielte: Sie würde mit dem Mann ihrer Träume in einem Park voller blühender Blumen und prächtigen, farbenfrohen Bäumen laufen. Irgendwann würde er sie zart bei der Hand nehmen und sie küssen, ohne Worte, voller Zärtlichkeit. Maron starrte an die schwarze Decke ihres Zimmers. Plötzlich erhob sie sich vom Bett, zog ihre Kleider an und verliess das Appartement. Ein paar Zimmer weiter schlug Chiaki seine Augen auf.
Maron lief ziellos auf den verlassenen Strassen der kleinen Stadt. Es war eine wundervoll warme Sommernacht und der Mond erhellte den Weg. Maron ging wie in einem Traum und plötzlich fand sie sich vor den Toren des Stadtparks wieder. Sie waren geöffnet. Maron fragte sich nicht warum, sondern betrat den Park und spürte die Ruhe und den Frieden der Nacht. Es erschien ihr alles so friedlich, kein Geräusch war zu hören. Maron fühlte sich entspannt, frei von ihren Sorgen und dachte für ein paar Minuten nicht an Chiaki.
Maron setzte sich auf die Bank mit Blick auf das Meer. Die Sterne spiegelten sich auf der Wasseroberfläche und in der Ferne meinte sie Delfine springen zu sehen. Die Nacht war so schön, so voller Geheimnisse. "Chiaki", flüsterte Maron. "Ich wünschte, du wärst jetzt hier." Sie fühlte, wie eine Träne auf ihre Hand tropfte.
Plötzlich spürte Maron einen sanften Druck auf ihrer Schulter. "Chiaki!", rief sie und drehte sich um. Aber es waren nicht Chiaki's Augen, die die ihren trafen...
PART 2
Vor ihr stand Shikaido und lächelte. Maron's Wangen röteten sich und sie wendete ihren Blick ab.
"Darf ich mich zu dir setzten?", fragte er.
"Wieso nicht?" erwiderte sie etwas zaghaft.
"Das ist nett von dir..."
Shikaido setzt sich auf das linke Ende der Sitzbank.
"Was machen sie eingentlich hier mitten in der Nacht?" wollte Maron wissen.
"Dasselbe könnte ich dich fragen!" erwiderte er, die Augen auf das Meer gerichtet.
"Ich konnte nicht schlafen..."
"Hm...ich auch nicht. Wir haben wohl mehr gemeinsam, als uns klar ist." Mit diesen Worten rückte Shikaido näher zu Maron. Maron spürte, wie ihre Wangen noch ein bisschen heisser wurden. Nein, dachte sie, was soll denn das!? Sie spürte seinen Blick, der auf ihr ruhte. Einige Sekungen herrschte Stille. Maron kam dieser Moment wie Stunden vor. Was machte sie eingentlich hier mit diesem Mann?
"Maron, ist es dir unangenehm, wenn ich hier sitzte?" fragte er schliesslich.
Ohne zu zögern antwortete sie: "Nein! Ich bitte sie, gehen sie nicht." Und ganz leise fügte sie hinzu: "Verlassen sie mich nicht auch noch."
Shikaido erwiderte nichts darauf sondern starrte weiter in den Sternenhimmel.
"Siehst du dort das Sternenbild des Drachen?"
"Wo?"
Mit dem Zeigefinger drückte er auf ihren Kiefer und richtete ihren Kopf somit in die richtige Position.
"Dort! Wo die beiden hellen Sterne ganz nahe beieinander zu sein scheinen. Hast du gewusst, dass zu jedem Sternenbild ein Krieger gehört, der unter diesem Zeichen für Gerechtigkeit und Ordnung im Reich der Sterne sorgt? Es gibt zum Beispiel einen Krieger, der unter dem Zeichen des Sagittarius, des Schützen kämpft, oder ein anderer ist ein Schwan und wieder ein anderer ein Wassermann oder ein Löwe. Zum Sternenbild der Jungfrau gehört eine weibliche Kämpferin. Sie ist eine der mächtigsten und nebenbei auch die schönste Kriegerin, die das Reich der Sterne je gesehen hatte. Die Jungfrau war dem Schützen vorbestimmt und sie sollten einmal gemeinsam das Königreich regieren. Die Krieger wachten über die Erde, griffen in gefährlichen Situationen ein und beschützten die Menschen, die auf der guten Seite standen."
[Anmerkung der Autorin: Sagittarius ist der griechische Name für das Sternzeichen des Schützen. Das Wort wird auch im Englischen Sprachgebrauch verwendet. Die Sternenbilder des Drachen, Schwans, Löwe, Jungfrau usw. existieren natürlich wirklich.]
"Existiert dieses Reich noch?"
"Nein. Mit dem Tod der Jungfrau brach das Gleichgewicht über das Reich zusammen. Sagittarius verkaufte daraufhin seine Seele dem Bösen. Was geblieben ist, sind die Sterne." Shikaido wandte seinen Blick ab. Maron glaubte, eine Träne in seinen Augen glitzern zu sehen, doch sie war sich sicher, dass sie sich täuschte.
"Aber reden wir nicht mehr darüber. Ich langweile dich doch nur." Shikaido fuhr mit seinen Fingern durch sein langes Haar.
Ein Schauer lief Maron über den Rücken. Ihre Hand klammerte sich am Holz der Bank fest. Dieser Mann hatte etwas an sich, etwas ungemein anziehendes und attraktives. Das helle Mondlicht liess seine Gesichtszüge zarter erscheinen. Als Maron weiter schwieg, ergriff er widerum das Wort.
"Was denkst du jetzt gerade?"
Maron fühlte sich ertappt. Es schien fast so, als ob er ihre Gedanken lesen konnte. Sie war sicher, dass er wusste, dass sie sich gerade vorgestellt hatte, wie...
Maron hatte keine Gelegenheit, ihren Gedanken zuende zu führen. Shikaido nahm ihre Hände in die seinen und sagte voller Bewunderung: "Wie zart deine Finger sind. Wie die einer...Königin."
Wie in einem Traum sah Maron, wie er ihre Hände langsam zu seinem Gesicht führte. Maron schloss die Augen und hielt den Atem an. Ihr Herz pochte und sie spürte Schweissperlen auf ihrer Stirn. Als seine Lippen ihren rechten Handrücken berührten, zuckte sie leicht, behielt die Augen jedoch geschlossen. Es war ein Gefühl, wie sie ihre Hand durch eine Wolke hindurch schweben lassen würde. Auf einmal riss Maron ihre Augen auf und zog die Hand zurück. Sie erhob sich hastig von der Bank und wollte davonrennen, doch Shikaido liess ihren Arm nicht los.
"Es tut mir leid" schluchzte sie. Als sie sich von ihm losreissen wollte, übersah sie den grossen Stein, der direkt vor der Bank im Gras lag. Sie stolperte, doch bevor sie auf den Boden fiel klammerte sie sich an Shikaido fest. Er liess sich mit ihr ins Gras fallen. Als Maron ihre Augen wieder öffnete, blickte sie direkt in seine Augen. Sein Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt. Ihr Kopf war auf seiner linken Hand gebettet. Darunter spürte Maron einen harten Stein. Es war der Stein, über den sie gestolpert war. Maron wurde schlagartig klar, dass Shikaido ihr warscheinlich soeben das Leben gerettet hatte. Nicht auszudenken, was passiert wäre wenn ihr Kopf auf den harten Stein geprallt wäre. Shikaido machte keine Anstalten, sich zu erheben. Auch Maron rührte sich nicht. Sie traute sich nicht einmal zu atmen. Plötzlich sah sie Jeanne D'Arc's Gesicht vor sich und bevor sie realisierte was sie tat, umfasste sie den Kopf des Mannes und....küsste ihn! Maron kam es vor, als ob nicht sie sondern Jeanne Shikaido umarmte. Dieser war sichtlich überrascht, dann erwiderte er den Kuss, erst zaghaft dann leidenschaftlich. Für Maron war es ein unbeschreibliches Gefühl, seine kühlen Lippen auf ihrem Mund zu spüren. Sie fühlte wie sein Herz an ihrer Brust schlug.
Plötzlich durchzuckte sie den Gedanken an Chiaki wie ein eisiger Blitz. Sie stiess Shikaido von sich, erhob sich hastig und rannte davon. Sie war total verwirrt, zu verwirrt um Shikaido's Rufe zu hören.
"Meine geliebte Jeanne", flüsterte Shikaido. "Wie lange habe ich auf dich gewartet und endlich habe ich dich gefunden. Ich kann dich nicht wieder gehen lassen."
Jemand drückte Maron gegen einen Baum.
"Es tut mir leid", schluchzte sie, als sie endlich wieder zu Atem kam.
"Was sollte das eben, Maron?" fragte Shikaido. "Warum hast du mich geküsst?"
