Bodycheck, der letzte für heute. Ich ziehe meinen Bikini aus dem Sale vom letzten Jahr an. Er ist zu klein. Logisch. Größe 34. Ich stelle mich vor den Spiegel. Zupfe hier an mir herum, bis ich der Meinung bin er sitzt gut. Ich schaue mich an, nehme meine Hände und kneife das Fett an meinem Bauch zusammen. Als ich merke wie fest ich eigentlich zu gelangt habe lasse ich los. Meine Handabdrücke sind auf meinem Bauch zu sehen. Ich greife nach dem Edding der im Fensterbrett liegt. Ich zeichne eine gestrichelte Linie von meiner Rippe zu meinem Beckenknochen, auf der anderen Seite das selbe. Ich lege meinen Kopf schief und schaue auf den Raum zwischen den Linien. So etwas nennt man also perfekt. Ich nehme meine Hand und ziehe die Haut nach oben sodass mein Bauch ganz flach ist. Ich lächel mich an, weil diese Vorstellung von so einem Bauch traumhaft ist. Mein Blick wandert zu meinen Beinen. Fett. Einfach nur Fett. Ich nehme den Edding und male die perfekte Lücke zwischen meine Beine. Mit solchen Beinen würde dir jeder hinterher schauen. Ich trete einen Schritt zurück. Schaue auf das Mädchen gegenüber. Gewöhnliche Haare, mittellang, braun, wie jede zweite. Das runde, dicke Gesicht mit den Rehaugen, der Stupsnase und dem kleinen vollen Lippen, nichts besonderes. Die Arme dick. Das Schlüsselbein & die Rippen nicht zu sehen. Der Bauch dick. Die Beckenknochen nicht zu sehen. Die Oberschenkel dick. Und keine Lücke zwischen den Beinen. Unter dem Durchschnitt eben. Ich fahre erschrocken hoch. Sie ist wieder bei mir. Ich sehe sie. Schaue sie an. Ihre langen schwarzen, leicht gewellten Haare umspielen ihr wunderschönes schmales Gesicht. Ihre blauen Augen strahlen und ihr Mund formt sich zu einem großen Lachen. Die perfekten weißen Zähne kommen zum Vorschein. Ihr schwarzes Top betont ihr Schlüsselbein. Die Arme dünn. Die dunkelbaue Röhre lässt ihre wahnsinnig langen Beine noch dünner wirken. Die Lücke zwischen ihren Beinen ist groß. Ich sehe sie so oft und immer noch schafft sie es mich mit ihrer Schönheit umzuhauen. Erst jetzt merke ich wie sie auf meinen Körper starrt. Ihre Miene ist finster. 'Achtundvierzig. Achtundvierzig Stunden gehungert. Ich weiß es ist natürlich nicht genug.' Sie schaut nicht einmal auf. Starrt die ganze Zeit auf Bauch und Beine. Plötzlich schaut sie zur Waage, zu mir & wieder zur Waage. Ich weiß was das heißt. Meine Kehle schnürt sich zu. Mir wird schwarz vor Augen und schwindelig. Ich reiße mich zusammen. Erst der eine Fuß. Ganz langsam. Dann der andere. Ich sehe die Zahl und breche vor ihr zusammen. 'Es tut mir so leid.' Sie reicht mir eine Hand und ich fasse nach dem zierlichen fast zerbrechlichen Fingern. Sie zieht mich hoch. 'Ich weiß ich enttäusche dich in letzter Zeit sehr oft, aber ich werde es ändern.' Sie lächelt wieder ein wenig. 'Bitte. Bitte, du musst bei mir bleiben, Ana. Ich schaffe es nicht ohne deine Unterstützung.' Sie drückt meine Hand ein wenig, als Geste des Abschieds. 'Ich habe nur dich Ana, nur dich.' Ich schließe die Augen für ein paar Sekunden und schon ist sie wieder weg. 'Bis morgen beste Freundin.' murmel ich auf dem Weg ins Bad.