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Diese Geschichte handelt von einer Frau. Ihr Name war Petra, sie hatte einen Mann und 4 Kinder - 2 Söhne und 2 Töchter. Ich bin eine ihrer Töchter, Pia. Und ich erzähle euch davon, wie ich sie an den Krebs verloren habe.
Am Anfang des Krebs war ich noch sehr klein. Ich bin mir nicht mal sicher, wie alt ich war. Eine Zeit lang, als ich 3 oder 4 Jahre alt war lebte ich bei meiner Patentante in Baden-Würtemberg zusammen mit meinem Bruder, weil meine Mutter im Krankenhaus war und mein Vater arbeiten musste. Meine beiden ältesten Geschwister mussten jedoch zur Schule. Ich weinte jeden Tag und wollte unbedingt nach Hause zu meiner Mutter, aber ich durfte nicht. Die ersten paar Jahre verliefen glaube ich so ziemlich normal. Klar, manchmal war meine Mutter im Krankenhaus, hatte diverese Operationen, aber es verlief immer alles ganz in Ordnung. Jedes Mal entfernten sie ein Stück des Tumors, doch nie ganz. Der Tumor lag in der Nähe der Wirbelsäule, was das ganze erschwerte mit dem Entfernen. Ich vermisste sie. Jedes Mal wenn sie auf Reisen ging hatte ich Angst, dass sie nie wieder zurück kam. Mir war damals schon klar, dass sie vieles in meinem Leben nicht mit erleben würde. Sie dachte nie so, sie war immer voller Hoffnung. Ihr findet vielleicht Promis inspirierend. Das ist auch nicht falsch, nein es ist sogar gut, denn diese Leute haben ihre Träume verwirklicht. Echte Vorbilder. Für mich gab es immer nur sie. Sie hatte eine tödliche Krankheit und dennoch gab sie nie auf. Sie half ihren Freunden mehr als es Menschen tun, denen es bestens geht. Sie half in der Gemeinde mit und führte nebenbei noch eine Familie. Diese Frau zeugte von so viel Stärke und Mut. Von so viel Nächstenliebe, es war unglaublich. Sie war immer voller Hoffnung, egal wie kritisch die Lage war - sie gab nie auf, dachte ich. Mittlerweile war ich schon 8 Jahre alt und hatte auch begriffen, dass sie in einer ernsten Lage war. Ich kam von der Grundschule nach Hause und aß, dann machte ich meine Hausaufgaben. Als ich ins Arbeitszimmer kam saß sie auf dem Stuhl und weinte. Es brach mir das Herz sie so zu sehen. Kein kleinster Funken Hoffnung in ihrem Auge. Ich setzte mich zu ihr und fragte sie was los war. Sie weinte und weinte und sagte zu mir, dass es ihr sehr schlecht gehen würde und dass sie nicht weiß, ob sie es noch lange durch hält. Dann musste ich auch weinen, aber ich hielt mir die Tränen zurück. Warum? Weil ich jetzt an der Zeit war stark zu sein. Ich sagte ihr, dass sie es schaffen wird, es wird alles wieder gut. Sicher war ich mir nicht, aber sie so zu sehen war so schlimm, so herzzerreißend. Ein paar Monate danach kam sie nach Hause und strahlte im ganzen Gesicht. "Der Tumor wurde vollständig entfernt." teilte sie uns mit und wir fielen ihr um den Hals. Ich war so unglaublich glücklich, doch lange sollte das nicht so bleiben. Sie bekam einen Tumor im linken Lungenflügel, einen im rechten Lungenflügel und noch einen wo anders. Sie hatte außerdem noch eine Lungenentzündung und musste auf die Intensivstation. Ich durfte sie nicht besuchen, ich durfte sie nicht einmal anrufen. 3 Tage bevor der Tag X kam hatte ich so einen verrückten Traum. Ich kam nach Hause gleichzeitig mit meinem Bruder und klingelte. Er hatte aber einen Schlüssel dabei und machte die Tür auf. Dann kamen meine Oma, die da war um uns im Haushalt zu helfen, und mein Vater mit offenen armen und verweinten Augen auf uns zu."Mama ist tot." sagten sie. Ich stand da, 3 Sekunden ohne Atem. Mein erster Gedanke war, dass sie mich nur verarschen, doch dann begriff ich es. Meine Mutter war tot und ich würde sie nie wieder sehen. Und als der Tag X kam war es wirklich so. Ich weiß noch genau, wie glücklich ich von der Schule nach Hause kam und wie mein Leben durch 3 Worte zerstört war. Ich hatte meine Mutter verloren, genau wie meine 3 Geschwister. Mein Vater hatte die Liebe seines Lebens verloren. So viele Leute eine gute Freundin und die Welt den tollsten Menschen, den ich kenne. Wir weinten lange, sehr lange. Ich hörte als erstes auf. "Papa, kann ich zu Tobi?" fragte ich und wir fuhren dort hin. Davor rief ich noch kurz mit zitternder Stimme bei ihm an um ihm zu sagen, dass ich zu ihm muss, weil etwas passiert ist. Tobi