"Ich weiss nicht, ich weiss nicht. Es tut mir so leid, ich weiss nicht was über mich gekommen ist. Ich war nicht ich selbst."
"Das muss dir ganz bestimmt nicht leid tun. Jeanne." Er fuhr mit seiner Hand durch ihr Haar.
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PART 1
Maron wälzte sich unruhig in ihrem Bett hin und her. Schon seit zwei Stunden konnte sie keinen Schlaf mehr finden. Vor ihren Augen tauchte immer wieder Chiaki's Gesicht auf; nein das von Sindbad! Wie konnte er ihr das nur antun? Sie hatte ihm vertraut, sie offenbarte ihm ihre Gefühle und er hat sie nur benutzt! In ihren Gedanken wiederholte sich immer wieder der gleiche Satz: Chiaki ist Sindbad! Wenn sie nur daran dachte, wie er sie damals auf dem Dach geküsst hatte. Jetzt weiss sie, dass es Chiaki war. Ihren allerersten Kuss hatte sie sich eingentlich ganz anders vorgestellt. Maron seufzte, als sie diese Szene zum hundertsten Mal in ihren Gedanken durchspielte: Sie würde mit dem Mann ihrer Träume in einem Park voller blühender Blumen und prächtigen, farbenfrohen Bäumen laufen. Irgendwann würde er sie zart bei der Hand nehmen und sie küssen, ohne Worte, voller Zärtlichkeit. Maron starrte an die schwarze Decke ihres Zimmers. Plötzlich erhob sie sich vom Bett, zog ihre Kleider an und verliess das Appartement. Ein paar Zimmer weiter schlug Chiaki seine Augen auf.
Maron lief ziellos auf den verlassenen Strassen der kleinen Stadt. Es war eine wundervoll warme Sommernacht und der Mond erhellte den Weg. Maron ging wie in einem Traum und plötzlich fand sie sich vor den Toren des Stadtparks wieder. Sie waren geöffnet. Maron fragte sich nicht warum, sondern betrat den Park und spürte die Ruhe und den Frieden der Nacht. Es erschien ihr alles so friedlich, kein Geräusch war zu hören. Maron fühlte sich entspannt, frei von ihren Sorgen und dachte für ein paar Minuten nicht an Chiaki.
Maron setzte sich auf die Bank mit Blick auf das Meer. Die Sterne spiegelten sich auf der Wasseroberfläche und in der Ferne meinte sie Delfine springen zu sehen. Die Nacht war so schön, so voller Geheimnisse. "Chiaki", flüsterte Maron. "Ich wünschte, du wärst jetzt hier." Sie fühlte, wie eine Träne auf ihre Hand tropfte.
Plötzlich spürte Maron einen sanften Druck auf ihrer Schulter. "Chiaki!", rief sie und drehte sich um. Aber es waren nicht Chiaki's Augen, die die ihren trafen...
PART 2
Vor ihr stand Shikaido und lächelte. Maron's Wangen röteten sich und sie wendete ihren Blick ab.
"Darf ich mich zu dir setzten?", fragte er.
"Wieso nicht?" erwiderte sie etwas zaghaft.
"Das ist nett von dir..."
Shikaido setzt sich auf das linke Ende der Sitzbank.
"Was machen sie eingentlich hier mitten in der Nacht?" wollte Maron wissen.
"Dasselbe könnte ich dich fragen!" erwiderte er, die Augen auf das Meer gerichtet.
"Ich konnte nicht schlafen..."
"Hm...ich auch nicht. Wir haben wohl mehr gemeinsam, als uns klar ist." Mit diesen Worten rückte Shikaido näher zu Maron. Maron spürte, wie ihre Wangen noch ein bisschen heisser wurden. Nein, dachte sie, was soll denn das!? Sie spürte seinen Blick, der auf ihr ruhte. Einige Sekungen herrschte Stille. Maron kam dieser Moment wie Stunden vor. Was machte sie eingentlich hier mit diesem Mann?
"Maron, ist es dir unangenehm, wenn ich hier sitzte?" fragte er schliesslich.
Ohne zu zögern antwortete sie: "Nein! Ich bitte sie, gehen sie nicht." Und ganz leise fügte sie hinzu: "Verlassen sie mich nicht auch noch."
Shikaido erwiderte nichts darauf sondern starrte weiter in den Sternenhimmel.
"Siehst du dort das Sternenbild des Drachen?"
"Wo?"
Mit dem Zeigefinger drückte er auf ihren Kiefer und richtete ihren Kopf somit in die richtige Position.
"Dort! Wo die beiden hellen Sterne ganz nahe beieinander zu sein scheinen. Hast du gewusst, dass zu jedem Sternenbild ein Krieger gehört, der unter diesem Zeichen für Gerechtigkeit und Ordnung im Reich der Sterne sorgt? Es gibt zum Beispiel einen Krieger, der unter dem Zeichen des Sagittarius, des Schützen kämpft, oder ein anderer ist ein Schwan und wieder ein anderer ein Wassermann oder ein Löwe. Zum Sternenbild der Jungfrau gehört eine weibliche Kämpferin. Sie ist eine der mächtigsten und nebenbei auch die schönste Kriegerin, die das Reich der Sterne je gesehen hatte. Die Jungfrau war dem Schützen vorbestimmt und sie sollten einmal gemeinsam das Königreich regieren. Die Krieger wachten über die Erde, griffen in gefährlichen Situationen ein und beschützten die Menschen, die auf der guten Seite standen."
[Anmerkung der Autorin: Sagittarius ist der griechische Name für das Sternzeichen des Schützen. Das Wort wird auch im Englischen Sprachgebrauch verwendet. Die Sternenbilder des Drachen, Schwans, Löwe, Jungfrau usw. existieren natürlich wirklich.]
"Existiert dieses Reich noch?"
"Nein. Mit dem Tod der Jungfrau brach das Gleichgewicht über das Reich zusammen. Sagittarius verkaufte daraufhin seine Seele dem Bösen. Was geblieben ist, sind die Sterne." Shikaido wandte seinen Blick ab. Maron glaubte, eine Träne in seinen Augen glitzern zu sehen, doch sie war sich sicher, dass sie sich täuschte.
"Aber reden wir nicht mehr darüber. Ich langweile dich doch nur." Shikaido fuhr mit seinen Fingern durch sein langes Haar.
Ein Schauer lief Maron über den Rücken. Ihre Hand klammerte sich am Holz der Bank fest. Dieser Mann hatte etwas an sich, etwas ungemein anziehendes und attraktives. Das helle Mondlicht liess seine Gesichtszüge zarter erscheinen. Als Maron weiter schwieg, ergriff er widerum das Wort.
"Was denkst du jetzt gerade?"
Maron fühlte sich ertappt. Es schien fast so, als ob er ihre Gedanken lesen konnte. Sie war sicher, dass er wusste, dass sie sich gerade vorgestellt hatte, wie...
Maron hatte keine Gelegenheit, ihren Gedanken zuende zu führen. Shikaido nahm ihre Hände in die seinen und sagte voller Bewunderung: "Wie zart deine Finger sind. Wie die einer...Königin."
Wie in einem Traum sah Maron, wie er ihre Hände langsam zu seinem Gesicht führte. Maron schloss die Augen und hielt den Atem an. Ihr Herz pochte und sie spürte Schweissperlen auf ihrer Stirn. Als seine Lippen ihren rechten Handrücken berührten, zuckte sie leicht, behielt die Augen jedoch geschlossen. Es war ein Gefühl, wie sie ihre Hand durch eine Wolke hindurch schweben lassen würde. Auf einmal riss Maron ihre Augen auf und zog die Hand zurück. Sie erhob sich hastig von der Bank und wollte davonrennen, doch Shikaido liess ihren Arm nicht los.
"Es tut mir leid" schluchzte sie. Als sie sich von ihm losreissen wollte, übersah sie den grossen Stein, der direkt vor der Bank im Gras lag. Sie stolperte, doch bevor sie auf den Boden fiel klammerte sie sich an Shikaido fest. Er liess sich mit ihr ins Gras fallen. Als Maron ihre Augen wieder öffnete, blickte sie direkt in seine Augen. Sein Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt. Ihr Kopf war auf seiner linken Hand gebettet. Darunter spürte Maron einen harten Stein. Es war der Stein, über den sie gestolpert war. Maron wurde schlagartig klar, dass Shikaido ihr warscheinlich soeben das Leben gerettet hatte. Nicht auszudenken, was passiert wäre wenn ihr Kopf auf den harten Stein geprallt wäre. Shikaido machte keine Anstalten, sich zu erheben. Auch Maron rührte sich nicht. Sie traute sich nicht einmal zu atmen. Plötzlich sah sie Jeanne D'Arc's Gesicht vor sich und bevor sie realisierte was sie tat, umfasste sie den Kopf des Mannes und....küsste ihn! Maron kam es vor, als ob nicht sie sondern Jeanne Shikaido umarmte. Dieser war sichtlich überrascht, dann erwiderte er den Kuss, erst zaghaft dann leidenschaftlich. Für Maron war es ein unbeschreibliches Gefühl, seine kühlen Lippen auf ihrem Mund zu spüren. Sie fühlte wie sein Herz an ihrer Brust schlug.
