Manchmal stirbt sie, um weiterleben zu können. Manchmal lebt sie, um nicht sterben zu müssen.
Der Lichtertanz teilte sich ein zwei Gegensätze. Gespielter Tag und Nacht. Auf dem Nachhauseweg verblasste die Helligkeit und nahm sämtliche Farben aus der Straße. Durch den niederprasselnden Regen hatten ihre Haare diesen Glanz, wenn Wasser auf Haarspray trifft. Als ihre Füße stoppten, ihre Augen jenes Zu hause begutachteten und sie Sturmklingelte, schien der Regen seinen Rhythmus gefunden zu haben. Die Tür öffnete sich nicht, ihr eigenes Zu hause blieb für sie verschlossen. Eines der Fenster blieb auch verschlossen, als sie mit Steinen dagegen schmiss. Unstillbar fielen weiterhin Wassertropfen in ihre Welt, als sie rannte, um das zu holen, was sie vergessen hatte. Mit schnellen Schritten lief sie die dunkle Straße nach unten, welche nur durch Laternenlicht erhellt wurde. Schließlich erhielt sie ihre Eigentümer und rannte abermals. Mit jedem weiteren Abschnitt, den ihre Beine zurücklegten, wurde ihre Kleidung nasser und ihre Schnelligkeit nahm weiter ab. Ihr wurde schlecht, schließlich war Zeit, das Herz zu entleeren. Als sie im Haus war, spielten ihre Gedanken verrückt. Sie rannte völlig erschöpft die Treppen hoch - jene, welche direkt ins Bad führen. Mit Kleidung schmiss sie sich in die Badewanne, machte das Wasser an und bemerkte erst danach, dass man normalerweise ohne Klamotten duscht. Ausziehen wollte sie diese aber nicht, sie gehörten jetzt zu ihr. Ihre Hände verschmierten die übliche Tageseinheit Schminke und zerzausten ihre Haare. Mit jeder weiteren Minute verstärkte sich automatisch dieses Verlangen, dass sie versucht hatte zu verdrängen - immerhin war schon eine Woche vorüber und die Gefechte hatten 7 Tage ein Ende gefunden. Ein neuer Kampf mit sich selbst versuchte zu beginnen. Verkrampft testete sie sich leerzukotzen, die Freiheit ihres Herzens zu spüren. Jeder Muskel dieses Körpers war angespannt und schrie nach Erlösung. Sie beschimpfte sich in Gedanken selbst, ließ weiteres Wasser über ihren Kopf laufen und wischte damit die Tränen weg, die sie im Begriff war leben zu lassen. Ihre Herz blieb verschlossen und wollte nicht aufreißen, um alle Emotionen los zu werden, die sich in letzter Zeit angesammelt hatten. Benommen fing sie nach unzählbaren Minuten an, aus der Badewanne zu stolpern. Ihre Klamotten hatte sie mittlerweile ausgezogen. Schließlich nahm sie ein Handtuch, ging in die Küche und nahm das Werkzeug mit, welches sie schon seit Monaten nicht mehr benutzt hatte. Auf dem Bett angekommen zog sie sich die Hose aus, fuhr mit der Klinge in ihrer Hand über einen ihrer Oberschenkel und schmückte diesen mit leichten Ritzen. Das Bett war nicht der richtige Ort, um Blut fließen zu lassen - also stieg sie auf, ging vier Schritte geradeaus und ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen. Angekommen fuhr sie schneller, fester über ihr Bein und spürte, wie sich Blut auf ihrer Haut bildete. Einige Zeit später war ihr halber Oberschenkel mit Ritzen und Blut verziert. Ihre Gedanken kreisten in einer Flutwelle von Selbsthass und Schmerzen. Sie fühlte, wie ihr Bein in der Lüge verbrannte.