18. Jahrhundert
Karlsruhe ist eine der letzten großen europäischen Stadtgründungen auf dem Reißbrett und zugleich Ergebnis einer weitreichenden Idee: Es ist 1715, als Karl-Wilhelm, Markgraf von Baden-Durlach, sich entschließt, die mittelalterliche Enge seiner damaligen Residenz Durlach gegen den Bau einer neuen, in Anlage und Geist offenen Stadt einzutauschen. Seine Vorstellung einer Modellstadt der Zukunft fasst er in einem historischen Dokument von weitreichender Bedeutung zusammen, dem ?Privilegienbrief?.
Der Brief trägt bereits viele Zeichen eines hochmodernen Staats- und Menschenbildes. In den ?Privilegien? scheint vieles auf, was sich die europäischen Völker in den Revolutionen der Folgezeit, bis ins 20. Jahrhundert hinein, als gutes Recht eines jeden Menschen erkämpfen werden: persönliche Freiheit, wirtschaftliche Freiheiten, Gleichheit vor dem Recht, politische Mitsprache.
Und so kommen an der Wiege Karlsruhes Menschen aus Frankreich, Polen, Italien, der Schweiz und den vielen Ländern des damals noch zersplitterten Deutschlands zusammen und gründen eine Stadt, die die Werte einer europäischen Modellstadt eingangs des 18. Jahrhunderts widerspiegelt. Und es passt zu dieser Stadt, dass ihr erster Bürgermeister, Johann Sembach, aus Straßburg stammt.
Der Legende nach soll Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach einst bei einem Jagdausritt im Hardtwald bei Durlach eingeschlafen sein. Er träumte von einem prachtvollen Schloss, das sonnengleich im Zentrum seiner neuen Residenz liege, die Straßen der Stadt gleichsam die Sonnenstrahlen. Karl Wilhelm ließ sich seine Traumstadt am Reißbrett entwerfen (siehe auch: Planstadt) und gründete die nach jener Geschichte benannte Stadt Karlsruhe am 17. Juni 1715 mit der Grundsteinlegung des Karlsruher Schlosses.
Die Sonnenstrahlen kann man noch heute gut auf den Straßenkarten erkennen: Das Schloss liegt im Zentrum eines Kreises, von dem aus fächerförmig Straßen in die Stadt nach Süden und Alleen durch den Hardtwald nach Norden verlaufen. Diesem Umstand verdankt Karlsruhe seinen Spitznamen ?Fächerstadt?. Es sind insgesamt 32 Straßen und Alleen. Diese Anzahl entspricht exakt der Einteilung der Kompassrose in der damaligen Zeit. Damals war die Kompassrose nicht in 360 Grad eingeteilt, sondern in 32 Striche. Ab 1717 war Karlsruhe zunächst Residenz der Markgrafen und der Markgrafschaft von Baden-Durlach und ab 1771 ? nach der Wiedervereinigung mit der Markgrafschaft Baden-Baden ? der gesamten Markgrafschaft Baden.