Plötzlich durchzuckte sie den Gedanken an Chiaki wie ein eisiger Blitz. Sie stiess Shikaido von sich, erhob sich hastig und rannte davon. Sie war total verwirrt, zu verwirrt um Shikaido's Rufe zu hören.
"Meine geliebte Jeanne", flüsterte Shikaido. "Wie lange habe ich auf dich gewartet und endlich habe ich dich gefunden. Ich kann dich nicht wieder gehen lassen."
Jemand drückte Maron gegen einen Baum.
"Es tut mir leid", schluchzte sie, als sie endlich wieder zu Atem kam.
"Was sollte das eben, Maron?" fragte Shikaido. "Warum hast du mich geküsst?"
"Ich weiss nicht, ich weiss nicht. Es tut mir so leid, ich weiss nicht was über mich gekommen ist. Ich war nicht ich selbst."
"Das muss dir ganz bestimmt nicht leid tun. Jeanne." Er fuhr mit seiner Hand durch ihr Haar.
Er nannte mich Jeanne! Er weiss wer ich bin! Das kann doch nicht möglich sein! Maron war entsetzt.
"Nein, hör auf", schrie Maron und stiess ihn von sich. "Ich liebe doch Chiaki!" Mit diesen Worten rannte sie davon. Shikaido sah ihr nach, mit ausdruckslosem Geschicht.
"Jeanne", flüsterte er.
PART 3
Maron rannte den ganzen Weg bis nach Hause. Als sie in ihrem Appartement ankam, legte sie sich ins Bett, ohne ihren Schlafanzug anzuziehen. Als sie die Augen schloss, spürte sie, dass noch jemand im Zimmer war. Sie knipste die Nachttischlampe an und stiess einen Schrei aus.
"Chiaki!"
Chiaki kniete neben ihrem Bett und starrte sie an.
"Ich habe mir grosse Sorgen um dich gemacht, Maron. Wo warst du mitten in der Nacht?"
Maron antwortete nicht auf die Frage.
"Verschwinde Sindbad. Ich will dich nicht sehen. Nie wieder!"
"Maron bitte, hör mir doch zu, nur dieses eine Mal! Ich habe dir nicht gesagt, dass ich Sindbad bin, weil ich dich beschützten wollte. Du hast gedacht, Sindbad sei dein Feind. Und ich wusste, dass du dich nicht in deinen Feind verlieben würdest, sondern in deinen Freund, in mich, Chiaki!"
Maron wollte die Bettdecke über ihr Gesicht ziehen, doch Chiaki hielt sie davon ab.
"Sagst du denn gar nichts dazu?" wollte er wissen. Mit zusammengekniffenen Augen sah er Maron's Gesicht genauer an.
"Aber du glühst ja förmlich! Was ist denn mit dir los? Ist es dir etwa unangenehm, dass ich neben deinem Bett knie?
"Nein, das ist es nicht, obwohl ich möchte, dass du jetzt gehst."
"Das werde ich nicht tun. Nicht bevor wir uns vernünftig unterhalten haben."
Chiaki flüsterte plötzlich.
"Maron, du weisst doch dass ich dich liebe. Die neusten Vorfälle haben nichts an meinen Gefühlen für dich geändert. Ich liebe dich genauso wie vorher, wenn nicht noch mehr. Ich will nicht, dass du je wieder einsam bist. Du verdienst einen Freund, mit dem du reden kannst, jemand der dich nie verlässt. Ich will diese Person für dich sein."
Chiaki fiel auf, dass Maron seltsam abwesen wirkte.
"Was ist denn nur los mit dir? Maron, sag es doch endlich!"
Nach einer langen Pause sagte Maron: "Ich habe heute nacht Shikaido geküsst."
Chiaki's Gesicht wurde bleich. Er erhob sich mit einem Ruck.
"Du willst mir jetzt nur heimzahlen, was ich dir angetan habe!" schrie er unbeherrscht. Maron sah in traurig an und schüttelte den Kopf.
"Ich interessiere mich nicht mehr für dich Chiaki. Es ist vorbei, lass mich bitte in Ruhe. Du tust mir nicht nocheinmal weh. Nocheinmal würde ich es nicht überleben. Und jetzt geh!"
Chiaki hatte Tränen in den Augen, wischte sie sich aber energisch weg. Langsam entfernte er sich von ihrem Bett, riss die Wohnungstüre auf und stolperte auf den Flur. Dort lehnte er sich an die Wand und fing hemmungslos an zu schluchzen.
Maron drückte das Kopfkissen an ihre Ohren, um ihn nicht hören zu können.
"Chiaki, bitte verzeih mir...ich habe es nicht so gemeint."
Nein, sie durfte ihm das nicht antun. Nur weil sie sich verletzt fühlte, durfte sie nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Das wäre unrecht und verstiess gegen ihre Moralvorstellungen. Und ausserdem liebte sie ihn, was das ganze natürlich noch viel komplizierter machte, auch die Sache mit Shikaido. Maron warf energisch die Decke zurück und rannte zur Tür. War Chiaki noch da? Sie hörte ihn nicht mehr. Sie hastete auf den Flur und sah gerade noch, wie Chiaki die Tür zu seiner Wohnung zuschlug. Maron klopfte und bat ihn ihr doch bitte zu öffnen.
"Chiaki, es tut mir so leid. Bitte, ich möchte mir dir reden!"
Sie hörte, wie sich der Schlüssel auf der anderen Seite drehte. Maron's Atem stockte, als sie Chiaki's Gesicht sah. Er stand vor ihr, die Tränen liefen ihm über die Wangen und seine Hände zitterten.
"Oh Gott, Chiaki!" Maron vergass ihre ganze Wut über seine Lügen und dachte nur noch daran, dass sie ihn von ganzem Herzen liebte und ihn nicht leiden sehen wollte. Sie umarmte ihn und flüsterte: "Bitte weine nicht." Sie küsste ihm eine Träne weg, die über sein Gesicht lief.
"Lass uns hineingehen, ja?" Maron führte ihn zur Couch und setzte sich neben ihn.
"Maron", schluchzte er. "Ich dachte, ich hätte dich verloren!"
"Aber ich bin doch da!"
"Ich liebe dich so sehr, dass es schmerzt. Bitte verlass mich nicht Maron!"
Jetzt traten auch Maron die Tränen in die Augen. Sie legte ihren Kopf an seine Brust. Er schien sich zu beruhigen und strick mit seinen Händen über ihren Rücken. Einige Minuten umarmten sie sich und spendeten sich gegenseitig Trost.
"Hast du unseren Kuss damals im Wald vergessen?" fragte er schliesslich.
"Wie könnte ich. Chiaki was ich vorher zu dir gesagt habe, habe ich nicht so gemeint. Wenn man einen Menschen liebt und von ihm enttäuscht wurde, ist es schwierig ihm nochmal ganz zu vertrauen."
"Du...du liebst mich Maron?" Chiaki starrte sie an.
"Die Antwort kennst du doch."
Chiaki umfasste Maron's Gesicht mit beiden Händen, lächelte und küsste sie auf die Stirn. Bevor er sie auf den Mund küsste, flüsterte er: "Die Liebe findet immer einen Weg. Unserer wird sich von nun an nie wieder trennen."
In diesem Augenblick ertönte plötzlich eine sanfte Melodie und eine Ecke des Zimmers leuchtete in einem strahlenden und glitzernden Licht. Aus diesem Licht formte sich langsam eine wunderschöne weibliche Gestalt.
PART 4
Chiaki nahm Maron bei der Hand. Beide blickten ungläubig und wie erstarrt auf die wundersame Erscheinung. Vor ihnen stand eine Frau mit langen blonden Haaren, eingehüllt in ein weisses Kleid mit roten Schleifen.
"Ich bin die Seele von Jeanne D'Arc, die vor kurzem noch in deinem Körper geweilt hat, Maron."
Maron und Chiaki schwiegen verdutzt, unfähig etwas zu erwidern. Jeanne fuhr fort:
"Maron, in deinem Körper wohnten 2 Seelen, die von Maron Kusakabe, dem normalen Mädchen und die von mir, Jeanne D'Arc. Du bist die Reinkarnation von mir aber nur teilweise. Nun ist die Zeit gekommen, dass meine Seele aus deinem Körper weicht und ihn ganz dem Mädchen Maron überlässt. Du wirst dich nun nur noch ein einziges Mal in Jeanne verwandeln können."
