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Gestatten ... mein Name ist Kollerup

Tach zusammen. Mein Name ist Kollerup. Einfach Kollerup. Freunde nennen mich "Kolle" Wie der Sexpapst aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Aber mit dem habe ich nix zu schaffen. Ich bin nämlich bei der Husumer Kripo. Als Komissar jage ich allen möglichen Leuten hinterher. Mal sind es Bauern als Mörder, ein anderes Mal sind es Verrückte, die aus Jux einen um die Ecke bringen ...

Tztz - die Zeiten sind schlecht und werden immer verrückter. Erst letztens hatte doch eine Leiche statt Augen zwei goldgelbe ... aber lassen wir das Geplauder aus dem Nähkästchen.

Die Zeiten sind verrückt und ich muss der Zeit immer einen Schritt voraus sein. Das brachte mich auf die Idee einer verrückten Ermittlungsvariante: Dem Abzählreim! "Eene meene hickenpacken eene Fru die kunn nich ka...." aber  den kenne Sie sicher.
Das verrückte dabei ist, dass es funktioniert. Schon seit mehreren Jahren!

Wie sehe ich aus fragen Sie? Kennen Sie den Peter Falk als Colombo? Ja, genau so und noch schlimmer.  Jedenfalls manchmal, wenn ich wieder auf nem Depritrip bin. Außerhalb dieser Phasen bin ich völlig normal. Ich bin so um die 45 bis 50 Jahre alt, ein wenig korpulent und kein bischen sportlich. Ich rauche viel und ab und zu trinke ich gerne einen. Ich bin geschieden und lebe alleine in der Wasserreihe in Husum.
Darum habe ich viel Zeit. Zeit zum Nachdenken. Viel Zeit. Denn der Job füllt mich nicht so richtig aus. Passiert eh nix hier.  Husum!
Aber manchmal bricht hier die Hölle los. Und dann wird nach Kolle gerufen!
Gangster, Mörder und Kleintierdiebe aufgepasst! Kolle kommt!


Eene meene hickenpacken ...

In der großen dunklen Bibliothek, in der das Licht nur durch die raumhohen, antiken Bleiglasfenster Einlass fand, konnte man eine Stecknadel fallen hören. Die Stille wurde von dem Ticken einer großen alten Standuhr zerhämmert, die so groß und alt war, dass sie ohne weiteres als Touristenattraktion auf dem Husumer Marktplatz hunderte Besucher angelockt hätte.
Das trübe Tageslicht fand nur mit Mühe seinen Weg durch die dichten Rauchschwaden zum indischen, handgeknüpften Teppich und zeichnete dort bizarre Muster. Die Luft im Raum war so dicht und rauchgeschwängert, dass dagegen jede Fischräucherei an der Kleikuhle Chancen gehabt hätte eine Genehmigung als Naherholungszentrum für Lungenkranke zu bekommen.

Sieben Personen waren anwesend, einige sitzend, in mit rotem Leder bezogenen Ohrensesseln, andere stehend, lässig mit einem Glas Portwein in der Hand am Bücherregal gelehnt oder am Kamin mit einem Ellenbogen auf dem Sims.
Plötzlich schlug die Uhr viermal. Fräulein Mommsen ließ vor Schreck ihr Glas auf den von Kinderhand geknüpften Teppich fallen und ihrer zarten Kehle entfuhr ein leiser, erstickter Schrei. Dunkel wie Blut breitete sich der Weinfleck aus und harmonisierte exzellent mit den Farben des Teppichs, wie Gräfin Mayer von Lührssen, eine guterhaltene Mittvierzigerin, erfreut feststellte, die gerade ihre Zeit damit vertrieb Zigarettenasche von ihrem Kleid zu klopfen, welche ihr, bedingt durch ein Zucken ihrer zigarettenhaltenden Hand, aufs selbige gefallen war. Graf Mayer von Lührssen dagegen trug gerade einen Kampf mit seinem Gleichgewicht aus, einen aussichtslosen übrigens, da die Menge Port die er getrunken hatte selbst den größten Trinker östlich Husums mit Alkoholvergiftung unter einem Sauerstoffzelt dahinkomatisieren lassen würde.

Einer brach sich den rechten Zeigefinger bei dem missglückten Versuch einen heimlich aus der Nase geholten Popel genauso heimlich in den Kamin zu schnippen. Eine andere Person stieß sich den Kopf am Bücherregal, nur um festzustellen dass alte nordfriesische Eiche, über Jahre in der Bibliothek geräuchert, härter ist als alter Eiderstädter Knochen.
Zwei zeigten keinerlei Reaktion. Die erste Person war Hauptkommissar Kollerup, Leiter der Husumer Mordkommission. Die zweite war Gräfin zu Schwabstedt und Ostenfeld, eine Großtante von Gräfin Mayer von Lührssen, väterlicherseits. Während der Kommissar scheinbar in Gedanken versunken dasaß, war die alte Lady einfach nur schwerhörig und nuckelte an ihrem Glas.

