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Ja   nein   

Um Ihn Zu Retten.

Am anderen Ende steht er. Er rennt weg, weg vor mir. Ich will ihn nicht verlieren.
Viele Glasscheiben trennen uns. Ich atme schwer und fasse einen Entschluss. Ich laufe ihm hinterher. Ihm geht es nicht gut. Vor mir eine Glasscheibe, ich stoppe nicht ich laufe hindurch. Die Scherben  fliegen um mich herum, dringen in meine Haut ein, schneiden mich. Blut läuft an meinem Körper herunter.
Doch die Klinge in seiner Hand lässt mich noch schneller rennen. Ich habe die Chance ihn aufzuhalten, ich könnte es mir nie verzeihen wenn ich das nun nicht tun würde.
Ich blicke auf, er entfernt sich weiter. Seine Hand umschließt nun die Klinge und zittert.
Angsterfüllt laufe ich weiter, wieder eine Glasscheibe. Ich schließe die Augen kurz und renne hindurch. Ich spüre die Scherben, die mich schneiden und in mir stecken nur zu gut. Als ich wieder aufblicke, sehe ich wie knapp einige Scherben meine Pulsadern verfehlt haben. Aber das ist nebensächlich. Ich muss weiter. Ich muss ihm helfen. Er ist mein Bruder. Er dreht sich um zu mir, schaut mich mit traurigen Augen an. Drei verdammte Scheiben trennen uns noch.
Er setzt die Klinge an seinem Unterarm an. Ich fühle mich wie betäubt. Tränen laufen meine Wangen herunter. Zerschnitten stehe ich da und kann nichts tun, nur zusehen. Bewegungsunfähig stehe ich hier und schaue ihm zu. Ich beginne zu zittern.
Als Bilder von ihm in meinem Kopf auftauchen, beginne ich mich wieder zu spüren. Bilder von ihm, auf denen er mit aufgeschnittenen Pulsadern am Boden liegt. Wie er nie wieder lacht, mich nie wieder tröstet, nie wieder da ist, wie er einfach weg ist.
Als er nun die Klinge an seinem Unterarm ansetzt und sich schneidet, durchfährt es mich wie ein Blitz. Ich renne weiter. Drei Glasscheiben noch.  Als ich durch die nächste Scheibe renne, durchfährt mich ein schlimmerer Schmerz als davor. Als ich auf meinen Arm blicke sehe ich, dass eine Pulsader durch ist. Ich muss mich beeilen. Sonst sterben wir beide. Zwei Glasscherben nur noch, das schaffe ich.
Er sieht mich schon wieder an, doch dieses Mal ausdruckslos. Sein Blick ist leer.
Ich werde schwächer. Doch ich muss rennen. Ich muss es einfach schaffen.  Ich muss meinen Bruder retten. Ich muss ihm helfen.
Die nächste Glasscheibe spüre ich kaum noch. Ich bin zu verzweifelt.
Warum tut er mir das an?
Blind vor Angst laufe ich einfach weiter.
Als ich durch die nächste Scheibe renne, spüre ich schon im Augenblick, in dem ich gegen die Scheibe pralle, dass ich ein Problem habe. Etwas ist schief gegangen. Erst denke ich, dass er zu früh durchgezogen hat, dass er sich die Pulsader aufgeschnitten hat, dass gleich alles zu spät ist. Dann sehe ich auf meine Brust herunter.
Eine Scherbe steckt dort.
Senkrecht ragt sie dort hinaus. Eiskalt und gefährlich.
Ich falle nach vorne und schlage dir die Klinge aus der Hand. Er blickt entsetzt erst auf meinen Unterarm, dann auf meine Brusta und letztendlich in mein blasses Gesicht.
Er fängt mich auf und zieht mit zitternden Händen die Scherbe aus meiner Brust.
Doch es ist zu spät.
Er legt mich geschockt auf seinen Schoß und presst verzweifelt eine Hand auf meinen Unterarm und die andere auf meine Brust.
Ich werde immer schwächer.
„Bitte, Bruderherz. Bitte“, ist das letzte, das ich herausbringe, bevor meine Stimme versagt.
Ich sehe Tränen in seinen Augen. Doch er hat verstanden was ich gemeint habe. Ich schließe meine Augen, für immer.
Ich bin tot. Gestorben für ihn.

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