"Aber ich verstehen nicht..."
"Maron, nun werde ich dir meine ganze Geschichte erzählen. Mach dich bitte auf einiges gefasst!"
Jeanne näherte sich den beiden und setzte sich auf den Boden. Der sanfte Lichtschimmer begleitete sie bei jeder ihrer Bewegungen. Jeanne sprach:
"Ich wurde im Sternzeichen der Jungfrau geboren. Meine Kindheit verlief normal, ich lebte in einem kleinen Dorf in Frankreich und verrichtete fleissig meine Arbeiten. Als ich etwa 16 Jahre alt war, erschien mir eine fremde Gestalt, die mir mitteilte, dass ich eine Auserwählte des Reiches der Sterne sei. Ich wäre dazu bestimmt, unter dem Sternzeichen der Jungfrau auf der Erde für Ordnung, Liebe und Gerechtigkeit zu sorgen. Mir wurde erklärt, dass im Reich der Sterne noch viele weitere Krieger existierten, die wie ich als Menschen auf der Erde lebten. Sie vefügten über geheime Kräfte und wurden von Gott beschützt. Ihre Körper waren jedoch nicht unsterblich, nur die Seele würde niemals vernichtet werden können, sondern würde immer Wiedergeboren. Und so kam es, dass ich eine Kriegerin Gottes wurde. Ich sah meinem Schicksal ins Auge und kämpfte für das Volk auf der Erde. Eines Tages wurde ich in das Reich der Sterne beordert, wo mir Sagittarius, der Krieger unter dem Sternzeichen des Schützen vorgestellt wurde. Mir wurde gesagt, dass wir heiraten sollten, um die neuen Herrscher des Reiches zu werden. Dagegen hatte ich nichts einzuwenden, denn wir verliebten uns auf den ersten Blick ineinander. Nach der Hochzeit mussten wir eine Bewährungsprobe bestehen. Gemeinsam sollten wir das französische Volk in einer letzten grossen Schlacht von der Knechtschaft des Adels befreien. Sagittarius und ich begaben uns auf das Schlachtfeld. Ich wurde von einem Pfeil getroffen, doch bevor weitere Geschosse mich treffen konnten, beschützte mich Sagittarius mit seinem eigenen Leibe. Er schrie, ich solle weglaufen, doch ich wollte ihn nicht im Stich lassen. Wir bemerkten nicht, dass sich jemand von hinten näherte und mir ein Schwert in den Rücken rammte. Ich sackte zu Boden und war sofort tot. Sagittarius konnte meinen Tod nicht fassen, er schrie und weinte, schüttelte meinen leblosen Körper, doch es brachte nichts. Er war so verzweifelt über meinen Tod, dass er seine Seele dem bösen König verschrieb. Er schwörte sich, dass er Jeanne's Seele wiederfinden würde (da sie ja Wiedergeboren werden würde), auch wenn es hunderte von Jahren dauerte. Der böse König schenkte ihm ewiges Leben, doch dafür nahm er ihm die Fähigkeit, zu lieben. Es blieb ihm nur noch die Erinnerung an seine geliebte Jeanne und an das Gefühl der Liebe. Auch meine Seele hat jahrhunderte lang nach Sagittarius gesucht. Ich liebe ihn noch immer, auch wenn er jetzt böse geworden ist. Ich bin mir sicher, wenn wir uns einmal wiedergefunden haben, wird er sich an unsere wundervolle Zeit erinnern und sich vom bösen König abwenden. Wie du ja weisst Maron, habe ich seit deiner Geburt in deinem Körper gewohnt. Meistens hat deine Seele, dein Bewusstsein als Maron die Überhand behalten, nur wenn du dich mit Hilfe von Fin in Jeanne's Körper verwandelt hast, wurdest du zu Jeanne."
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Jeanne hielt kurz inne.
"Aber heute nacht ist etwas passiert...etwas dass meine Seele von deinem Körper getrennt hat."
Maron wusste, was sie meinte und wich Chiaki's fragendem Blick aus. Sie strich mit den Fingern über ihre Lippen.
Jeanne nickte und fuhrt fort: "Meine Seele suchte nach meinem Geliebten, den ich aber nicht auf den ersten Blick erkennen konnte. Nur durch einen Kuss konnte ich mir sicher sein, dass er mein geliebter Sagittarius ist. Es war nicht Maron, der ihn geküsst hat sondern ich war es."
"Shikaido!!!" schrie Maron. "Er ist Sagittarius!"
Chiaki ergriff das Wort: "Aber das kann doch nicht sein oder? Ich mag Shikaido nicht aber ich würde nicht gerade behaupten, dass er seine Seele dem Teufel verkauft hat."
"Chiaki, du übersiehst da was", erklärte Jeanne. "Shikaido ist nicht der, der er zu sein scheint. Der Körper des Lehrers ist nicht seine wahre Gestalt. Er dient dem Bösen...er ist ein Dämon."
"Ein Dämon!" flüsterte Maron. "Aber dann müsste ich ihn ja unschädlich machen!"
Mit bedrückter Stimme erwiderte Jeanne: "Du hast recht Maron. Jeanne's Aufgabe ist, es die Welt vor dem Bösen zu beschützen, also auch Dämonen zu vernichten. Theoretisch müsste ich meinen Sagittarius auch töten..."
Maron unterbrach sie: "Aber Jeanne, willst du wirklich den Mann töten, den du liebst!?"
"Ich hoffe, dass es nicht soweit kommen wird. Ich sagte vorher, dass ich glaube, dass er sich wieder an unsere gemeinsame Zeit erinnert und sich vom Bösen abwendet. Wenn das geschehen sollte, ist es natürlich nicht nötig, ihn zu töten. Aber wenn nicht...Ich kann meine Gefühle nicht vor meine Aufgabe als Jungfrau stellen! Es gibt noch ein weiteres Problem: Sagittarius weiss, dass meine Seele in Maron wohnte. Er wird sich von nun an nicht mehr in den Körper Shikaido's verwandeln. Leider kenne ich weder seine Gestalt als Dämon noch sein Name, den er vom Bösen König erhalten hat. Es wird fast unmöglich sein, ihn zu finden..."
"Ausser er gibt sich zu erkennen", bemerkte Chiaki. "Ich habe da so einen Verdacht...Maron, denk doch mal nach. Wieviele Dämonen gibt es in dieser Stadt? Die schwachen Dämonen gegen die wir bis jetzt gekämpft haben, wurden von zwei starken Dämonen ausgesendet: Misto und...Noin!"
"Willst du damit sagen, dass Shikaido eigentlich Noin war!?" Maron schüttelte den Kopf. "Nein, das glaube ich nicht. Ich spürte keinen Hass, keine Bosheit wenn ich mit ihm zusammen war. Jeanne, was sagst du...."
Jeanne war plötzlich verschwunden.
"Chiaki, was sollen wir denn jetzt nur tun? Ich muss mich in Jeanne verwandeln und diesen Sagittarius suchen!"
"Maron warte! Hast du die Worte Jeanne's vergessen!? Du kannst dich nur noch ein einziges Mal in sie verwandeln! Also plane diese Verwandlung und hebe sie auf, bis sie wirklich notwendig ist! Ich kann mich jedoch weiterhin in Sindbad verwandeln und so werde ich versuchen, Noin zu finden und ihn vernichten!"
"Bist du von Sinnen! Falls Noin wirklich Sagittarius sein sollte, dann kannst du ihn nicht töten!"
"Und wieso nicht!? Er ist ein Dämon!"
"Aber Jeanne liebt ihn! Wir können ihn nicht töten!"
"Ich glaube nicht daran, dass Jeanne ihn bekehren kann! Sie unterschätzt die Kräfte des bösen Königs. Er wird seinen Dämon nicht einfach so aufgeben! Es könnte zur Katastrophe kommen!"
Chiaki rief nach Access und stürmte aus der Wohnung.
"Warte, ich komme mit!" Maron rannte ihm hinterher.
PART 5
Maron hatte Chiaki schon auf der Treppe eingeholt und als sie aus dem Haus stürmte, schrie sie: "Noin, wo bist du? Zeig dich endlich!"
Chiaki folgte ihr, packte sie am Arm und drückte sie gegen einen Lichtmast. "Es ist zu gefährlich für dich! Noin ist mächtig und ganz bestimmt nicht dumm. Wenn du dich nicht mehr in Jeanne verwandeln kannst, bist du total schutzlos. Bitte komm doch zur Besinnung und lass mich das machen!"
Maron blickte in Chiaki's Gesicht, das von der Laterne erhellt wurde. Er war sehr aufgebracht und Maron erkannte, dass der blosse Gedankte, sie in Gefahr zu sehen Chiaki fast in den Wahnsinn trieb.
