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Sie saß gekrümmt in der Ecke, wusste genau, das der Tag gekommen war, der Tag, an dem er seine Drohungen wahr machen würde. Nach so vielen Tagen zwischen kalten feuchten Wänden, eingeengt in diesem Gefängnis. Oder waren es nur Stunden gewesen? Sie wusste es nicht. Sie wusste gar nichts. Sie verstand gar nichts. Sie war ein kleines Kind. Ich sah sie an, sah ihre glasigen Augen, die vor so wenigen noch voller Lebensfreude gestrahlt hatten. Ich konnte immer noch ihre Schreie von den ersten Stunden hier in den Wänden hallen hören. Schmerz. Wie oft hatte ich sie in der Nachbarschaft spielen gesehen, rennen, lachen? Vorbei. Noch heute Nacht. Ich wusste es, und ich wusste, sie wusste es auch. Es lag in der Luft. Ihre Handgelenke waren verschrammt von den Fesseln, die sich tief in ihr Fleisch schnitten. Ich hörte, wie er den Schlüssel im Schloss umdrehte. Warum war sie bloß hier? Warum saß sie hier, gegenüber von mir, in einem Keller, nur mit dem Licht der Nacht, ohne Luft? Ich hörte das Quietschen der Türklinge, die langsam runter drückte. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihr Herz schlagen hörte, laut, schnell, ängstlich. Oder war es meins? Ein schmaler Lichtspalt tanzte über die Wände, nur kurz, zu kurz um ihn anzusehen, aber lang genug, um das Messer in seiner Hand aufblitzen zu sehen. Dann fiel die Tür mit einem lauten Krachen ins Schloss. Stille. Dann Schritte in ihre Richtung. Warum war sie bloß hier? Sie weinte bitterlich, während er immer näher kam, sein Atem wurde immer aufgeregter, erregter, verrückter. Ich wusste, dass sie um sich schlug, aber sie hatte doch keine Chance. WARUM WAR SIE BLOß HIER? Ein langer Schrei, ersticktes Atmen, eine verrückte Lache. Alles war vorbei. Und ich war allein. Wieder ging die Tür auf, wieder schloss sie. Und bald war ich dran.

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