Der vierte Schlag klang den Anwesenden noch in den Ohren, als der Kommissar sich räusperte, seine Pfeife, ein Erbstück seines Großvaters der viele Jahre in den deutschen Kolonien gelebt hatte, bedächtig in den Pfeifenständer legte, sich noch einmal räusperte, heftig hustete und sich dann beruhigte. Kurz sah er zum Kamin, um zu sehen wie der Graf wie ein gefällter Urwaldriese zu Boden ging. Alle anderen bemerkten nichts davon, denn jeder sah nun den Inspektor an - wie Kaninchen die den tödlichen Biss der Kobra erwarteten. Jeder wusste, dass der Kommissar mit seinen unorthodoxen, aber doch wirkungsvollen Aufklärungsmethoden schnell den oder die Schuldige finden, ihn festnageln, ihn unerbittlich ans Licht der Wahrheit zerren würde! Dieser gefürchtete, von seinen Vorgesetzten hochgeschätzte Kommissar wird wegen seiner Erscheinung oft verkannt. Hinter der Fassade des trotteligen, kleinen dicken, unvorteilhaft, um nicht zu sagen nachlässig (Neider behaupten schmuddelig) gekleideten Mannes verbirgt sich ein Verstand der Zusammenhänge in Bruchteilen von Sekunden erkennt, die selbst einen Stephen Hawkins erst nach stundenlangen Grübeln aufgefallen wären.



Kollerup stand auf, legte seinen schmuddeligen, beigefarbenen Trenchcoat über eine Stuhllehne, ging, er schlenderte fast, in die Mitte des Raumes, sah jeden der Reihe nach an und sagte, während er mit einer Hand über seine Haare strich: " Tja, also, ich möchte doch sagen, dass ich mich freue, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind. Ich bin der festen Überzeugung dass der Täter hier in diesem Raum ist. Ich verspreche Ihnen nur einen Augenblick Ihrer kostbaren Zeit zu stehlen. Ich werde die unwiderlegbare Wahrheit ans Licht zerren und den Mörder in Handschellen dann aus diesem Raum abführen lassen."
Theatralisch rieb er sich mit Zeigefinger und Daumen die Augen -eine überflüssige Geste, denn was niemand wusste war, dass er ein Glasauge hatte. Diesen Umstand verstand er geschickt zu verbergen, indem er seine Gesprächspartner nie direkt sondern immer aus den Augenwinkeln heraus ansah, was bei einigen erstaunliche Reaktionen hervorrief, die er dann für seine Ermittlungen ausnutzen konnte.
Er stand, wie bereits erwähnt, in der Mitte der Bibliothek und rieb sich die Augen. Als er damit fertig war hob er einen Arm und zeigte auf die erste Person die rechts von ihm saß und sagte, " Eene ? meene ? hicken ? packen ?eene - Fru de - kunn nich ? kacken ? eene ? meene ? mu ? und ? weg ? bist - du." indem er nach jeder zweiten Silbe von einem zum anderen mit dem Zeigefinger ging. Bei der letzten Silbe blieb sein Finger bei der alten Gräfin zu Schwabstedt und Ostenfeld stehen, die vor sich hinbrabbelnd und auf ihrem Gebiss herumkauend in einem viel zu großen Sessel versank. Die Stille, die dann folgte, war so vollkommen, dass man nicht nur eine Stecknadel hätte fallen hören können, sondern jedes einzelne Staubkorn wie einen Felsbrocken zur Erde poltern.

Eene meene hickenpacken...

Fortsetzung

"SIE!", donnerte der Kommissar, "wer hätte das gedacht!" Er schien nur kurz zu zögern, fuhr dann aber fort "SIE haben den Gärtner ermordet! Sie sind am zweiundzwanzigsten diesen Monat um Mitternacht bei strömenden Regen zum Treibhaus geschlichen, haben sich Zutritt mit Hilfe eines Dietrichs verschafft, haben dann den folgenden Morgen abgewartet um dem Gärtner aufzulauern. Als dieser um fünf in der Frühe kam schlichen Sie sich von hinten an, erschlugen ihn mit dem schweren Vorschlaghammer, schleiften seine Leiche zum naheliegenden See der nur zehn Kilometer entfernt liegt, schleuderten sie hinaus auf das Wasser, liefen zurück und waren vor dem Frühstück wieder in ihrem Bett!".
In diesem Moment sprangen alle auf, schrieen wild durcheinander und fielen sich freudig um den Hals. Der Graf, der vor dem Kamin lag, hob seinen rechten Arm und orderte noch eine Runde, jemand öffnete mit einem lautem Knall eine Flasche Champagner und einige stimmten das Lied " Herrn Pastor sin Kau? an.

