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Gästebuch
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Buchausschnitt aus: Kevin Brooks - Lucas
Wenn es ans Glauben geht, halte ich mich für ziemlich vernunftorientiert. Ich glaube nicht an Gott und ich glaube auch nicht an den Teufel. Ich glaube nicht an Superman oder den Weihnachtsmann und ich glaube auch nicht, dass die Figuren in Seifernopern real sind. Ich glaube nicht daran, weil es keinen Sinn macht. Aber ich kann akzeptieren, dass andere Menschen es tun, und wenn Gott eines Tages aufkreuzen würde, fände ich es toll, mit ihm zusammenzusitzen und eine Runde zu reden- aber ich halte nicht den Atem an vor Erwartung.
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Leben &' Glauben
Wo bringt das Leben mich hin?
Bin ich überhaupt am Leben? Oder bin ich die Hauptfigur, in dem Traum eines anderen Menschen? Sind wir lebendig oder existieren wir nur? Und wenn wir nur existieren, wo ist dann die Grenze zum Leben? Was muss ich tun, um lebendig zu sein? Was ist der Sinn, meines Seins auf der Erde? Hat jemand die Fäden in der Hand oder leite ich mein Handeln selbst? Gibt es Gott? Hat er mich erschaffen? Oder war es der Wunsch meiner Eltern, ein Kind zu bekommen, dass ich überhaupt auf der Erde bin?
Wo komm ich her? Wo bin ich jetzt? & wo werde ich enden?
Auf all diese Fragen wüsste ich gerne eine Antwort.
Ja, ich glaube an einen Gott. Aber er hat nicht die Welt erschaffen. Die Bibel ist für mich nicht mehr als eine Schrift. Etwas, an das sich Menschen halten. An das andere glauben können.
Ich bin eigenständig für mein Handeln verantwortlich. Gott leitet unsere Gedanken nicht. Er ist eine Zuflucht. Meine Zuflucht in schweren Zeiten. Ich weiß, dass er da ist. Dass es etwas gibt, dass nicht zu erklären ist.
Dinge, die man mit dem Verstand nicht begreifen kann.
Und es ist gut, dass er da ist.
Auch, wenn ich manchmal frage, wie er dieses Leid auf der Erde zulassen kann?
Wieso täglich so viele Menschen an Hunger sterben oder weil in ihrem Land Krieg herrscht.
Wo ist Gott, wenn diese Menschen ihn brauchen?
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Andere Dinge
... sind für mich genauso unverständlich. (Auch, wenn sie teilweise lange zurück liegen.)
* Judenverfolgung durch die Christen.
* Glaubens- bzw. Religionskriege.
* Die Inquisition verfolgte, folterte &' töte Menschen, die der Kirche gefährlich wurden.
* Die Kirche raubte das Volk aus, mit dem Alibi, von Gott eingesetzt worden zu sein.
* Immer wieder hört man in den Nachrichten von Selbstmordanschlägen...
>> All diese Verbrechen begeht die Menschheit im Namen Gottes, Allahs oder woran man sonst noch glauben kann.
Warum darf nicht jeder Mensch glauben, woran er möchte? Woher nehmen sich Menschen das Recht, andere für ihren Glauben zu vernichten?
In der Bibel steht: Du sollst nicht töten- warum tun wir es dann doch?
Weshalb werden Völker ausgerottet, weil sie in ihrem Herzen einen anderen Gott "tragen"?
Wir sollten anderen Menschen, Religionen &' Kulturen viel offener gegenüber treten, denn 'vor Gott sind alle Menschen gleich'.
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Unheilig - Der Himmel über mir
Du bist die Liebe und der Anfang jedes Seins
Hast mich gemacht für eine kurze Ewigkeit
Alles was ich bin und jeder Gedanke ist von dir
Und bei allem was ich tue bist du immer bei mir.
