18 August 2009. Ich betrete das Klassenzimmer. Es ist mein erster Schultag. Neue Schule, neue Klasse. Ich blicke in die Gesichter der anderen. Auch sie sehen etwas eingeschüchtert aus. Schliesslich ist doch alles neu. Dann sehe ich ihn. Einen Jungen, ein emo? Er sieht freundlich aus, lächelt mich an. Ich setze mich irgendwohin und er kommt zu mir. Stellt sich vor und ich finde ihn gleich sympatisch. Doch nicht allen geht es so. Schon früh rufen ihm Leute *emo* nach, obwohl er doch gar nicht so extrem ist. Doch Emos gibt es an der Schule sonst keine, wahrscheinlich übertrieben die deshalb so.
Jedenfalls, schon früh bemerkte ich seine etwas weiblichere Seite. Er war etwas schüchtern, intressierte sich für Mode, war ziemlich dünn und wirkte nicht sehr männlich. Doch ich mochte ihn wirklich.
Langsam hatte ich den Verdacht, er könnte schwul oder bi sein, doch ich wollte ihn nicht drauf ansprechen, falls er will, dass ich was weiss, wird er es mich auch selber sagen.
Eines Tages wechselte er die Schule.
Ich verstand nicht wieso. War es wegen dem Mobbing? Es war doch nicht mehr so extrem wie früher und in der Klasse wurde er akzeptiert und gemocht. Er war weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Verdammt wo steckte er? Da erfuhr ich plötzlich die Wahrheit...
Er schickte mir im Msn einen Link. Einen Link zu einem Blog. Intressiert öffnete ich die Seite und erstarrte. Es war eine Tagebuchführung von ihm.. Der Titel war *Transsexuell*. Ich war sprachlos. Daran habe ich nie gedacht. Ich las jedes einzelne Wort. Dann empfand ich Verständnis. Er will nicht mehr sprechen, weil die Stimme männlich klingt, er lässt die Haare wachsen, schminkt sich weiblicher, andere Kleidung..usw. Ich nenne *ihn* aus Respekt *sie*. Denn ich respektiere das Ganze. Warum auch nicht? Ich stelle mir das richtig schlimm vor, wenn ich mich als Mann fühlen würde. Hätte Angst was die Umwelt zu mir sagt. Sie soll sie akzeptieren. Sie ist ein toller Mensch, egal ob Mann oder Frau. Leider zieht sie sich sehr zurück momentan, doch ich unterstütze sie, zeige das ich hinter ihr stehe...Ich bewundere sie, dass sie den Mut hatte, sich zu outen.. Dieser Mut fehlt vielen. Auch manchmal mir...