Jahrhundertelang hören Generationen von Kindern das Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf.
In vielen Fabeln wird der Wolf als Dummkopf dargestellt. Höchste Zeit, die Wahrheit über eines
der interessantesten Landsäugetiere der Erde zu erfahren.
Steckbreif Wolf
Größe: Vom Kopf bis zum Rumpf,
je nach Verbreitungsgebiet 80 – 160 cm
Gewicht: bis zu 80 kg
Lebenserwartung: bis zu 20 Jahre
Vorkommen:
Russland, Nordamerika, Grönland, Skandinavien, Transsylvanien (Rumänien), Mongolei. Aus Osteuropa kehren einige kleine Wolfsrudel nach Deutschland zurück, in Sachsen und Brandenburg sind in den letzten Jahren mehrere Wolfrudel sesshaft geworden. Aber auch in Nordostdeutschland, Niedersachsen, Hessen und Bayern gibt es Wolfsspuren.
Lebensraum:
Wölfe bewohnen ganz unterschiedliche Lebensräume. Man findet sie in der Arktis, aber auch in den Wüsten Nordamerikas und Zentralasiens. Wölfe leben vor allem in Wälder, aus offeneren Landschaften sind sie vielerorts schon vor langer Zeit vom Menschen verdrängt wurden.
Nahrung:
Wölfe sind Fleischfresser, ja nach Lebensraum jagen sie vorzugsweise Elche, Rehe, Hirsche, Wildschweine, Bisons und Dickhornschafe.
Merkmale:
Zudem haben sie ein ausgeprägtes Sozialgefühl; ähnlich wie wir Menschen leben sie in Gemeinschaften, also im Rudel. Die hochintelligenten Tiere erlegen in raffinierter Team-Arbeit selbst große Beute und verständigen sich untereinander durch Mimik, Körpersprache und verschiedene Lautäußerungen. Das Heulen der Wölfe stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl im Rudel und zeigt anderen vorbeiziehenden Wölfe an: “Das ist unser Revier!“. Wölfe haben einen ausgezeichneten Geruchs- und Hörsinn.
Aufzucht der Tiere:
Ein Wolfsrudel besteht in der Regel aus 2 bis 14 Tieren: dem Elternpaar,den Welpen und den Jährlingen. Mit etwa zwei Jahren werden die Jungtiere geschlechtsreif, verlassen die Familie und suchen sich ein eigenes Territorium.
Die Paarungszeit der Wölfe ist zwischen Januar und Februar. Die Tragezeit beträgt 60 – 63 Tage. Meistens wirft die Wölfin 4 – 6, manchmal aber auch 14 Junge. Sie werden in einer Höhle geboren, die sie nach 3 Wochen erstmalig verlassen. Die kleinen Jungen saugen noch 9 Wochen Muttermilch.
Sonstiges:
Um den Wolf ranken sich viele Mythen, in denen er als gefährlich und böse gilt. Allerdings ist die Gefahr, Opfer eines Wolfangriffs zu werden, verschwindend gering. Absichtliche Angriffe auf Menschen durch wilde Wölfe sind nicht nachgewiesen. Der Wolf hat eher Angst vor ihnen.
Quelle: Starke Pfoten
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der " böse " Wolf
Das Märchen vom bösen Wolf
Lies hier nach, warum der Wolf immer den Bösen in den Geschichten und Märchen verkörpert und nicht z.B. der Fuchs oder der Bär.
Der Wolf der Verräter?
Es war einmal vor langer, langer Zeit, noch bevor das Christentum entstanden ist. Die Menschen begannen ihre Siedlungen auszubauen und ihren Lebensraum zu erweitern.
Schnell erkannte der Mensch wie er sich den Wolf zu nutze machen konnte und begann, den Wolf zu domestizieren, also zu züchten und zu bändigen. Mit der Zeit, wurde aus dem wilden Wolf eine Art Wolfshund. Diese Wolfhunde wurden zum Begleiter auf der Jagd und zum Beschützer der Siedlungen.
Schon zu der Zeit durchstreiften Wolfsrudel die Wälder. Nach einer Weile erkannten die Menschen Parallelen zwischen Wölfen und Menschen. Sie bemerkten, dass Wölfe in Rudeln lebten und einen Anführer, einen Leitwolf hatten. Auch die Menschen lebten in Gemeinschaften zusammen und hatten ein Stammesoberhaupt.
Mit der Ausbreitung des Lebensraumes der Menschen entstanden erste landwirtschaftliche Nutzflächen. Felder wurden bestellt, Schweine, Rinder und Schafe wurden gehalten und benötigten große Weideflächen. Die Wolfshunde, die sich mit der Zeit immer mehr zu den uns bekannten Hunden entwickelten, hüteten die Viehherden, weil sie ihre Besitzer als ihre Rudelführer anerkannten.
