« Neulich fragte mich eine Freundin, wie es sich anfühlt, Depressionen zu haben. Sie begann zu weinen und ich dachte: Du verstehst gar nichts. »
Also gut, ich versuche euch jetzt zu erklären, wie sich Depressionen anfühlen. Bei mir war es so, dass ich das Gefühl am Anfang nicht einschätzen konnte, ich hätte niemals gesagt, dass ich Depressionen habe, das ich bereits in den Klauen dieser Krankheit gefangen bin. Ich habe es nicht geglaubt, mir nicht eingestehen können, bis ich es mit Konzentrationsschwächen und Schlaflosigkeit nicht mehr ausgehalten habe und zur Psychologin gegangen bin. Diese hat mir dann diagnostiziert, dass ich unter starken Depressionen leide. Sie meinte, ich hätte viel früher Hilfe gebraucht. Am Anfang war einfach alles so schwer, es war, als wäre ich in einem Käfig gefangen und sehe zwar alles, was passiert, aber kann nicht daran teilnehmen. Alles war schwer, ich immerzu müde. Mir war immer öfter schlecht, ich hatte auf nichts mehr Lust, keinen Hunger. Am Anfang begann ich oft einfach ohne Grund zu weinen, das nennt man Hypophrenie, wogegen ich am Ende einfach gar nicht mehr weinen konnte. Was heißt am Ende? Ich steck noch mitten drin. Ich fühlte mich einsam, obwohl meine Freunde an meiner Seite waren. Ich versuchte alles zusammen zu halten, die Clique, meine Familie, ich machte alles zu meiner Aufgabe, heute weiß ich, dass es nie mein Job gewesen wäre. Ich danke meiner Psychologin dass sie mich zumindest soweit gebracht hat. In mir drin fühlte sich alles taub, ich glaubte dass ich nicht mehr weiß was Liebe ist. In depressiven Phasen fällt einem erst auf, das nie jemand sagt, dass man gebraucht wird und geliebt wird. Niemand sagt dir das, und irgendwann redest du es dir ein, solange bis du glaubst, dass es wirklich so ist. Du denkst, du bist vollkommen allein mit deinen Problemen. Ich persönlich hab mich dann in Songtexte von Prinz Pi und Casper und auch in Tumblr geflüchtet. Es half und hilft immernoch. Dann fing ich an, meine Haut zu ritzen, weil ich einfach nichts mehr gespürt habe. Ich wollte spüren das ich lebe. Wollte sehen, dass in meinen Adern das gleiche Blut fließt wie bei allen anderen. Denn ich fühlte und fühle mich immernoch schlechter als andere. Ich glaube, das alle besser sind. Das ich es nicht verdient habe zu leben, weil ich alles falsch mache. Meine Psychologin meint, dass ich eigentlich alles richtig mache, das die anderen nicht wissen wie sehr ich mich um Frieden und Liebe bemühe und unter welchem Druck ich stehe und das sie mich bewundern würden, wenn sie es wüssten. Sie sagt auch, dass ich noch nicht weit genug bin, um das zu glauben aber dass das noch kommen wird, und ich hoffe es sehr. So weit bin ich schon. Ich kann wieder hoffen. Früher konnte ich es nicht, es war einfach keine Hoffnung mehr da. Am schlimmsten wurde es, als meine Freunde begannen mich zu verlassen, weil sie von den Depressionen erfuhren und die Narben an meinen Armen, Oberschenkeln und Fußknöcheln sahen. Ich bekam diese schrecklichen Albträume, die mich quälten bis ich einfach gar nicht mehr schlief. 1 Mal pro Woche ein Traum, der mich auch tagsüber beschäftigt. Blut, überall Blut und der Tod. Und dann kam der Selbsthass. Er war eigentlich immer da, aber dann wurde er richtig schlimm. Ich begann mich für alles verantwortlich zu machen, begann mich zu bestrafen für alles. Alles was um mich herum geschah, war in meinen Augen meine Schuld und wenn mir jemand sagte, ich sei hässlich und scheiße, dann glaubte ich es, denn ich finde das auch. Niemand war da, der mich vom Gegenteil überzeugte. Ihr solltet euch Frühstücksclub der toten Dichter von Prinz Pi anhören. Vielleicht versteht ihr es. Ich könnte noch so viel mehr schreiben, so viele Gefühle. Aber ich kann sie nicht beschreiben. Ich kann nur sagen, dass ich gelitten habe, dass es meine Vergangenheit ist, das ich immernoch krank bin, dass ich weiß, dass mir diese Krankheit auch in Zukunft noch sehr viel kaputt machen wird und das ich akzeptiert habe, das mich niemand akzeptiert. Das schlimmste für mich ist, wenn jemand jammert, er hat Depressionen. Wenn dieser jemand sie bei sich selbst diagnostiziert hat. Wenn dieser jemand keine Ahnung hat was es bedeutet diese Krankheit zu haben, wenn er sie einfach nicht hat. Sowas tut weh.
Ich habe seit 2 einhalb Jahren Depressionen, ich stehe dazu, ihr solltet das auch.