In dem Trubel stand immer noch der Kommissar mit erhobenem Arm vor der feigen Mörderin. "Wachtmeister!" rief er zur Tür. Herein kam ein etwa zwei Meter großes Muskelpaket in Polizeiuniform. "Festnehmen!" rief Kollerup und nickte auffordernd zum Ohrensessel. Der Beamte war mit zwei großen Schritten bei der alten Dame, eskortiert von den anderen, die alle durcheinander kreischten: "Sie war's, sie war's!" und dabei mit verzerrten Gesichtern auf Gräfin zu Schwabstedt und Ostenfeld zeigten. Bei der Dame angekommen sagte der Polizist mit erhobener Stimme: "Madame, leisten Sie keine Gegenwehr! Sonst muss ich von meinem Schlagstock Gebrauch machen! Widerstand ist zwecklos!". Die Gräfin sah sich verwirrt um, hielt ihre Hand wie einen Trichter vor das rechte Ohr und rief immer wieder: "Hä? Was ist los?". Aber damit kam sie gerade an den Richtigen! Hauptwachtmeister Ollerup, ausgebildet in allen Kampfsportarten, durchschaute die durchtriebene Alte! Er riss sie hoch, warf sie zu Boden, drehte ihr beide Hände auf den Rücken und legte die Handschellen so schnell an, dass selbst ein Meister im Kälberfangen beim Rodeo vor Neid erblassen würde. Die Anwesenden wussten diese Leistung zu würdigen und applaudierten, während Ollerup die Mörderin hochriss und zur Tür stieß. Einer der Umstehenden war sogar so mutig und trat der in Handschellen Gefesselten wie zum Abschied in den Allerwertesten. Es blieb bei dem Versuch, denn der Held rutschte auf dem Weinfleck aus, fiel auf seinen Rücken und blieb dort liegen (wie sich später herausstellte war es Graf Mayer von Lührssen).
Die anderen trampelten über ihn hinweg um ihren Helden zur Tür zu begleiten. "Auf Wiedersehen - auf Wiedersehen!" riefen sie mit lautem Gejohle als beide hinausgingen und winkten mit ihren Sektgläsern zum Abschied hinterher.


Der Kommissar indessen stand mit erhobenem Arm in der Mitte der Bibliothek. Langsam senkte er diesen, räusperte sich, ging zu seinem Stuhl, nahm seinen Mantel, steckte seine Pfeife in die Jackentasche, zögerte einen Moment, nahm Sie wieder heraus, klopfte die Glut in den Aschenbecher und steckte sie wieder ein. Langsam ging er zu Tür, drehte sich noch einmal herum, musterte die im Raum stehenden Personen, drehte sich entgültig zur Tür und ging mit einem gemurmelten ?Moin zusammen? hinaus, wobei er salutierend seinen rechten Zeigefinger an die Stirn tippte.

Verlegen sahen sich fünf Augenpaare an. "Hähem!" meldete sich jemand zu Wort, "hat einer von Ihnen vielleicht das letzte Boßelergebnis? Habe 20 Euro auf Witzwort gesetzt. Wäre Jammerschade hätte ich verloren.?
"In der Husumer - oder war es die Palette? - las ich Kotzenbüll hätte gewonnen." erwiderte Fräulein Mommsen. "So? Ja? Nun - äh außerordentlich erfreulich, in der Tat!" kam die Antwort. Es entspann sich daraufhin ein angeregtes Geplauder über Boßeln, Boßelmode, Strickmuster und wer denn nun in der laufenden Ringreitersaison die größten Chancen hätte. So gingen sie dann lachend und fröhlich plappernd hinaus.

In der großen dunklen Bibliothek, in der das Licht nur durch die raumhohen, antiken Bleiglasfenster Einlass fand, konnte man eine Stecknadel fallen hören. Diese Stille wurde von dem Ticken einer großen alten Standuhr zerhämmert, die so groß und alt war dass sie ohne weiteres, auf dem Husumer Marktplatz  aufgestellt, hunderte von Besucher angelockt hätte.
Das trübe Tageslicht fand nur mit Mühe seinen Weg durch die dichten Rauchschwaden hin zum indischen, handgeknüpften Teppich und zeichnete dort bizarre Muster. Die Luft in dem Raum war so dicht und rauchgeschwängert, dass dagegen jede Fischräucherei an der Kleikuhle Chancen gehabt hätte eine Genehmigung als Naherholungszentrum für Lungenkranke zu bekommen.

Im Raum anwesend war eine Person, die laut schnarchend in einer großen Weinlache auf dem Teppich lag.

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