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Angst um ihn

Wie jeden Tag schaltete ich nachdem ich aus der Schule gekommen war meinen Computer an.
Ich drückte auf den Knopf, der mich sofort mit dem Chat verband.
Ich hatte eine Nachricht von Olli, einem Jungen aus meiner Parallelklasse.
Na ja, er ist nicht nur irgendein Junge aus meiner Parallelklasse.
Er ist mein Ex-Freund.
Er hatte sich in mich verliebt.
Irgendwann hatten wir angefangen miteinander zu chatten.
Dann waren wir 2 oder 3 Monate zusammen gewesen.
Ich hatte dann Schluss gemacht.
Ich weiß nicht, aber unsere Beziehung war irgendwie kaputt.
Er war oft sauer auf mich, verstand keinen Spaß mehr und war dauernd eifersüchtig.
Aber er hatte nicht aufgehört mich zu lieben.
Unsere Beziehung war schon seit 4 Monaten vorbei und er liebte mich immer noch.
Ich mochte ihn auch.
Aber lieben, nein, das war etwas anderes.
Jeden Tag jedoch chatteten wir.
Und manchmal, wenn er mich Schatz nannte, bekam ich so ein Kribbeln im Bauch.
Jeden Tag sahen wir uns in der Schule, doch wir sprachen nicht miteinander.
Nur im Internet oder per SMS.
Ab und zu trafen wir uns auch so.
Aber das war nichts ernstes.
Nur jeden Tag im Chat.
Da konnten wir unsere Gefühle offen zugeben.
Doch wenn wir uns live sahen, sprachen wir über belanglose Dinge.
Im Chat fragte er mich, wie es mit geht.
Was ich so mache.
Sagte mir, dass er mich mag.
Dass er wieder eine Beziehung mit mir haben möchte.
Doch eines Tages meinte er, wir sollten keinen Kontakt mehr haben.
Ich fragte ihn, warum.
Denn ich konnte ihn nicht verstehen.
Er meinte, dass es schrecklich für ihn sei, jeden Tag mit mir zu chatten, aber dabei zu wissen, dass wir nie wieder zusammen sein könnten.
Ich verstand ihn schließlich.
Doch es traf mich sehr hart.
Er war für mich ein Freund geworden.
Ein wahrer Freund.
Dem ich vertraute und mit dem ich über alles reden konnte.
Ich fragte ihn, ob es denn keine andere Möglichkeit gebe.
Schließlich schaltete ich den Computer aus, warf mich auf mein Bett und weinte.
Doch dann bekam ich eine SMS:
Hi Schatz, es tut mir so mega leid für das, was ich alles gesagt habe.
Ich bin so ein Arschloch.
Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll.
Ich liebe dich. Olli.
Ich weiß nicht, warum, aber diese SMS machte mich glücklich.
Das hieß doch, dass er doch noch Kontakt zu mir wollte.
Aber ich schrieb ihm gleich zurück, dass er kein Arschloch sei.
Ich liebte ihn zwar nicht, aber ich hatte ihn wirklich lieb.
Und ich konnte einen Menschen, der mir so wichtig war, nicht einfach aus meinem Leben gehen lassen.
Wir chatteten wieder miteinander, schrieben SMS, trafen uns öfter und machten zusammen Tanzkurs.
Ich wusste nicht, ob es ihm so besser ging, als wenn er keinen Kontakt mehr zu mir gehabt hätte.
Aber ich wusste, dass er einer meiner wichtigsten Freunde geworden war.
Wir hatten öfter Streit, doch das schweißte uns nur noch mehr zusammen.
Ich hätte mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen können.
Mit wem hätte ich sonst jeden Tag stundenlang chatten sollen?
Umso schlimmer war für mich der 20. November 2009.
Es war der schrecklichste Tag in meinem Leben.
Und ich glaube kaum, dass es je einen schrecklicheren Tag geben wird.
Olli war nicht in der Schule.
Ich dachte, er sei krank.
Nachmittags war er auch nicht im Chat.
Ich wunderte mich und schrieb ihm eine SMS.
Doch es kam nichts zurück.
Schließlich rief ich bei ihm zu Hause an.
Sein Bruder ging ran.
Ich fragte ihn, ob ich Olli sprechen könnte.
Da begann sein Bruder zu weinen und legte auf.
Ich hatte solche Angst.
Was war mit Olli?
Mit zitternden Händen wählte ich die Nummer seines Kumpels Mike. Mike hob ab und ich fragte sofort, was mit Olli sei.
Mike fragte, ob ich nicht kurz bei ihm vorbei kommen wolle.
Ich sagte ja, da er nicht weit von mir entfernt wohnte.
Bei ihm angekommen, drückte er mich in einen Sessel und erzählte mir, dass Olli versucht hatte sich umzubringen und man nicht wisse, ob er es überlebe.
Als ich das hörte, konnte ich nichts mehr sagen, nichts mehr denken, nichts mehr tun.
Ich saß einfach nur still im Sessel und weinte.
Schließlich fragte ich, ob Mike mich begleiten wolle zu Olli.
Mike nickte.
Auch er war geschockt und hatte Angst um seinen Freund.
Er nahm sein Fahrrad und ich setzte mich auf den Gepäckträger.
Ich glaube, ich wäre nicht im Stande gewesen zu laufen.
Als wir schließlich am Krankenhaus ankamen, erfuhren wir, dass Olli auf der Intensivstation war.
Mike und ich beeilten uns dorthin zu kommen.
Vor der Tür trafen wir seine Eltern.
Beide weinten und sagten, man wisse noch nicht, ob Olli es schaffen werde.
Sie fragten sich auch, warum er versucht hatte sich umzubringen.
Sie wollten von uns wissen, ob er Probleme habe.
Doch Mike und mir war im Moment wirklich nicht danach solche Fragen zu beantworten.
Er fragte mich, ob ich mit ihm nach draußen käme.
Ich nickte und langsam liefen wir aus dem großen Gebäude.
Wir setzten uns auf eine Bank vor dem Krankenhaus und weinten leise.
Wir sprachen schließlich über Olli.
Und was wäre, wenn er sterben würde.
Aber wir konnten uns das beide nicht vorstellen.
Irgendwann merkten wir, dass es dunkel geworden war.
Aber nach Hause wollten wir beide nicht.
Wir riefen bei unsern Eltern an und sagten, dass wir bei Freunden übernachteten.
Wir mussten eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte war es mitten in der Nacht und eine Krankenschwester stand vor uns.
Sie fragte, was wir hier machten.
Wir erzählten ihr alles und sie sagte, wir sollten reinkommen.
Sie gab uns etwas zu essen und zu trinken.
Und dann kam ein Arzt zu uns und sagte, dass Olli verdammtes Glück gehabt hätte.
Er hätte den Sturz aus dem Fenster ohne weitere Schäden überlebt. Mike und ich waren so froh, dass wir uns in die Arme fielen.
Der Arzt sagte, dass wir nun erst mal nach Hause gehen und schlafen sollten.
Dann am nächsten Tag könnten wir Olli besuchen und er wolle auch noch mit uns sprechen.
Vor dem Krankenhaus setzen wir uns wieder auf die Bank und freuten uns, dass wir unseren Freund nicht verloren hatten.

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