Doch muss ich wirklich in dies Haus
aus Holz und Stein
So wie sie es sagen um ganz nah bei dir zu sein
In Demut zu verfallen, da du mich sonst nicht hörst
Dafür zu zahlen woran ich glaube
weil du mich sonst zerstörst
Wie kann ein Mensch dein Vertreter hier sein
Gehüllt in Gold, Samt und leuchtend hellem Kleid
Inszeniert präsentiert so wie einst das goldene Kalb
Dem Reichtum verfallen und als Preis das Zölibat
Du bist für mich in jedem Baum und jedem Stein
In allem was es gibt und so wird es immer sein.
Alles was ich bin und jeder Gedanke ist von dir
Und bei allem was ich tue bist du immer bei mir.
Du bist der Himmel über mir
Und in allem was es gibt
Und in allem was kommt und wieder geht
Du bist der Himmel über mir
Und die Antwort die erklärt
Wohin man geht wenn man stirbt
Du bist der Himmel über mir........
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Mit jedem Atemzug verteilen sie die Schuld
Haben geknechtet, getötet und dich
immer mehr verhüllt
Alles verbrannt was gefährlich erschien
Die Unfehlbarkeit erfunden nur um besser dazustehen
Sie tragen dich auf Händen heben dich empor
Und als Dank seihst du näher und flüsterst in ihr Ohr
Wie kann ein Mensch denn näher bei dir sein
Sind wir nicht vor dir, deinem Antlitz alle gleich
Du bist für mich kein Gesetz, kein Gebot
Ich trage dich in mir noch länger als den Tod
Alles was ich bin und jedes Gefühl das ist von dir
Und bei allem was ich tue bist du immer bei mir
All diese Worte und jeder Gedanke ist von mir
Bin nur ein kleines Licht
unter den großen Lichtern hier
Ich will nur leben geb mich meinen Träumen hin
Auch wenn ich dadurch für sie Unheilig bin
Du bist der Himmel über mir........
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Träume
Was tun,
wenn du immer wusstest, was du willst, wohin du willst
& plötzlich hast du das Gefühl nichts mehr zu wissen.
Du siehst auf deine Vergangenheit zurück. Du siehst all die Fehler aber auch die schönen Momente. Du spürst, dass du lebst.
Aber wenn du in die Zukunft sehen möchtest, den Weg sehen willst, den du dir für dich ausgemalt hast, ist alles verschwommen & dunkel.
Du weißt nichts mehr.
Deine Ziele verschwinden in der Unendlichkeit... Du hast für deine Zukunft gelebt & die Gegenwart ausgeblendet- doch:
Tage wie dieser kommen nie wieder
Tage wie dieser sollten nie vergessen gehn
Du drehst dich um & siehst sie wieder
Du drehst dich um & siehst in deinem Kopf die alten Bilder
[...]
Der Augenblick ist jetzt & er fließt durch deine Hände
(Juli ~ Tage wie dieser)
Die Gegenwart ist jetzt & deine Zukunft bricht schon im nächsten Moment an.
Du bist verzweifelt. Wo sind deine Träume hin? Kommen sie zurück oder wirst du neue finden?
Egal was kommt- du musst einfach an dich glauben & alles andere kommt von alleine (auch deine Zukunft!)
Lebe dein Leben
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Ödön von Horváth: Jugend ohne Gott
(Ursprünglicher Titel: Auf der Suche nach den Idealen der Menschheit.)
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Auf der Suche nach den Idealen der Menschheit
[...]
Ich rede und stocke, immer wieder befangen. Warum nur?
"Ich weiß, was sie beschäftigt", meint der Pfarrer, "Sie denken an die Kinder, die in den Fenstern sitzen und die Puppen bemalen und mich nicht grüßen."
Ja, an die Kinder denke ich auch.
"Es überrascht sie, wie mir scheint, daß ich ihre Gedanken errate, aber das fällt mir nicht schwer, denn der Herr Lehrer hier im Dorfe sieht nämlich auch überall nur jene Kinder. Wir debattieren, wo wir uns treffen. Mit mir kann man nämlich ruhig reden, ich gehöre nicht zu jenen Priestern, die nicht hinhören oder böse werden, ich halte es mit dem heiligen Ignatius, der sagt: Ich gehe mit jedem Menschen durch seine Tür hinein, um ihn bei meiner Tür hinauszuführen. "
Ich lächle ein wenig und schweige.
