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Sonntag

In der Schwärze des an die Straße grenzenden Waldstücks leuchteten plötzlich zwei kleine Punkte auf. Es waren Augen. Als die Konturen des Tiers im Scheinwerferlicht des Wagens zu sehen waren, trat Lene auf die Bremse, aber sie war schon zu nah dran. Ein dumpfer Knall. Der Geländewagen rutschte einige Meter über die Grasnarbe. Durch eine Baumreihe hindurch blinkte die Tankstellenreklame vom Rasthof an der Autobahn-Auffahrt.
„Scheiße, autsch!“ fluchte Jens und massierte sich die linke Schulter,
„Wieso kannst Du nicht aufpassen?“.

Der Geburtstag ihrer Schwiegermutter bedeutete für Lene auch dieses Mal ein verhageltes Wochenende. Sie begrüßte es deswegen sehr, dass sie sich heute bereits nach dem Abendessen auf den Weg nach Hause machen mussten, denn es hatte begonnen, sehr stark zu schneien. Jens hatte sich nicht zurückgehalten, als nach dem Kaffee Weinbrand angeboten wurde.
„Du musst fahren“ hatte er entschieden. Lene war erleichtert, als sie sich verabschiedeten. Sie hatte den ganzen Tag zwischen den Frauen seiner Cousins, Ruth und Karin auf dem Sofa gehockt. Beide zeigten wenig Interesse an dem, was Lene erzählte, ganz gleich ob sie von beruflichen Angelegenheiten oder ihren zahlreichen Hobbys sprach. Das war ihr schon vor sechs Jahren auf ihrer eigenen Hochzeitsfeier unangenehm aufgefallen. Lene hatte erwartet, dass sich dieses Problem langsam besserte, weil sich die Frauen näher kennen lernten. Statt dessen schien es sich bei jedem erneuten Zusammentreffen zu verschlimmern.

„Unser Sportverein bietet einen Selbstverteidigungs-Kurs für Frauen an…“, hatte Lene begonnen und wollte fortfahren zu erzählen, doch Ruth war ihr dazwischen gefahren:
„Ich müsste unseren Tobias auch mal bei einem Sportkurs anmelden. Der ist so hibbelig, irgendwann zertrümmert er uns noch das ganze Mobiliar, echt eine Plage das Kind!“ Und Sina fiel ein: „Kenn ich. Kira zerdeppert auch ihr ganzes Spielzeug, nervtötend ist das, sag ich dir.“ Das einzige Gesprächsthema, das die beiden Frauen akzeptierten, schienen ihre eigenen Kinder zu sein.

Abwechselnd wurde Lene über Nöte, die eine Mutter mit Kindern hat, sowie die absolute Notwendigkeit des Kinderkriegens aufgeklärt. „Du hast ja keine Vorstellung wie viel Arbeit die Kids machen“, hatten Ruth und Sina ihr versichert während Jens Mutter dazwischen nicht müde wurde, sie zu fragen, warum sie mit Jens kein Baby habe.

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