"Hast du vergessen, was du vorhin in deiner Wohnung zu mir gesagt hast?" Maron sprach ruhig und fasste Chiaki an den Händen. "Wir wollten uns doch niemals wieder trennen...egal was passiert. Stell dir doch nur mal vor, welch perfektes Team wir sein könnten! Du als Sindbad und ich als Jeanne kämpfen zusammen diesen letzten Kampf! Danach wird es vorbei sein und wir können endlich..."
"...endlich tun, was andere Liebende auch tun." Chiaki beendete den Satz und lächelte verträumt.
"Doch bevor es soweit ist, müssen wir uns Noin stellen!" Maron setzte sich auf den Boden und seufzte.
"Noin weiss, dass wir ihn suchen. Es wird nicht lange dauern, bis er auftaucht." Plötzlich schweifte Maron's Blick in die Ferne. "Versprich mir, dass du kein Schachmatt setzten wirst. Ich will nicht, dass er stirbt."
Chiaki setzte sich neben Maron und legte den Arm um ihre Schultern. "Du weisst, dass ich dir das nicht versprechen kann. Wenn du in Gefahr bist, ist mir alles andere egal. Mein einziges Interesse ist es, dich zu beschützen, egal was der Preis dafür sein sollte. Ich würde sogar...mein eigenes Leben für dich geben!"
Entsetzt legte Maron ihre Hand auf Chiakis Mund und bat: "Bitte, sag das nicht!"
Sanft stiess Chiaki Maron's Hand weg und flüsterte: "Was wäre das denn für eine Liebe, wenn ich es nicht tun würde. Ein liebendes Herz ist frei von Egoismus und will nur das Beste für den geliebten Menschen. Ich würde lieber sterben, als dich leiden zu sehen! Und wenn dir tatsächlich etwas zustossen würde, möchte ich nicht mehr weiterleben, denn ich könnte es mir niemals verzeihen."
"Bitte Chiaki, rede nicht so! Das klingt ja schon fast so als ob...als ob du eine...Vorahnung hättest!"
Chiaki verstummte und drückte Maron fester an sich. "Keine Vorahnung, nur die Wahrheit", flüsterte er in ihr Ohr.
Plötzlich, ohne Vorwarnung erhellte ein greller Blitz den Himmel. Eine dunkle Gestalt erschien. Sie schwebte einige Meter über dem Boden und blickte auf das Paar hinab. Es war Noin.
"Wir werden sehen, wie weit eure Liebe gehen wird...", murmelte er zu sich selbst und liess sich neben Maron auf den Boden gleiten.
"Meine wunderschöne Jeanne", sagte er. "Nun ist es Zeit für uns."
Chiaki stellte sich schützend vor Maron und sah Noin mit herausforderndem Blick an. "Wenn du sieh noch einmal berührst bist du tot!"
"Mein Lieber Chiaki, ich tat schon viel mehr, als sie nur zu berühren!"
Maron errötete und musste unweigerlich an den Kuss denken. Sie konnte diesen Moment nicht vergessen. Er hatte etwas magisches, etwas geheimnisvolles an sich. Sie wusste, dass Jeanne es war, die ihn küsste aber ein kleiner Teil von Maron wollte es genauso. Obwohl sie ohne Zweifel in Chiaki verliebt war, so bestand doch eine gewisse körperliche Anziehung zwischen ihr und Noin. Sie musste sich eingestehen, dass es eine starke körperliche Anziehung war... Diese Tatsache machte ihr Angst, denn es war das erste Mal überhaupt, dass sie solche Gedanken gegenüber einem Mann hatte. Er war soviel älter, reifer und erfahrener als sie. Aber ihn umgab eine mysteriöse, erotische Aura, die Maron jeden Unterschied zwischen ihnen vergessen liess. Jeden. Jeanne D'Arc's Seele war von ihr gewichen aber sie hatte immer noch eine gewisse Macht über sie. Oder bildete Maron sich das nur ein, um zu verdrängen, dass sie sich von Noin angezogen fühlte?
Noin wollte Maron an sich reissen, doch Chiaki stiess ihn weg und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht.
"Und das soll etwas bringen?"
Noin lächelte und holte zu einem kräftigen Schlag aus. Doch er führte ihn nicht aus, sondern schloss die Augen und behielt seine Hand ausgestreckt. Für ein paar Sekunden blieb er in dieser Position.
Chiaki stockte der Atem. Was hatte Noin vor? Das konnte mit Sicherheit nichts gutes bedeuten! Wenn er doch nur Zeit hätte, sich in Sindbad zu verwandeln, dann wäre das Schachmatt schnell gesetzt. Er musste es riskieren!
Access wartete schon auf seinen Befehl, doch als er Chiaki die Macht verleihen wollte, packte Maron Access mit beiden Händen und schleuderte ihn weit von sich. "Tut mir leid, Access", flüsterte sie.
Chiaki war verdutzt und bemerkte nicht, wie Noin langsam seine Augen öffnete. Bevor Chiaki realisierte, was geschah stand Noin neben Maron, umarmte sie und lächelte.
Ein Donnerschlag ertönte und Chiaki spürte, wie ihn etwas in den Rücken stach. Langsam sackte er zu Boden und blieb dort reglos liegen.
Maron bekam nichts von alledem mit. Ihre Reise hatte schon begonnen...
PART 6
Als Maron die Augen aufschlug, fühlte sie, dass sie auf etwas Weichem gebettet war. Sie blinzelte und tastete mit den Händen um sich. Es war stockdunkel, Maron hatte nicht die geringste Ahnung, wo sie sich befand. Ihre Hände strichen über den seidigen Stoff einer...Bettdecke!
Wo bin ich nur? fragte sich sich und sie spürte plötzlich einen Klos in ihrem Hals. Als sie ein raschelndes Geräusch hörte, zuckte sie erschrocken zusammen und zog ängstlich die Bettdecke über ihren Kopf.
"Wer ist da!?" rief sie zitternd. Sie hörte, wie geräuschvoll ein Zündholz angezündet wurde. Zögernd streifte sie die Decke langsam von ihren Augen. Neben dem Bett war ein kleiner Nachttisch plaziert, auf dem nun eine Kerze flackerte.
Das Zimmer wurde leicht erhellt, doch erkennen konnte sie immer noch nicht viel. In der einen Ecke erblickte sie einen dunklen Schatten, der sich hie und da bewegte.
Plötzlich näherte sich der Schatten. Maron pochte das Herz bis zum Hals. Sie erschrak, als sie im Schein der Kerze das Gesicht von Noin erkannte. Zu ihrer Überraschung trug er nicht mehr den schwarzen Umhang sondern nur noch ein weisses Hemd. Es war nicht zugeknöpft und Maron konnte die feinen Schattierungen seiner Muskeln erkennen.
"Bitte Maron, habe doch keine Angst. Ich tu dir nichts!" Er setzte sich auf die Bettkante, strich den seidigen Laken glatt und lächelte. Maron schien es, als ob er verlegen war. Ohne dass sie es merkte, entspannte sie sich.
Ein paar Sekunden herrschte Stille. Noin starrte sie an und machte keine Anstalten, seinen Blick von ihr zu wenden. Maron errötete und hüstelnd fragte sie: "Ähm...also ich möchte gerne wissen wo ich bin und was ich hier eigentlich mache."
"Das will ich dir gerne verraten. Wir sind in meinem Schloss in Frankreich, weit weg von Japan. Ich brachte dich hierher, weil ich gerne mit dir alleine sein wollte."
Maron riss erstaunt die Augen auf und schüttelte den Kopf. "Und wessen Bett ist das bitte, wenn ich fragen darf!"
"Kannst du dir das nicht denken? Das ist...."
"Nein...Ich will es gar nicht wissen!"
Maron wusste nicht, wie sie sich weiter verhalten sollte. Sollte sie ruhig bleiben und sich mit Noin unterhalten oder sollte sie schreien und toben und versuchen, Noin zu bekämpfen? Sie entschied sich für ersteres und versuchte, das Gespräch weiterzuführen.
"Ich würde mich wohler fühlen, wenn du das Licht anmachen könntest..."
"Leider kann ich das nicht, denn hier gibt es keine Elektrizität...Aber wenn du willst, zünde ich noch weitere Kerzen an. Kerzenlicht finde ich sowieso romantischer."
Mit diesen Worten erhob sich Noin, öffnete einen grossen Schrank und holte mehrere Kerzenständer heraus. Er verteilte sie im Zimmer, zündete die Kerzen an und öffnete auch gleich das kleine Fenster neben dem Bett.
Maron beobachtete jede seiner Bewegungen, mit jeder weiteren Kerze, die er entflammen liess, erkannte sie weitere Details. Ihr fiel auf, welch schönen Kontrast das weisse Hemd zu seinen langen, schwarzen Haaren bildete. Als er das Hemd mit langsamen, fast rythmischen Bewegungen auszog, stockte Maron der Atem. Sein nackter Oberkörper schimmerte im Mondlicht, das in zarten Strahlen ins offene Fenster trat.
