Ich zog mir meinen Mantel an, schlüpfte in meine Stiefel und setzte mich auf die Veranda vor dem Haus. Ich wartete. Gebannt startte ich auf das kleine Mobilé was über der Tür baumelte. Die Schwalben tanzten vergnügt auf und ab. Ich ertappte mich beim schmunzeln. Ich wartete. Nun schon zehn Minuten auf Mó. Er war mein bester Freund, und ich brauchte ihn momentan sehr. Dann bog er um die Ecke und kam mit schweren Schritten auf mich zu. Es sah aus, als hätte er geweint. Seine Augenringe waren selbst hinter der großen, schwarzen Nickelbrille nicht zu übersehen. Er schnaubte sich die Nase und umarmte mich. Seine Jacke roch umwerfend gut. Er setzte sich neben mich auf die Bank und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. 'Hast du deine Haare gefärbt?' fragte er. 'Nein, sie sind genauso blond wie immer.' antwortete ich trocken. 'Hm, vielleicht macht dich diese Kälte nur so blass, lass uns rein gehen Lyn.' Ich stimmte zu und wir machen uns Muffins und machten Tee. Er ging hinauf in mein Zimmer, das tat er immer zuerst. Ich bereitete das Tablett vor und ging nach oben. Vor Schreck ließ ich es beinahe fallen, als ich sah was Mó getan hatte. Er saß im Schneidersitz inmitten eines riesigen Herzens aus Kerzen. Ich lachte und fragte 'Mó, was soll das denn?' Traurig schaute er weg. 'Du ... hast es also wirklich vergessen?' ich schluckte. Nun fiel es mir ein. Heute war unser Jahrestag. Wir waren nun schon seit neun Jahren beste Freunde. Ich musste weinen und schmiss mich aufs Bett. Er setzte sich neben mich und legte sich sanft auf mich. Ich schaute ihn an. Ich wusste er war verliebt in mich. Und mittlerweile wusste ich nicht ob ich es auch war. Wir küssten uns, lange. Es war wunderschön. Und dann wusste ich es endlich, nach 9 Jahren Freundschaft. Er war es, ist es, und wird es immer bleiben. Meine erste große Liebe.