ist mein bester Freund. So lange ich denken kann kenne ich ihn und sein Vater Hans war ein sehr sehr guter Freund meiner Mutter. Wir kamen also dort an und ich ging hinter in den Garten zu Tobi. Durch die Glastür konnte ich sehen, wie mein Vater mit Hans redete. Er fiel meinem Vater in die Arme und weinte, genauso wie wir. Und dann erzählte ich Tobi was passiert war. Er wusste nicht was er machen sollte, ich mein er war wie ich erst 9 Jahre alt. Wie soll man denn jemanden trösten der gerade seine Mutter verloren hat? Er versuchte mich mit Brettspielen und anderem abzulenken, doch es gelang ihm nicht. Wenn er Witze machte versuchte ich zu lachen, doch das scheiterte jedes mal kläglich. Dennoch war ich froh in diesem Moment bei ihm zu sein, weil ich mich sicher fühlte, dass wenigstens er mir bleibt. Am nächsten Tag ging ich in die Schule - ich musste nicht, aber ich wollte. Die meisten hatten schon davon gehört, doch manche wussten es noch nicht. Meine Mutter war Relilehrerin an unserer Schule und sie war wegen dem Krankenhaus eine Zeit lang nicht da gewesen. Ein Junge aus meiner Klasse fragte mich, wann sie denn wieder kommen würde, weil die Vertretung so eine dumme Lehrerin war. Ich sagte nichts, sondern ging einfach in die Klasse. Dort umarmten mich viele und ich musste wieder weinen. Immer nur weinen. Dann kam die Beerdigung. Es war so schrecklich dort zu stehen. Jeder kam und sagte: Mein Beileid. Dein Beileid? Ich weiß, dass es nett gemeint ist, aber du kannst mir dieses Leid weder abnehmen noch es mit mir teilen, also sag doch einfach etwas anderes. Einige Zeit später gab mir meine Klasse noch ein Buch, dass sie für mich gemacht hatten. Eltern und Klassenkameraden hatten Briefe an mich geschrieben um mir Kraft zu geben. Ich habe es heute noch und es bedeutet mir so unglaublich viel, was diese Leute damals für mich getan haben. Wir fanden eine Postkarte in dem Buch meiner Mutter. Sie benutzte es als Lesezeichen und sie hatte eine Nachricht darauf hinterlassen. Genau weiß ich nicht mehr was darauf stand, aber so ungefähr:
"Weint viel, denn das hilft euch. Es zeigt eure Liebe. Und vergesst nicht. Ich liebe euch, auch von wo anders!"
Sie wusste es die ganze Zeit. Sie wusste, dass es passieren würde und auch wann. Heute bin ich 14 Jahre alt. Es ist schon fast 6 Jahre her, als das passierte, doch vergessen kann ich das nicht. Ich wurde als ich 9 war automatisch in das Erwachseneleben gestoßen. Ich war immer halb Kind, halb Erwachsene. Die Leute reden mit mir nicht oft über das, was geschehen ist. Sie wollen mich nicht traurig machen. Ich weine nicht darüber, wenn ich rede. Ich habe gelernt damit zu leben. Ich weine darüber, wenn ich alleine bin, wenn mich ein Lied oder ein Film an sie erinnert. Ich weine, wenn ich an ihrem Grab stehe oder wenn es mir schlecht geht und ich wünschte ich hätte eine Mutter zum Reden. Ich vermisse sie so sehr. Jeden Tag passiert so etwas. Jeden Tag verliert ein Mensch den Kampf gegen den Krebs und die Menschen, die ihn lieben verlieren ihn. Jeden Tag siegt der Krebs und wir müssen etwas dagegen machen. Ihr müsst nicht spenden, wenn ihr das nicht wollt, aber eine Bitte habe ich:
Wenn ihr erfahrt, dass ein Mensch an Krebs gestorben ist, dann geht zu den Angehörigen. Auch wenn ihr sie nicht gut kennt, sagt ihnen ihr seid für sie da. Sagt ihnen auch, wenn sie eure Hilfe nicht wollen oder wenn sie nicht mit euch reden wollen, sie müssen reden. Sie können auf diese Seite gehen und mich anschreiben ich rede mit ihnen. Man fühlt sich oft unverstanden, wie sollen andere diese Situation auch verstehen? Aber helft ihnen, auch wenn ihr nur einen Brief an sie schreibt in dem steht, dass sie nicht aufgeben dürfen und dass ihr ihnen eure Kraft und Hilfe gebt. Macht etwas, verändert etwas. Und jetzt vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Ich freue mich über Kommentare dazu und hoffe ihr versteht warum ich euch diese Geschichte erzählt habe. Ach ja, mein bester Freund Tobi: Seine Mutter ist auch gestorben, als er in der 5. Klasse war. Und ich war für ihn da und für seine Familie. So viele Menschen waren für ihn und seine Familie da. Das ist, was Gemeinschaft heißt. So sollte diese Welt sein. Bewirkt etwas. Danke!

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