Das erste was mir einfällt, wenn ich länger über die Ungerechtigkeit der Menschen nachdenke bist du! Mein Vater. Jedenfalls nennst du dich so. Ich nenne dich so. Warum? Du warst doch eh nie da. Hast dich nie gemeldet. Hast uns Hoffnungen gemacht. Als du vor 10 Jahren weggefahren bist, hast du mir gesagt, dass du wieder kommst. Dass du mich nicht alleine lässt. Mich nicht vergisst. Ich habe wirklich gedacht es ist noch ein Stückchen Ehrlichkeit in deinen Worten. Immerhin ging es um deine Tochter. Es ging um dein Mädchen. Ich weiß noch wie du dich mitten in der Nacht von mir verabschiedet hast. Meiner Mutter hast du nichts gesagt. Sie hast du schlafen lassen. Deiner eigenen Frau am Abend noch zu sagen, wie sehr du sie doch liebst und sie dann einfach allein zu lassen mit einem Kind, ohne Job. Schämst du dich nicht? Schämst du dich nicht, dass du jeden verdammten Tag gelogen hast? Dass du deine Tochter nach der Einschulung nicht auf den Schultern getragen hast, wie jeder andere Vater den ich sah? Dass du niemals, nicht ein einziges Mal angerufen hast. Trotz deinen Worten. Weißt du, auf Worte müssen Taten folgen. Taten die sich in die Gedanken anderer einbrennen. Die sie nicht vergessen. Die das Gefühl hinterlassen, dass du alles ernst meintest. Dass du uns je geliebt hast. Ha! Wie lächerlich von mir das nur eine Sekunde gedacht zu haben. Lieben. Etwas was du nicht kannst.
Ich weiß nicht, wie es bei dir aussieht, doch mir tut es leid. So wie es gekommen ist, hätte es nie sein dürfen. Wir sollten eine Familie sein. Stattdessen warte ich seit 10 Jahren auf ein Zeichen von dir. Einen Anruf. Ein Wiedersehen. Ein Lächeln. Auf Liebe von meinem Vater!