Hey Schwesterherz. Gut, okay, es macht keinen Sinn, dass ich dich hier direkt anspreche, lesen wirst du es wahrscheinlich eh nie in deinem Leben. Obwohl es doch vielleicht ganz praktisch wäre. Ich hab' mir überlegt, wie ich dir zeigen könnte, dass ich dich Kratzbürste ziemlich doll lieb hab'. Und mir ist nichts besseres eingefallen, als so'nen öden Text im Internet zu verfassen. Aber was sol's, du bist es wert, hier zu stehen. Ich ... ich weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll oder kann. Vielleicht, ja vielleicht muss ich euch da draußen etwas erklären, was wichtig sein könnte. Ich mach' das nur ungern und ausbreiten möchte ich das Thema nicht, aber ich bin krank. Und wie das nunmal so ist, mit naiven fünfzehn Jahren, passt man eben nicht auf, man ist unvorsichtig, man selber ist einem egal und - schneller als man 'Krankenhaus' sagen kann, liegt man drin. So war das auch bei mir. Und die einzige, wirklich die einzige, die immer zu mir gehalten hat, warst du. Und dafür wollte ich mich bedanken. Dafür, dass du jeden Tag nach der Schule stundenlang neben meinem Bett gesessen hast, mir erzählt hast, wie dein Tag war, wie blöd die Jungs schon wieder waren und du hast mir vorgelesen. Aus meinem Lieblingsbuch. Mit gerade mal zwölf Jahren. Das war Anfang des Jahres. Es tut mir so furchtbar leid, dass du an den Wochenenden sogar nachts neben meinem Bett geschlafen hast und gehofft hast, ich würde aufwachen. Es tut mir leid, dass ich zwei Monate nicht dazu in der Lage war, auf dich aufzupassen, dass ich zu dumm war, um zu merken, dass ich die bin, die du am meisten brauchtest. Es tut mir alles so verdammt leid. Und du nimmst mir das nicht ein bisschen übel. Ich liebe die Tage, an denen wir zusammen Smoothies machen, zusammen in der Sonne brutzeln, einschlafen und dann 'n fetten Sonnenbrand haben. Wenn wir den Sprenger unter's Trampolin stellen und uns so abkühlen und gleichzeitig 'n bisschen Speck abtrainieren. Wenn wir abends am Strand entanglaufen und wir ohne Musik Walzer tanzen - obwohl wir beide nicht tanzen können. Ich liebe es, dich zu kitzeln, dir Geschichten vorzulesen und einfach Zeit mit dir zu verbringen. Auch wenn ich dich ab und zu - naja, ziemlich oft - gegen die Wand klatschen könnte, liebe ich dich. Du bist die wichtigste Person in meinem Leben. Ohne dich gibt's mich nicht. Danke, Antonia. Danke für alles.