Dank den vielen brennenden Kerzen breitete sich eine wohlige Wärme im Zimmer aus. Endlich konnte Maron auch die Einrichtung und die Wände erkennen. Das Zimmer war nicht sehr gross, jedoch sauber und beinhaltete neben einem Bett auch einen Schrank, eine Truhe, zwei Regale und einen wunderschönen, thronartigen Stuhl. Auf dem dunklen Holz der Lehne war ein Pfeilbogen geschnizt. Maron's Blick blieb kurz auf der Schnitzerei ruhen, dann wandte sie ihre Augen ab und sah sich die Wände genauer an. Sie bestanden aus hellgrauem Stein, auf dem gleichmässige, geschmackvolle Muster gemalt waren.
Es war nicht das Zimmer, das sie von Noin erwartet hätte. Sie hatte gedacht, es wäre schmutzig, unordentlich und bedrohlich, doch es war das genaue Gegenteil. Maron konnte nicht mehr behaupten, dass sie sich unwohl fühlte.
Plötzlich erkannte sie etwas, dass ihr vorher nicht aufgefallen war. Auf ihrem Nachttisch stand eine kleine Vase mit drei blauen Rosen. Noin bemerkte, dass Maron die Rosen bewundernd ansah und nahm eine der Blumen aus dem Gefäss, entfernte die Dornen und bevor er sie Maron ins Haar steckte, roch er an der Blüte und war wie jedesmal verzaubert von dem aussergewöhnlichen Duft der Rose.
"Wunderschön!" flüsterte er und betrachtete Maron mit zusammengekniffenen Augen. Noin legte seine Hand auf Maron's Arm und streichelte sie sanft.
"Hast du schon einmal jemand so sehr begehrt, dass du es keine Sekunde ohne ihn aushalten kannst? Hattest du schon einmal das Gefühl, du könntest nicht mehr glücklicher sein, wenn du mit ihm zusammen bist? Liebtest du jemand so sehr, dass du alles dafür geben würdest, deine ganze Zeit mit ihm alleine verbringen zu dürfen?"
Noin's Augen glitzerten und seine Gesichtszüge waren vollkommen entspannt. Maron konnte nichts dämonisches an ihm erkennen.
"Nein..." antwortete sie.
Noin schien verdutzt zu sein und sagte: "Was ist denn mit Chiaki? War es bei ihm nicht so intensiv?"
Maron hatte diesen Namen noch nie gehört. "Wer ist Chiaki?" fragte sie.
Noin gab keine Antwort. Das kann doch nicht wahr sein! Sie hat ihn tatsächlich vergessen. Ich habe es geschafft, dass sie ihn vergisst! Es muss während des Zeitsprungs passiert sein! Ich habe versucht, ihre Erinnerungen an Chiaki während der Reise zu manipulieren, aber ich habe nicht erwartet, dass es mir gelingt, dass sie ihn tatsächlich komplett aus ihrem Gedächtnis streichen würde! Es war einfacher, als ich dachte. Umso besser...
"Ich dachte nur, du hättest einen Freund, dessen Name Chiaki war...aber dem scheint wohl nicht so zu sein."
"Ich habe keine Freunde", entgegnete Maron. "Und ich kenne niemanden, der Chiaki heisst."
"Dann hast du wohl noch nie die Freuden der Liebe erlebt?" fragte Noin.
"Nein...nicht dass ich es mir nicht gewünscht hätte...ich habe es mir tausendmal ausgemalt. Jedesmal war es schöner und intensiver. In meinem Leben schwebte ich schon öfters in Lebensgefahr und jedesmal dachte ich: ich möchte nicht von dieser Welt gehen, bevor ich nicht die Liebe erlebt habe. Manchmal dachte ich, ich könnte keine Sekunde länger warten. Fast im selben Moment empfand ich es aber dann wieder als angebrachter, zu warten bis der richtige Moment eintreffen würde. Mit dem richtigen Mann."
"Glaubst du denn, dass es jemand gibt, der dir vorbestimmt ist?"
"Eigentlich glaube ich nicht an das Schicksal..."
"Du kannst aber dein Schicksal teilweise selber lenken. Fragt sich nur, in welche Richtung..."
"...ins Glück...oder ins Verderben". Maron beendete den Satz und schloss die Augen.
Sie fühlte, wie Noin ihr sanft mit einem Finger über die Wangen strich.
"Jetzt hast du die Gelegenheit, dein Schicksal in die richtige Richtung zu lenken...vertraue mir. Erlebe, was es heisst, geliebt zu werden. Danach wird dein Leben nie wieder so sein wie vorher..."
Noin's Stimme klang sanft und betörend zugleich. Maron spürte das Verlangen in ihr, aber da war immer noch dieses Zögern. Ewiges Zögern hatte sie in der Vergangenheit oft um Erfahrungen gebracht, die sie gerne gemacht hätte, sich aber nicht getraut hatte. Danach fragte sie sich immer, wie es wohl gewesen wären, wenn sie nicht gezögert hätte. Dies sollte ihr nicht noch einmal passieren. Nie wieder und am wenigsten jetzt.
Maron legte ihre Hand auf Noin's und bewegte sie langsam seinen Arm entlang. Sie liess ihre Finger über seine Muskeln gleiten, spürte jede Unebenheit und war überrascht wie gut es sich anfühlte.
Langsam beugte sie sich vor, küsste seinen Hals und flüsterte: "Du hast recht, die Zeit ist gekommen."
PART 7
Maron wartete nicht auf die Antwort Noins sondern liess ihre Hände von seinen Schultern über seine Brust bis zum Bauch gleiten. Sie konnte spüren, wie er unter der Berührung leicht zitterte. Er bewegte sich nicht, sondern schloss die Augen und liess Maron gewähren. Sie legte ihre Hände auf seinen Rücken und fuhr langsam der Wirbelsäule entlang. Fast gleichzeitig rückte sie näher an seinen Körper um seine Wärme spüren zu können. Maron stellte fest, dass er sich endlich etwas lockerte , war aber trotzdem überrascht, als er sie plötzlich leidenschaftlich küsste. Sie glaubte, dieses Gefühl zu kennen, diese kühlen Lippen, dieser sanfte Druck...es kam ihr bekannt vor...nur woher? Sie dachte nicht mehr weiter nach sondern erwiderte den Kuss. Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken, als Noin ihre Bluse aufknöpfte...sie empfand es wie in Zeitlupe und wünschte sich, dass er das Hemd sofort aufreissen würde..
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Plötzlich hielt er inne und sah sie an. Er hatte Tränen in den Augen und sein Kinn zitterte.
"Es tut mir leid...aber ich kann nicht...". Er wollte sich vom Bett erheben, doch Maron hielt seinen Arm fest und zog ihn auf die Matraze zurück.
Als sie erkannte, dass er weinte, legte sie ihren Arm um seinen Nacken und umarmte ihn. Sie blieben mehrere Minuten in dieser Position bis Noin sich von ihrer Umarmung löste.
Er stand auf und sagte: "Du hast etwas besseres verdient...".
Was ist nur los mit ihm... dachte Maron
Als Noin sich bückte, um das Hemd aufzuheben, konnte Maron eine winzige Tätowierung auf seiner Schulter erkennen, die normalerweise von seinen Haaren verdeckt wurde. Es war ein kleiner Pfeil, der in einem Bogen eingespannt war.
Bevor Maron ihn fragen konnte, was denn diese Tätowierung zu bedeuten habe, schnippte Noin mit zwei Fingern und entfernte sich vom Bett.
Maron fühlte plötzlich einen stechenden Schmerz in ihrem Kopf, der aber nur Sekunden andauerte. Das Zimmer schien sich auf einmal zu drehen und alles stand auf dem Kopf. Sie blinzelte und rieb sich die Augen. Was ist nur los mit mir, fragte sie sich...und wo war Chiaki?
"Noin!", rief sie verwirrt. Noin hatte sein Hemd wieder angezogen und sagte: "Maron, willst du nicht endlich aufstehen? Du liegst jetzt schon seit Stunden in diesem Bett. Es wird Zeit, dass du dich ein bisschen bewegst!"
Maron liess sich das nicht zweimal sagen und erhob sich vom Bett. Sie war erstaunt, als sie sah, dass ihr Hemd bis zu Hälfte augeknöpft war. Sie errötete und knöpfte es mit zitternden Händen zu. Noin schien das nicht zu interessieren: er starrte aus dem Fenster und machte ein bedrücktes Gesicht.
Jeanne, wie sehr ich dich liebe...wie lange ich auf diesen Augenblick gewartet habe...und jetzt konnte ich nicht einmal meine wahre Zuneigung für dich ausdrücken.
