Träume im Heute
Ich war erschöpft von der Arbeit und vom Alltag und entschloss mich, einen Spaziergang zu machen. Mir fiel ein Bergweg ein, den ich schon vor langer Zeit einmal gehen wollte, es aber nie geschafft habe. Ich ging also los, atmete die frische Luft ein und spürte die Sonne. Ich war glücklich. Mir kamen die Gedanken, dass ich in Zukunft noch mehr leisten wollte und ich sah in meiner Vorstellung ein schönes Haus, dass ich bauen möchte, eine Reise und vieles mehr. Ich war voller Zuversicht und es schlich sich kein Zweifel in meine Gedanken. Wie lange war ich schon unterwegs? Vorlauter Zukunftsplanung habe ich nichtmal mehr auf die Uhr geschaut. Aber meine Beine wurden schwer und ich ging zu einer nahen Bank, die mich zu einer Pause einlud. Ich bemerkte eine alte Frau, die auf der Bank saß. Wie war diese gebrechliche Dame hier hoch gekommen? Ich setzte mich neben sie und sie lächelte mich an. Wir kamen schnell ins Gespräch und ich erzählte ihr meine Zukunftsträume. Die Frau lächelte nur weise vor sich hin, während ich erzählte, dass ich eigentlich schon immer wusste, was mir die Zukunft bringen würde, dass ich meine Zukunft träumen würde. Plötzlich blickte die alte frau traurig in die Ferne, stand auf und flüsterte:"Es ist Zeit für mich, zu gehen." Sie ging nun leise ihren Weg. Ich war verdutz, fand meine Wanderung aber dennoch so entspannend, dass ich sie am nächsten Tag wiederholte. Oben auf dem Berg angekommen entdeckte ich wieder die alte Frau, als hätte sie auf mich gewartet. Ich setzte mich zu ihr und erzählte. Sie hörte zu. Sie war eine gute Zuhörerin, verständnisvoll und geduldig. Meine Zukunftsträume schienen ihr Interesse zu wecken, das merkte ich. Aber immer wieder stand sie auf und verabschiedete sich mit den Worten:"Es ist Zeit sür mich, zu gehen." Und so vergingen Tage, Wochen und Monate.
An einem der letzten sonnigen Tage im Spätsommer wollte ich meinen Wanderweg noch einmal gehen. Ich hatte in der vergangenheit oft von Vergangenen Dingen meines Lebens geträumt. Irgendwie beunruhigten mich diese Träume. Vielleicht wusste die alte Frau mir zu helfen und als ich erschöpft die vertraute Bank erreichte, bekam ich kaum ein "Hallo" heraus. Meine Knie zitterten und ich war völlig ausser Atem. Warum hatte mich die heutige Wanderung so mitgenommen? Direkt erzählte ich der Frau von meinen Träumen, sie sah mich ernst und starr an und sagte:"Du scheinst verloren. Rette dich." Sie stand auf und ging. Sie sah so schwerelos und leichtfüßig aus, als sie davon ging und ich schaute ihr wütend hinterher.
der Herbst verging, der winter verging. Ich dachte manchmal an die Frau und den Berg zurück, doch die Erinnerungen verblassten aber es veränderte sich etwas. Die Wut über das eigenartige Benehmen der Frau wiich der Nachdenklichkeit. Was hatte sie mit den letzten Worten gemeint? "Du scheinst verloren. Rette dich."
Im Frühjahr wurde es sonnig und ich beschloss, meine Wanderung zu machen. Vielleicht fand ich ja eine Antwort auf meine Frage. Ich blieb oft stehen, atmete die klare Luft ein. Nie kam sie mir so frisch und berauschend vor. Auch die ersten Blumen erschienen mir so bunt wiie nie zuvor. Es war faszinierend, überall Leben um mich herum. Warum schien mir dies alles im letzten Jahr so anders?
Ich entdeckte die Bank, sie war leer. Ich brauchte heute auch keine Pause, so gut fühlte ich mich. Alles erschien mir neu, wie für mich erschaffen. Auch dass die alte frau nicht hier war, machte mich nicht traurig. Ich hatte das Gefühl, sie sitzt neeben mir. Ich beobachtete die Natur aufmerksam und dachte nach. "Grüß Gott!", hörte ich auf einmal neben mir. Da war sie! Ich lächelte sie an und die alte Frau sah in mein strahlendes Gesicht. Wir kamen wieder schnell is Gespräch und ich erzählte ihr all die Dinge, die mir so schön erschienen. Die Berge, die bunten Blumen und die Sonne, ich beschrieb ihr den Geruch des Grases und alle Geräusche.
"Willkommen im Leben..Willkommen im Heute!" , erwiederte die alte Frau mit glücklicher Stimme. <3
Jana