Er trinkt sein Glas aus.
Ich schaue ihn abwartend an. Noch kenne ich mich nicht aus.
"Die Ursache der Not", fährt er fort, "besteht nicht darin, daß mir der Wein schmeckt, sondern darin, daß das Sägewerk nicht mehr sägt. Unser Lehrer ist hier der Meinung, daß wir durch die überhastete Entwicklung der Technik andere Produktionsverhältnisse brauchen und eine ganz neuartige Kontrolle des Besitzes. Er hat recht. Warum schauen Sie mich so überrascht an?"
"Darf man offen reden?"
"Nur!"
"Ich denke, daß die Kirche immer auf der Seite der Reichen steht."
"Das stimmt. Weil sie muß."
"Muß?"
"Kennen Sie einen Staat, in dem nicht die Reichen regieren? >Reichsein< ist doch nicht nur identisch mit >Geldhaben< - und wenn es keine Sägewerksaktionäre mehr geben wird, dann werden eben andere Reiche regieren, man braucht keine Aktien, um reich zu sein. Es wird immer Werte geben, von denen einige Leute mehr haben werden als alle übrigen zusammen. Mehr Sterne am Kragen, mehr Streifen am Ärmel, mehr Orden auf der Brust, sichtbar oder unsichtbar, denn arm und reich wird es immer geben, genau wie dumm und gescheit. Und der Kirche, Herr Lehrer, ist leider nicht die Macht gegeben, zu bestimmen, wie ein Staat regiert werden soll. Es ist aber ihre Pflicht, immer auf seiten des Staates zu stehen, der leider immer nur von den Reichen regiert werden wird."
"Ihre Pflicht?"
"Da der Mensch von Natur aus ein geselliges Wesen ist, ist er auf eine Verbindung in Familie, Gemeinde und Staat angewiesen. Der Staat ist eine rein menschliche Einrichtung, die nur den einen Zweck haben soll, die irdische Glückseligkeit nach Möglichkeit herzustellen. Er ist naturnotwendig, also gottgewollt, der Gehorsam ihm gegenüber Gewissenspflicht."
"Sie wollen doch nicht behaupten, daß zum Beispiel der heutige Staat nach Möglichkeit irdische Glückseligkeit herstellt?"
"Das behaupte ich keineswegs, denn die ganze menschliche Gesellschaft ist aufgebaut auf Eigenliebe, Heuchelei und roher Gewalt. Wie sagt Pascal? > Wir begehren die Wahrheit und finden in uns nur Ungewissheit. Wir suchen das Glück und finden nur Elend und Tod. < Sie wundern sich, daß ein einfacher Bauernpfarrer Pascal zitiert - nun, Sie müssen sich nicht wundern, denn ich bin kein einfacher Bauernpfarrer, ich wurde nur für einige Zeit hierher versetzt. Wie man so zu sagen pflegt, gewissermaßen strafversetzt. " - er lächelt: "Jaja, nur selten wird einer heilig, der niemals unheilig, nur selten einer weise, der nie dumm gewesen ist! Und ohne die kleinen Dummheiten des Lebens wären wir ja alle nicht auf der Welt."
Er lacht leise, aber ich lache nicht mit.
Er leert wieder sein Glas.
Ich frage plötzlich: "Wenn also die staatliche Ordnung gottgewollt - "
"Falsch!" unterbricht er mich. "Nicht die staatliche Ordnung, sondern der Saat ist naturnotwendig, also gottgewollt."
"Das ist doch dasselbe!"
"Nein, das ist nicht dasselbe. Gott schuf die Natur, also ist gottgewollt, was naturnotwendig ist. Aber die Konsequenzen der Erschaffung der Natur, das heißt in diesem Falle: die Ordnung des Staates, ist ein Produkt des freien menschlichen Willens. Also ist nur der Staat gottgewollt, nicht aber die staatliche Ordnung."