Was ist nur mit mir los? Du treibst mich fast in den Wahnsinn, du lässt mich Dinge tun, die ich als Dämon niemals tun dürfte. Eigentlich darf ich gar nicht Lieben. Eigentlich dürfte ich mich nicht hinreissen lassen...
Ich habe Angst, vor dem was jetzt passieren wird. Ich fürchte mich vor dem Zorn des Königs, weil ich mein Versprechen gebrochen habe. Niemand weiss besser als ich , dass der König gnadenlos ist...
Der Teufel hat mir die Liebe genommen, aber ich...ich habe sie zurückgewonnen.
Dank dir, Jeanne.
Mir ist es egal, welchen Preis ich dafür zahlen muss...ich will nur noch einmal die Liebe spüren. Ich will wieder erleben was es heisst zu lieben und selbst geliebt zu werden.
Jeanne, ich wusste, dass ich dich wiederfinden würde und dass wir wieder zusammensein würden. Ich wusste, dass ich irgendwann den bösen König betrügen würde...
Maron...ihre Seele ist so rein und unschuldig...
Ich will ihr nicht wehtun, weil sie ein Teil von dir ist. Ich weiss, dass du in Maron weiterlebst. Es wäre falsch gewesen, ihr heute Nacht die Unschuld zu nehmen...
Jeanne, du scheinst dich nicht an mich zu erinnern...ich weiss nicht, wie ich es anstellen soll, dass du mich wiedererkennst...
Noin bedeckte seine Augen mit den Händen und seufzte.
Ach Jeanne, wie gerne hätte ich dich heute Nacht geliebt...
"An was erinnerst du dich... " fragte Noin plötzlich und wandte sich Maron zu.
Maron wusste nicht genau was er meinte und antwortete: "Ich erinnere mich daran, dass Chiaki und ich dich konfrontieren wollten und dass du mich dann entführt hast...und ich weiss auch noch, dass du mir gesagt hast wir seien in Frankreich...das ist alles...und ach ja, du hast eine Tätowierung auf deinen Schultern, die aussieht wie ein Pfeilbogen...was bedeuted das? Und warum bin ich überhaupt hier!"
"Ich werde dir alles erklären...aber lass uns doch erstmal in die Küche gehen, um etwas zu essen. Du bist schliesslich mein Gast und ich kann dich doch nicht hungern lassen!"
Noin öffnete die Tür, trat auf den Flur und winkte Maron zu sich.
Sie lief dicht neben ihm her, schliesslich befand sie sich an einem fremden, unbekannten Ort...Sie hatte jedoch keine Angst und wusste nicht einmal warum.
Sie stiegen eine Holztreppe hinab, vorbei an mehreren brennenden Fackeln und einigen schweren Türen. Das Schloss war nicht so dunkel, wie Maron erwartet hätte. Die Gänge waren recht hell erleuchtet, wobei das Licht nicht nur von den Fackeln herzukommen schien. Niemand befand sich in den Korridoren, kein Geräusch war zu hören.
Noin öffnete die Tür zum Esszimmer. Zu Maron's Überraschung war der Tisch mit fein duftenden Speisen gedeckt. Noin setzte sich an den Tisch und griff nach einem Brötchen. Er bestrich es mit reichlich Butter und schob es in den Mund. Maron sah ihm zu und spürte, wie auch ihr Magen knurrte. Sie nahm sich eine Traube und zwei Äpfel und schlang sie gierig hinunter.
"Nicht so hastig!" lächelte Noin. "Es ist genug für uns beide da!" Er schenkte ihr etwas Milch ein und für sich ein Glas Wein.
Als sie beide gegessen hatten und erhob sich Noin und winkte Maron zu, ihm zu folgen. Er betratt eine Art Wohnzimmer, das wirklich riesengross war. Am einen Ende war ein Kamin installiert, in dem ein Feuer brannte. Noin setzte sich auf die Wolldecke, die auf dem Boden neben dem Kamin lag und liess Maron neben ihm Platz nehmen.
"Jetzt will ich deine Fragen beantworten..." begann er und richtete seinen Blick in die lodernden Flammen. "Was möchtest du wissen?"
Maron wusste nicht, wo sie beginnen sollte...
"Als erstes: Wo genau befinden wir uns? Und noch wichtiger: wann!"
"Habe ich dir das nicht schon gesagt...okay, dann eben etwas genauer. Wir sind in meinem Schloss in Orléans, Frankreich. Das "wann" ist eine schwierigere Frage...wir befinden uns nicht im Mittelalter, wenn du das meinst. Eigentlich existiert die Zeit hier gar nicht. Mehr kann ich dir auch nicht sagen."
Maron zuckte mit den Schultern und fuhr fort:
"Warum bin ich hier und wo sind meine Freunde?"
"Das sagte ich dir doch auch schon: ich wollte mit dir alleine sein. Deine Freunde sind immer noch in Tokyo, soviel ich weiss."
"Und warum wolltest du mit mir alleine sein?"
"Weil du mich faszinierst und weil ich etwas für dich empfinde."
"Du...empfindest etwas für mich. Mitleid, Freundschaft, Abneigung...?"
Noin unterbrach sie: "Liebe."
Maron stutzte.
Liebe hat er gesagt. Aber wie kann das möglich sein, er kennt mich doch gar nicht...und ausserdem war er doch immer mein Feind...ich versteh das nicht.
Maron zwang sich, weiterzureden.
"Warum...ich meine, du wolltest mich doch immer töten oder irre ich mich da?!"
"Nicht ich wollte dich töten sondern Misto. Ich wollte etwas anderes von dir."
"Du weisst, dass ich die Reinkarnation von Jeanne D'Arc bin. Darum wolltest du mich umbringen, um die Befehle des Teufels auszuführen. Du bist doch ein Diener des Teufels im Kampf gegen Gott..."
"Du irrst dich Maron. Ich wollte dich niemals umbringen...und ich diene nicht dem bösen König...ich verabscheue ihn, genauso wie ich Gott verabscheue."
"Du erzählst mir nicht alles, Noin...und was soll eigentlich diese Tätowierung auf deiner Schulter?"
Noin antwortete nicht.
"Du bist Sagittarius, hab ich recht?" Maron sah ihn an und wartete auf seine Antwort.
Noin's Gesicht veränderte sich plötzlich, er war überrascht und gerührt zugleich. Er lachte und umarmte Maron stürmisch.
"Jeanne! Meine geliebte Jeanne, du erinnerst dich endlich an mich!"
Maron löste sich von der Umarmung und schüttelte den Kopf.
"Ich bin nicht Jeanne! Jeanne ist kein Teil mehr von mir...ich bin nur noch...Maron!"
"Aber wie kann das sein...du bist doch die Reinkarnation von Jeanne D'Arc!"
"Das stimmt...aber da gibt es etwas, dass du wissen musst, Sagittarius...Jeanne's Seele hat sich vor kurzem von meinem Körper getrennt. Ich bin nicht mehr Jeanne."
"Und woher weisst du dann, dass ich Sagittarius..."
"Jeanne's Seele erzählte mir die ganze Geschichte von ihr und von Sagittarius...es tut mir so leid, was geschehen ist und ich verurteile dich nicht, dass du aus Verzweiflung deine Seele dem bösen König verkauft hast!"
Noin schauderte bei diesen Erinnerungen und war für einen kurzen Moment unfähig zu sprechen. Maron erkannte seine Trauer und versuchte ihn zu trösten, indem sie einen Arm um seine Schultern legte. Er stiess ihren Arm jedoch weg und erhob sich.
"Ich dachte, du seist Jeanne...! Ich wollte dich dazu bringen, dich an unsere gemeinsame Zeit zu erinnern. Es war alles vergebens..." Er schlug mit seiner Faust gegen die Wand.
"Wo ist Jeanne jetzt, Maron?! Bitte sag es mir, ich kann ohne sie keinen Tag mehr leben!"
"Es tut mir leid, aber ich weiss es nicht!"
Noin schluchzte und versuchte, die Tränen zurückzuhalten.
Oh Jeanne, ich brauche dich...
PART 8
In diesem Moment vernahm Maron laute, bedrohliche Geräusche, die sie schon zur Genüge kannte. Vor ihren Augen baute sich ein riesiger, schwarzer Dämon auf, der Noin anstarrte. Der Dämon sprach:
"Noin, du elender Versager! Du hast unseren König aufs schlimmste verraten, du hast seinen Befehlen nicht gehorcht. Misto hat uns schon einiges über dich berichtet, aber jetzt bist du eindeutig zu weit gegangen. Und du weisst, was jetzt geschehen wird...!"
Maron sah Noin entsetzt an, denn sie verstand nicht was das zu bedeuten hatte. Noin's Gesicht war zu einer ausdruckslosen Maske erstarrt, aber seine Hände zitterten und kleine Schweisstropfen bildeten sich auf seiner Stirn.
