Auf Socken
Ich erinnere mich noch gut an damals.
Wir waren gerade neu hergezogen, und in der Schule war ich nicht gerade die Beliebteste.
Man mobbte mich sogar ein wenig.
Naja. Meine Schuhe wurden versteckt.
Vielleicht gar nicht so tragisch, aber früher war ich noch ein emotionales Kleinkind, dem alles nahe ging. Ich hatte meine Sportschuhe vergessen, und musste mit Socken in die Halle. Und als ich wiederkam … nunja, waren meine Schuhe weg. Niemand schien mir beim suchen helfen zu wollen, doch es war sowieso aussichtslos.
Was blieb mir also anderes übrig?
Ich ging auf Socken nach Hause. Mit Socken und einem verheulten Gesicht.
Da ich mich so schämte, schaute ich den ganzen Weg lang nicht auf.
„Hey, alles in Ordnung?“, hörte ich jemanden fragen. Neben mir stand der Junge aus meiner Parallelklasse. Er strich sich die fast schwarzen Haare aus dem Gesicht, um mich besser betrachten zu können. „Ja.“, schluchzte ich. „Bist du sicher?“ „Ja, es ist alles in Ordnung!“ „Sieht nicht so aus.“ „Ist es aber!“, schrie ich aus der Fassung gebracht. „Wenn alles in Ordnung ist, wieso weinst du dann?“, fragte er. Perplex sah ich ihn an. Jetzt lächelte er. „Hier.“ Er zog sich seine Schuhe aus, ehe er sie mir hinhielt. „Du kannst die anziehen.“ Schweigend starrte ich sie an. „Das kann ich nicht annehmen.“, murmelte ich. „Klar kannst du! Ich wohne direkt hier. Dein Weg scheint länger zu sein.“ Ich regte mich nicht. „Nimm sie ruhig!“ Ich seufzte. Zögernd zog ich sie an. „Danke“, flüsterte ich, doch er war schon um die nächste Ecke gebogen.
Später saß ich in meinem Zimmer, und starrte aus dem Fenster.
Der Junge von eben ging jetzt die gegenüberliegende Straße entlang.
„’Ich wohne direkt hier’, hm? Lügner …“
Lächelnd schniefte ich.
Früher ...