"Wie Feuer und Flamme"
New York, 10. November 1989. Nele sortiert Post-Sendungen am Fließband. Da wird sie von den Fernsehnachrichten überrascht: Zuhause, daheim in Berlin, ist die Mauer gefallen: Und während sie die Bilder der jubelnden Menschen am Brandenburger Tor sieht, denkt Nele zurück an ihre eigene Geschichte, damals vor sieben Jahren in Ost-Berlin. Die Geschichte ihrer ersten großen Liebe...
West-Berlin, 1982 - Nele ist 17. Ihr Vater ist vor dem Mauerbau aus der DDR geflohen. Ansonsten aber kümmert Nele und ihre Freunde die Welt hinterm "eisernen Vorhang" nicht. Bis sie zur Beerdigung ihrer Oma nach Ost-Berlin fährt und feststellt, dass es dort gar nicht so grau und klein ist, wie sie es sich immer vorgestellt hat. Nele steht allein am Grab ihrer Oma, bis sie von Musik angelockt wird. Dort toben sich ein paar Punks aus zu harter schneller Musik, bis der Besitzer buchstäblich den Stecker zieht. Die Musikkassette fliegt durch die Luft und landet genau vor Neles Füßen - wie auch der Anführer der Punks, Captain. Es ist nur ein kurzer Moment - aber er ist lang genug. Nele und Captain umkreisen sich, reden über den Osten, den Westen und ein wenig über sich. Am Ende schafft sie es, einen seiner Badges mit der Aufschrift "Pissed And Proud" als Pfand zu bekommen, damit sie am nächsten Freitag wiederkommt, wenn er mit seiner Band ein Konzert in der Zionskirche gibt...
Neles beste Freundin Anya ist skeptisch. Wie soll so eine Freundschaft denn funktionieren? Aber Nele weiß genau, was bzw. wen sie will: Captain. Also zahlt sie noch einmal 25 Mark Zwangsumtausch und lässt sich noch mal von den Grenzbeamten am Übergang Friedrichstraße eindringlich mustern. Beim Konzert kocht die Stimmung. Und während Captain seine provokanten Texte ins Mikro ruft, kann er kaum den Blick von Nele wenden. "Ganz egal, wohin man schaut, die Kameras sind aufgebaut", singt Captain, "begleiten dich auf Schritt und Tritt, die Sicherheit geht mit dir mit..." - was einer seiner Kumpels leider überinterpretiert und die Videokamera, mit der ein Mann ihren Auftritt filmt, im Taufbecken versenkt. Dummerweise ist der Typ aber nicht von der Stasi sondern vom ZDF, und wollte einen Bericht über sie machen. Die Kamera ist futsch und mit ihr alle Hoffnung, im Westfernsehen ein Forum für ihre Wünsche und Ziele zu kriegen. Doch die Clique gibt nicht auf. Einer organisiert die Super-8-Kamera seines Vaters, und die Punks reden sich ihren Frust von der Seele und offenbaren freimütig ihre Unzufriedenheit mit dem Regime. Und Nele bringt schließlich den Mut auf, den Film durch die strengen Grenzkontrollen zu schmuggeln. Ihr Lohn: ein heißer Abschiedskuss von Captain, der ihre Liebe besiegelt.