"Noin, warum versuchst du nicht, den Dämon zu beseitigen!" rief Maron.
"Weil es zwecklos ist..." entgegnete er seltsam abwesend.
Maron entschloss sich, die Situation selbst in die Hand zu nehmen und suchte nach ihrem Kurzifix.
"Fin, gibt mir die Kraft und lass Jeanne D'Arc mich erhören..."
Nichts geschah. Maron war entsetzt, als sie erkannte dass sie sich überhaupt nicht mehr in Jeanne verwandeln konnte. Aber Jeanne hat doch gesagt, dass es noch ein einziges Mal funktionieren würde...Maron war ratlos.
Da ertönte eine leise Melodie und ein helles Licht schimmterte in der Mitte des Raumes.
"Sagittarius...ich bin bei dir", flüsterte eine weibliche Stimme.
"Jeanne!" flüsterte Noin wie verzaubert. "Du bist zu mir zurückgekommen!"
Er wollte sich ihr nähern, doch er hatte nicht mit dem Dämonen gerechnet. Das Monster liess eine Salve von kleinen, stechenden Funken auf Noin prasseln. Noin schrie vor Schmerzen auf, unfähig sich zu wehren. Er verlor beinahe das Bewusstsein, die Kraft des Dämonen schwächte ihn so sehr, dass er sich nicht mehr erheben konnte.
Der Dämon lachte und wollte zu einem weiteren Schlag ausholen, als ihn ein blendend heller Strahl traf. Der Dämon stiess einen gellenden Schrei aus und verschwand so schnell wie er erschienen war.
"Schachmatt!" rief Jeanne D'Arc und eilte auf Noin zu, der bewusstlos am Boden lag. Maron, die die ganze Szenen beobachtet hatte, entfernte sich von den beiden.
Maron spürte, wie ihr jemand auf die Schulter tippte.
"Ich habe dir doch gesagt, dass es zu gefährlich für dich ist!"
Sie drehte sich um und traute ihren Augen nicht.
"Chiaki, was machst du denn hier!" rief sie glücklich und überrascht zugleich. Sie umarmte ihn stürmisch und bedeckte sein Gesicht mit Küssen.
"Maron, es tut ja so gut dich zu sehen..."
"Aber wie bist du nur hierher gekommen!?"
"Ganz einfach, Jeanne D'Arc brachte mich her...ich bestand darauf, sie zu begleiten!"
"Ach Chiaki, du hast mir gefehlt...!"
Chiaki nahm sie in den Arm und streichelte sanft ihr Haar.
Jeanne D'Arc kniete neben Noin und berührte ihn. Er gab kein Lebenszeichen mehr von sich.
"Noin...nein, bitte!" Aus Jeanne's Augen tropften Tränen und sie fuhr sich verzweifelt durchs Haar.
Jeanne rief Maron und Chiaki zu sich und sagte ihnen, sie sollten ihr helfen, Noin in sein Zimmer zu bringen.
****
Noin lag reglos auf seinem Bett. Maron fand, dass er friedlich und glücklich aussah, und sie glaubte sogar dass er lächelte. Sie berührte seine kalten Wangen und küsste ihn sanft auf die Stirn.
Noin...du warst so gut zu mir.
"Ist er tot?" wollte Chiaki wissen.
Jeanne schüttelte den Kopf und antwortete:
"Ich weiss es nicht...bei einem Dämon weiss man das nie so genau."
Jeanne sah aber besorgt aus, fand Chiaki. Maron entfernte sich von Noin's Bett und liess Jeanne an seine Seite. Dann gab Chiaki ein Zeichen und sie setzten sich auf die beiden Stühle in der anderen Ecke des Zimmers und versuchten, sich ein wenig auszuruhen.
Jeanne blickte in Noin's ruhiges, entspanntes Gesicht und musste plötzlich an eine schöne Szene aus ihrer Vergangenheit denken.
Sie und Noin spazierten an einem glitzernden Fluss entlang, es war ein heisser Sommertag. Jeanne lächelte vertäumt, als sie sich erinnerte wie sie und Noin sich am Ufer geliebt hatten, den ganzen Nachmittag lang.
Auf dem Weg zurück zum Schloss pflückte er ihr einen ganzen Strauss blauer Rosen, die nicht weit von ihrem Lieblingsplätzchen wuchsen.
Jeanne bemerkte nicht, wie Tränen in ihre Augen stiegen. Damals waren sie beiden noch glücklich...
Mein geliebter Noin...wir haben nie an unserer Liebe gezweifelt. Bei uns hat keine Eifersucht existiert, sowenig wie Misstrauen oder Ungeduld. Wir lebten jeden Tag neu, jeder Tag war so voller Zärtlichkeit und neuen Überraschungen. Dieses Leben dauerte leider viel zu kurz...wir mussten uns unseren Pflichten als Jungfrau und Sagittarius stellen.
Ach, wären wir nur ganz normale Menschen gewesen, dann hätten wir unser ganzes Leben lang glücklich sein können.
Noin, ich habe immer an dich gedacht...es gab kein Tag, an dem ich nicht für dich gebetet habe. Meine Liebe für dich ist niemals gestorben und hat sich auch niemals verringert. Nein, sie ist sogar stärker geworden. Jetzt wo ich dich wiedergefunden habe, will ich dich nicht noch einmal verlieren. Noin, du darfst nicht sterben.
Der böse König hat dich zu einem Dämon gemacht, aber das kümmert mich nicht. Für mich bist du immer noch Sagittarius, den Mann den ich liebe.
Jeanne küsste Noin auf seine Lippen und wünschte, dass er den Kuss erwidern würde. Doch er bewegte sich nicht.
Maron stand plötzlich neben dem Bett und blickte auf Noin. Sie kniete auf den Boden, faltete die Hände und schloss die Augen. Jeanne verstand und machte es ihr nach. Auch Chiaki näherte sich den beiden und ging auf seine Knie.
Alle drei beteten zu Gott, er möge Noin retten und ihm das Leben wiederschenken. Auch wenn er sich von ihm abgewandt hatte, hatte er bewiesen, dass er den Hass besiegen konnte. Er hatte eine zweite Chance verdient.
Plötzlich erklang eine sanfte Melodie und leise Gesänge waren zu hören. Jeanne, Chiaki und Maron behielten ihre Positonen bei und konzentrierten sich weiter.
Auf Noin's Stirn leuchtete auf einmal ein strahlendes Licht, das sich kreisförmig ausbreitete.
Maron öffnete die Augen und war wie geblendet.
Noins Körper veränderte sich: seine Haare wurden kürzer und seine Kleidung...sein Hemd löste sich in nichts auf. An dessen Stelle erschien eine glänzende, goldene Ritterrüstung.
Noin öffnete die Augen...das dunkle Violet seiner Pupillen hellte sich auf, und aus seinen Händen strahlte weisses Licht.
In der Luft formte sich langsam ein Pfeilbogen und schwebte sachte in Noin's Hände.
"Sagittarius...!" flüsterte Jeanne. "Mein Geliebter!"
Sagittarius strahlte und liess den Bogen fallen. Er riss Jeanne an sich und drückte sie, als ob er sie nie wieder loslassen wollte.
"Wir sind zusammen...!"
Als Sagittarius diese Worte gesprochen hatte, hellten sich plötzlich die Wände des Zimmers auf und wurden schliesslich strahlend weiss. Die Bettdecke, zuerst dunkelrot wurde goldgelb, und auch das dunkle Holz der Möbel verfärbte sich.
Chiaki konnte es nicht fassen: er war soeben Zeuge eines Wunders geworden!
Gott hatte nicht nur die ganze Burg in das wunderschöne Schloss zurückverwandelt, das es vor Jahren einmal war, er hatte auch Sagittarius von den Toten zurückgeholt.
Sagittarius erhob sich und sah auf die Rüstung hinab, die er trug. Das Gold schimmerte und funkelte, und auf dem Brustharnisch war kunstvoll ein Pfeil eingraviert.
Auch Jeanne hatte sich verändert. Sie trug eine leichte, goldene Rüstung. Es war die heilige Rüstung der Jungfrau.
Sagittarius fasste Jeanne bei der Hand und sah sie fasziniert an. Er liess eine Strähne ihres blonden Haares durch seine Finger gleiten und küsste sie stürmisch.
Chiaki nahm Maron am Arm, zog sie an sich und fuhr mit seiner Fingerspitze über ihre Lippen.
"Das kriegen wir doch noch besser hin!" flüsterte er.
Maron nickte und schloss die Augen.
Während sie sich küssten, wurde ihr klar, dass sie die Liebe gefunden hat, von der Sagittarius gesprochen hatte.
Und Sagittarius hatte recht: nichts auf der Welt ist mit dem Gefühl der Liebe zu vergleichen.
THE END
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