Ein rettender Engel
Was denkt man, wenn jemand dir schreibt, dass er die Liebe seines Lebens gefunden hat? Doch das diese Person jetzt glücklich ist. Zumindest meistens. Wobei. Bei einem Teenager gibt man wohl weniger darauf. Was will man dann erst einem Kind sagen? Zum Beispiel einem kleinen Mädchen?
Was würdet ihr also sagen, wenn ich euch erzählen würde, dass ich meine große Liebe schon mit 6 Jahren getroffen habe? Mich auslachen und sagen ich bin wahnsinnig? Oder gar davon ausgehen das es eine Sandkastenliebe ist und mir das erst viel später klar wurde?
Nichts von alle dem. Ich wusste es im ersten Moment und das trotz das ich ihn nur einmal im Jahr für einige Nächte sah. Und nein ich denke nicht an den Weihnachtsmann. Ich meinte eher einen Engel. Dazu müsst ihr wissen was mir passierte als ich 8 Jahre alt war. Also erzähle ich euch diese Geschichte.
Ich war kurz zuvor erst 8 geworden. Ein Kind also noch. Und vor allem wusste ich nicht was Liebe ist. Wie auch in einem Haushalt alleine mit meiner frustrierten Mutter?
Sie hatte damals nur gelegentlich Dates, aber nie war der richtige dabei. Darum zog sie mich auch allein auf. Abgesehen von meinen herzlichen Großeltern. Aber wirkliche Liebe konnte ich auch nie bei ihnen spüren. Mein Leben war sozusagen voller Liebe für mich, aber Liebe zwischen Mann und Frau hatte ich nie erlebt bis dahin.
Wie jeden Abend, brachte mich auch diesmal meine Mutter mich mit einer Geschichte ins Bett. Es war die Nacht vom 23.12. und sie erzählte mir eine Geschichte vom Christkind und das es nur den lieben Kindern Geschenke machte. Aber noch bevor sie fertig war, träumte ich in ihren Armen.
Später an diesem Abend wurde ich von Lärm geweckt. Meine Mutter schien sich mit einem Mann zu streiten und er hatte sie gestoßen und sie war gegen eine der entzündeten Kerzen gekommen und diese zündete eine Tischdecke an. Die Flammen stiegen schnell höher. Es wurde heiß und weitere Dinge im Raum fingen Feuer. Flammen schlugen hoch und ich wollte laufen, wie der Mann mit dem sich meine Mutter gestritten hatte. Doch sie lag bewusstlos neben dem inzwischen in Flammen stehenden Tisch. Meine Beine waren schwer und ich fühlte mich hilflos.
Da packte mich ein starker Arm und brachte mich so schnell es ging nach draußen. Ich sah meinen Retter mit meinen kindlichen Augen an und er strahlte mit den grünlich-blau-grau schimmernden Edelsteinen von Augen zurück.
In diesem Moment war es klar für mein Herz, was mein junger Verstand aber nicht wissen konnte. Ich liebte diesen jungen Mann, der während er mich nach draußen trug, etwas weiches, weißes um meinen Körper schlang. Es hüllte mich ein, wie eine samtene Decke.
Jedoch kaum als ich draußen in der dunklen Nacht stand und die Nachbarn um mich herum sah, die alle in ihren Familien zusammen standen. Da bemerkte ich, dass meine Mutter immer noch fehlte und ich flehte und bettelte meinen Retter, den scheinbar nur ich sehen konnte, an sie doch auch heraus zu holen.
Er verschwand kurz und wenige Momente später kam meine Mutter nach draußen gelaufen. Gestützt auf unseren Retter. Erst jetzt erkannte ich seine Gestalt. Die kurzen braunen Haare, die schlanke Figur und vor allem die beiden großen weißen Schwingen auf seinem Rücken.
Meine Mutter sagte aber immer wieder, dass niemand bei ihr gewesen war und sie alleine von dem Qualm wach wurde und nach draußen fand. Ich jedoch wusste, dass ER es gewesen war. Das er dieses Weihnachtswunder, wie alle es nannten, bewirkt hatte.
Alle dachten dieser Engel, wie ich ihn nur noch nannte, sei mein Hirngespinst und vielleicht eine Auswirkung des Schocks und der Gase die ich eingeatmet hatte. Aber ich wusste es besser. Denn jeden Abend bis zum 3 Königsfest besuchte mich unser Retter und erzählte mir Geschichten, wenn er nicht ruhig da saß und mich einfach nur in den Schlaf wiegte.
Jetzt könntet ihr denken das war vielleicht wirklich nur eine dumme Geschichte und ich irre mich. Aber das war nicht das letzte Weihnachten wo er mir begegnete. Denn eigentlich besuchte er mich von da an jedes Jahr wieder. Aber das ist eine andere Geschichte, denn wenn es nicht weiter ging, würde ich es wohl möglich selbst nicht glauben. Doch wie es weiter ging, erzähle ich euch das nächste Mal.