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Ich bin es satt. Ich bin es satt hier zu sein, hier zu leben. Ich bin es satt, überhaupt zu leben. Jeden Tag der gleiche Scheiß, Metallklotz neben Metallklotz reiht sich vor meinem Fenster auf. Alles fühlt sich trostlos an, ich fühle mich trostlos. Von meiner Familie und meinen Freunden wurde ich im Stich gelassen. Für mich gibt es nur noch mich selbst. Meine Ein-Zimmer-Wohnung ist zugemüllt. Überall liegen Scherben. Blut und Erbrochenes haben sich in den blauen Teppichboden gefressen. Der Gestank ist kaum mehr auszuhalten, ich will das Chaos um mich herum beseitigen, das Chaos in mir wieder in Ordung bringen, aber etwas hindert mich daran. Ich weiß nicht was. Ich habe keine Kraft mehr, aufgestanden bin ich schon seit 37 Stunden nicht mehr. Meine Hände zittern, meine Augenringe hängen tiefer als meine Brüste. Ich traue mich nicht, noch einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Mit jedem Blick wird mir klarer, was mir bald bevorsteht; Obdachlosigkeit. Hungersnot. Vielleicht Missbrauch und Misshandlung. Bald wird man mich hier rausschmeißen, meine Miete habe ich schon seit vier Monaten nicht mehr bezahlt. Ich will nicht auf der Straße leben. Ich habe Angst. Angst vor der Zukunft. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich vor 22 Jahren Angst um meine Zukunft gehabt hätte. Ich war siebzehn, habe mich betrinkt, harte Drogen genommen, auf niemanden gehört. Mir war alles egal. Ich wollte Spaß haben, man sagte doch immer, man soll sein Leben leben, und das habe ich getan. Ich habe mein Leben gelebt. Und jetzt stehe ich vor dem sicheren Tod. Eins ist mir also in meinem einsamen Leben klar geworden; man soll sein Leben nicht immer leben. Soll man denn sonst auch den Betrug betrügen, die Lügen lügen, den Rauch rauchen und Träume nur träumen? Nein, ich glaube nicht.

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