Die Pianistin
Das Schloss klackte und die Tür ließ sich öffnen. Die große Tür knarrte, als das kleine, zierliche Mädchen sie mit aller Kraft aufschob.
Sie hatte ihrem großen Bruder schon oft dabei zugesehen, wie er die Haustür mit einem Draht aufschloss, wenn er wieder einmal seinen Schlüssel verloren hatte.
Leise ging sie den langen, dunklen Gang entlang, der mit wunderschönem rotem Teppich belegt war. Mit strahlenden Augen rannte sie auf den schwarzen Flügel zu. Sofort klappte sie die Klappe vor den Tasten auf und mit mühe kletterte sie auf den Stuhl der vor ihr Stand, sie war zu klein für diesen Stuhl, obwohl sie die größte in ihrem Kindergarten war. Als sie endlich auf dem zu großen Stuhl saß, fing sie an Klavier zu spielen. Ihre kleinen Finger drückten die glänzenden Tasten des Flügels herunter, als wäre sie mit einem Klavier im Herzen geboren.
Das kleine Mädchen spielte besser als jeder andere den ich je gehört hatte. Sie wusste nicht einmal, dass ich ihr Nacht für Nacht zuhörte. Ich erzählte es niemandem, dass sie jede Nacht hier her kam und spielte, es brauchte keiner zu wissen. Manchmal ließ ich die Tür für sie offen, das kleine Mädchen dachte sich nichts dabei. Sie war noch zu jung dafür, zu wissen, dass man nicht einbrechen durfte. Ihr war nicht einmal Bewusst, dass sie mit vier Jahren schon so gut spielte wie Beethoven, Mozart oder Bach. Erst vier und so talentiert, bis heute habe ich nie wieder ein so talentiertes kleines Mädchen gesehen, wie damals.
nein 