"Und wenn ein Staat zerfällt?"
"Ein Staat zerfällt nie, es löst sich höchstens seine gesellschaftliche Struktur auf, um einer anderen Platz zu machen. Der Staat selbst bleibt immer bestehen, auch wenn das Volk, das ihn bildet, stirbt. Denn dann kommt ein anderes."
"Also ist der Zusammenbruch einer staatlichen Ordnung nicht naturnotwendig?"
Er lächelt: "Manchmal ist so ein Zusammenbruch sogar gottgewollt."
"Warum nimmt also die Kirche, wenn die gesellschaftliche Struktur eines Staates zusammenbricht, immer die Partei der Reichen? Also in unserer Zeit: warum stellt sich die Kirche immer auf die Seite der Sägewerksaktionäre und nicht auf die Seite der Kinder in den Fenstern?"
"Weil die Reichen immer siegen."
Ich kann mich nicht beherrschen: "Eine feine Moral!" Er bleibt ganz ruhig: "Richtig zu denken, ist das Prinzip der Moral." Er leert wieder sein Glas. "Ja die Reichen werden immer siegen, weil sie die Brutaleren, Niederträchtigeren, Gewissensloseren sind. Es steht doch schon in der Schrift, daß eher ein Kamel durch das Nadelöhr geht, denn das ein Reicher in den Himmel kommt."
"Und die Kirche? Wird die durch das Nadelöhr kommen?"
"Nein", sagt er und lächelt wieder, "das wäre allerdings nicht gut möglich. Denn die Kirche ist ja das Nadelöhr."
Dieser Pfaffe ist verteufelt gescheit, denke ich mir, aber er hat nicht recht. Er hat nicht recht! Und ich sage: "Die Kirche dient also den Reichen und denkt nicht daran, für die Armen zu kämpfen -"
"Sie kämpft auch für die Armen", fällt er mir ins Wort, "aber an einer anderen Front."
"An einer himmlischen, was?"
"Auch dort kann man fallen."
"Wer?"
"Jesus Christus."
"Aber das war doch der Gott! Und was kam dann?" Er schenkt mir ein und blickt nachdenklich vor sich hin. "Es ist gut", meint er leise, "daß es der Kirche heutzutage in vielen Ländern nicht gut geht. Gut für die Kirche."
"Möglich", antworte ich kurz und merke, daß ich aufgeregt bin. "Doch kommen wir wieder auf jene Kinder in den Fenstern zurück! Sie sagten, als wir durch die Gasse gingen: > Sie grüßen mich nicht, sie sind verhetzt. < Sie sind doch ein gescheiter Mensch, Sie müssen es doch wissen, daß jene Kinder nicht verhetzt sind, sondern daß sie nichts zum Fressen haben!"
Er sieht mich groß an.
"Ich meinte, sie seien verhetzt", sagte er langsam, "weil sie nicht mehr an Gott glauben."
"Wie können sie das von ihnen verlangen!"
"Gott geht durch alle Gassen."
"Wie kann Gott durch jene Gasse gehen, die Kinder sehen und ihnen nicht helfen?"
Er schweigt. Er trinkt bedächtig seinen Wein aus. Dann sieht er mich wieder groß an: "Gott ist das Schrecklichste auf der Welt."
Ich starre ihn an. Hatte ich richtig gehört? Das Schrecklichste?!
Er erhebt sich, tritt an das Fenster und schaut auf den Friedhof hinaus. "Er straft", höre ich seine Stimme.
Was ist das für ein erbärmlicher Gott, denke ich mir, der die armen Kinder straft!
Jetzt geht der Pfarrer auf und ab.
"Man darf Gott nicht vergessen", sagt er, "auch wenn wir es nicht wissen, wofür er uns straft. Wenn wir nur niemals einen freien Willen gehabt hätten!"
"Ach, Sie meinen die Erbsünde!"
"Ja."
"Ich glaube nicht daran."
Er hält vor mir.
"Dann glauben sie auch nicht an Gott."
"Richtig. Ich glaube nicht an Gott."
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