“Rührend, wie Sie so tun, als sei Ihnen völlig egal, was ich erzähle.”
“Oh, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich tue nicht so. Es ist mir wirklich egal.”
“Ach? Ehrlich?”
“Ja, ich bin selbst ganz perplex.”
“Das wundert mich aufrichtig. Ist ja eine spannende Geschichte, die ich da gerade zum Besten gebe – und ich habe sie ja auch unheimlich packend erzählt.”
“Nein, das haben Sie nicht.”
“Das habe ich wohl.”
“Vielleicht bin ich auch nur abgestumpft. Man hört ja heutzutage so viel, das einen interessieren muss. Da ist man froh, wenn man mal auf etwas scheißen kann, was man so hört.”
“Aber dass Sie ausgerechnet auf das scheißen, was ich erzähle…”
“Ja, das ist natürlich ärgerlich. Für sie.”
“Für sie auch. Eine tolle Geschichte, sage ich Ihnen. Sie verpassen etwas.”
“Ach? Das ist das berühmte Verpassen? Ist gar nicht so schlimm, wie ich dachte.”
“Ich glaube, ich kann mit Ihrem Desinteresse leben, wenn ich nur will.”
“Aber es wird Wunden hinterlassen, nicht wahr?”
“Natürlich. Das bleibt ja nie aus. Aber zum Glück entsteht die Wunde an einer Stelle, wo schon einmal eine Wunde war. Die Narbe wächst also auf einer Narbe.”
“Das nenne ich Glück im Unglück.”
“Ich nenne es Narbe auf Narbe. Ich mag keine Metaphern für Sachverhalte. die mir sowieso verständlich sind.”