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Auf Wiedersehen im Paradies

Ich hörte meinen Vater nach mir schreien.
Ich wollte nicht kommen, aber ich musste, denn sonst würde er noch wütender werden.
Und das wäre nicht besonders angenehm.
Langsam ging ich Wohnzimmer.
Als mein Vater mich sah, begann er zu schreien: „Was fällt dir eigentlich ein?
Wieso verlierst du deine Jacke?
Kannst du denn nicht auf sie aufpassen?“
Während er das schrie, kam er auf mich zu und schmiss mich auf den Boden.
Ich lag da, klein und hilflos vor ihm.
Und er begann mit den Füßen auf mich einzutreten und fuhr fort zu schreien: „Du weißt genau, dass wir uns es nicht leisten können unsere Klamotten zu verschlampen.
Von welchem Geld sollen wir jetzt eine neue Jacke kaufen?
Kannst du mir das mal sagen?“
Ich lag nur auf dem Boden und wimmerte.
Ich wollte mich wehren, wollte sagen, dass man meine Jacke gestohlen hatte.
Aber das würde alles nur noch schlimmer machen.
Irgendwann hörte er auf mich zu treten, schrie „Verschwinde!“, holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und ließ sich erschöpft aufs Sofa fallen.
Ich ging ins Kinderzimmer und warf mich auf mein Bett.
Dort zog ich mir die Decke über den Kopf und weinte.
Ich wunderte mich, dass ich überhaupt noch Tränen zum Weinen hatte.
Ich hatte in den letzten Wochen so viel geweint, weil mein Vater mich geschlagen hatte.
Langsam konnte ich einfach nicht mehr.
Warum musste er seine Wut immer an mir auslassen.
Warum konnte er sich keinen Job suchen?
Als meine Schwester Marina ins Zimmer kam, fragte sie: „Hat er dich schon wieder geschlagen?“
„Ja, verdammt“, antwortete ich.
„Aber warum?“, fragte sie leise.
„Warum tut er das?“
Ich konnte ihre dummen Fragen nicht gebrauchen und antwortete deshalb gereizt: „Frag ihn doch, wenn’s dich interessiert.“
Dann zog ich mir wieder die Decke über den Kopf und versuchte zu schlafen.
Wenn ich schlief, vergaß ich alles.
Dann konnte ich träumen, dass ich einen netten Vater hatte, der mir jeden Tag Geschenke mitbrachte.
Ich konnte aber nicht schlafen.
Leise schlich ich mich aus dem Haus.
Dann rannte ich so schnell ich konnte in Richtung Stadt.
Schließlich kam ich am Café „König“ an.
Dort setzte ich mich an einen Tisch und bestellte ein Wasser, denn für mehr reichte mein Geld nicht.
Mit den Augen suchte ich das Café nach Ihm ab.
Er war hier Kellner und ich hatte mich in ihn verliebt.
Ich kam beinahe jeden Tag her um ihn zu beobachten.
Schließlich sah ich ihn.
Doch als ich sah, was er tat, da fühlte ich einen Schmerz in meiner Brust.
Er küsste ein anderes Mädchen.
Er hatte eine Freundin.
Mein ganzes Leben war... kaputt.
Er war der einzige gewesen, der mir noch Lebensmut gegeben hatte.
Nur dadurch, dass ich ihn gesehen hatte und mir erträumt hatte, ihn irgendwann kennen zu lernen.
Aber nun war alles zerstört.
Ich rief nach der Bedienung und fragte sie, ob sie ein Blatt und einen Stift für mich hatte.
Sie nickte und brachte mir beides.
Ich schrieb etwas auf das Blatt, bezahlte und verließ mit dem Blatt das Café.
Ich lief zur Eisenbahnbrücke.
Oben beschwerte ich das Blatt mit ein paar Steinen.
Auf dem Blatt stand: „Auf Wiedersehen im Paradies.“

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