Doch mit der Ausbreitung der Menschen verschwanden zunehmend die Wälder und mit ihnen die Beutetiere der wildlebenden Wölfe. Die wilden Wölfe, entdeckten das Vieh der Menschen als leichte Beute. Konflikte waren vorprogrammiert. Viehhalter sahen in dem Wolf einen Übeltäter, der ihnen die Beute stahl. Man fühlte sich verraten und die ersten Erzählungen über der bösen Wolf entstanden.
Ein Pakt mit dem Teufel?
Um sich negative Ereignisse zu erklären, entstand der Glaube an übermenschliche Wesen. Meist versuchte der Mensch für diese Vorfälle, für die es noch keine Erklärung gab, z.B. unterschiedliche Götter verantwortlich zu machen.
Noch vor der Zeit des Mittelalters, wurde nach Erklärungen dafür gesucht, dass Wölfe den Bauern schadeten, indem sie ihr Vieh rissen. Schnell kam von Seiten der Kirche die These auf, dass der Wolf im Zusammenhang mit dem Teufel stehen müsse, da der Teufel in der christlichen Religion für alles Übel verantwortlich gemacht wurde und der Wolf den Menschen Schaden zufügte. Das Christentum setzte den Wolf mit dem Teufel gleich.
Interessant ist, dass nicht nur im Christentum der Wolf mit einem schlechten höheren Wesen in Verbindung gebracht wurde: In Natursagen aus Osteuropa, wurde ebenfalls erzählt, dass der Wolf ein Wesen sei, das der Teufel erschuf. Um dieses Wesen zum Leben zu erwecken, bat der Teufel Gott um Hilfe. Durch den Willen Gottes begann der Wolf zu leben und sollte sich von Schafen und Ziegen ernähren.
Der Werwolf
Dann gab es natürlich auch die Vorstellung von Wesen, die halb Mensch und halb Tier waren. Erste Erzählungen über Werwölfe entstanden vor der Zeit des Mittelalters und hielten sich bis ins späte Mittelalter. (Der Begriff „Werwolf“, stammt aus dem lateinischen. Das lateinische Wort „vir“ bedeutet Mann. Werwolf heißt also nichts weiter als „Mannwolf“.) Die Kirche vertrat die Ansicht, dass Menschen die schwere Sünden begangen haben, zur Strafe zu einem Werwolf wurden. Werwölfen sagte man außerdem nach, dass sie vom Teufel besessene Kreaturen sind, die anderen Menschen Schaden zufügten. Im Mittelalter kam es neben Hexenprozessen daher auch zu Werwolfprozessen.
Auch im Mittelalter und sogar noch davor, gab es Drogen. Z.B. hatten bestimmte Nachtschattengewächse eine berauschende Wirkung und es kam vor, dass manche Leute sich Wolfsfelle umhingen und sich dann in spirituellen Ritualen dem Rausch hingaben. Am Tag nach dem Rausch spürten viele Menschen Nebenwirkungen, vor allem ein pelziges Gefühl auf Haut und Zunge.
Ist in diesen Nächten in näherer Umgebung ein Verbrechen wie Entführung oder Mord geschehen, wurden die „Berauschten“, die als Wolf verkleidet waren oft als Werwolf angeklagt und somit als Täter.
Geschichten vom Wolf als Erziehungshilfe
Der Wolf gilt seither als betrügerisch, habgierig oder wurde als Symbol für negative Charaktereigenschaften verwendet. In vielen Märchen und Geschichten symbolisiert der Wolf aber auch einen Verbrecher. In den meisten Geschichten mit Wölfen spielen Kinder eine große Rolle. Der „große böse Wolf“ versucht in diesen Erzählungen die Kinder zu fressen und symbolisiert einen gefährlichen Mann. Kinder sollten diese Geschichten als Warnung vor fremden Männern verstehen.
Das Wort „Wolf“
In indogermanischen Sprachen hat das Wort „Wolf“ mehrere Bedeutungen. Es steht unter anderem für: Räuber, Mörder, verachteter Verbrecher, Verbannter und böser Geist. Damals wurden z.B. Gesetzlose als „Wölfe“ bezeichnet. In Indien wurden sogar Dämonen Wolfsnamen gegeben. Auch im althochdeutschen gibt es ein Wort, das mit dem Bösen gleich gesetzt wurde: „warg“ und bedeutete im althochdeutschen „Wolf“.
Fazit
Dass wir den Wolf mit etwas Bösem in Verbindung bringen, hat also zwei Ursprünge: Einmal, dass man eine Erklärung dafür suchte, warum der Mensch negative Charaktereigenschaften hat und zum zweiten die Bedeutung des Wortes in mehreren Sprachen. Der Wolf stellt in Geschichten und Märchen nur ein Symbol und Spiegel für Menschen mit negativen Charaktereigenschaften und für die primitiven Seite des Menschen dar. Er verkörpert die Habgier, die Streitlust, das Betrügerische, den Verbrecher und die Heimtücke.
In Wahrheit ist der Wolf ein scheues und für den Menschen ungefährliches Tier, das keine bösen Eigenschaften hat.
Quelle; Starke Pfoten
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