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ZU JUNG FÜR DIE LIEBE!

Menschen ein Gott, wenn es ihn gibt, mit der Fähigkeit zu lieben und setzt gleichzeitig ein Alterslimit? Lässt er seine Geschöpfe Liebe empfinden, er-mahnt sie aber gleich darauf mit erhobenem Zeigefinger und sagt: Du nicht! Du bist dazu noch zu jung? Nein, das konnte ich nicht glauben. Einfach aber war es nicht, fertig zu werden mit all der Liebe, die ich in mir trug und nicht zeigen durfte, weil ich für sie noch zu jung war. Ich weiß gar nicht, wann genau es begonnen hatte mit meiner Liebe. Wahrscheinlich gleich in der ersten Klasse, als ich ins Gymnasium kam. Mit elf also. Fritz saß drei Reihen hinter mir in der Schulbank. Während des Unterrichtes konnte ich ihn nicht beobachten. Dazu hätte ich mich umdrehen müssen. Und das wäre sofort aufgefallen. Man hätte mich verlacht. Davor musste ich mich schützen. Er war zurückhaltender als die anderen, nicht so rüpelhaft. War fast ein bisschen schüchtern. Aber nur Mädchen gegenüber. Das gefiel mir. Alles an ihm gefiel mir. Er war nicht viel größer als ich, schlank und einer der besten Turner und auch Schifahrer. Ich liebte seine dunkel-blonden kurzen Locken und diese gewisse Asymmetrie in seinem Gesicht, die es zu etwas Besonderem machte. Er kniff sein rechtes Auge um eine Spur mehr zusammen als sein linkes, was aussah, als würde er zwinkern. Das verlieh ihm einen immer lächelnden Gesichtsausdruck, was ihn so sympathisch machte. Heute noch sind seine Körperhaltung und die Art, wie er sich bewegte und die Menschen anlächelte, in mir genau so lebendig wie damals. Bis zur Reifeprüfung gingen wir in die gleiche Klasse. Aber die schönste Zeit war die ganz zu Beginn. Die lange Zeit meiner ganz jungen Liebe. Die ich nicht zeigen durfte. Und die trotzdem auffiel. So verstecken kann man sich gar nicht, schon gar nicht in einer Schulklasse mit 13- und 14-jährigen. In meinem Kopf kreiste die ewige Frage, ob es ihm genauso ginge wie mir. Oder ob er über mich lachte. Mich auslachte, wenn ich rot wurde zum Beispiel in seiner Nähe. Sah er mir in die Augen mit seinem eigenartigen, für mich so wunderbaren Lächeln, schwebte ich auf Wolken. Tuschelte er hinterrücks und brachen danach seine Freunde in Gelächter aus, während sie mich spöttisch anblickten, tarnte ich mich mit gespielter Gleichgültigkeit. Aber es schmerzte. Daher redete ich mir ein, er müsse, um dem Spott seiner Freunde zu entgehen, seine Gefühle eben genauso ver-stecken wie ich. Und entschuldigte ihn damit in meinem Herzen. Denn nur so wurde mein Schmerz erträglich. Ein paar Jahre lang ging das so hin und her mit meiner Liebe. Bis Fritz mich zu diesem Radausflug einlud. Das kam überraschend. Immer öfter lächelte Fritz mir so eigen zu, dass es kein Zufall mehr sein konnte. Bis er mich in einer Pause ansprach, ob ich am Sonntag mit ihm eine Radtour machen wolle. Herbert und Bernhard würden auch dabei sein. Er hatte mich angesprochen! Eingeladen! Das war noch nie vorgekommen. Wir sollten uns außerhalb der Schulzeit treffen. Wie oft hatte ich davon geträumt! Endlich! Wir waren beide älter geworden. Fast vierzehn. Waren endlich nicht mehr zu jung für unsere Liebe. Er hatte wohl seine Schüchternheit überwunden. Fürchtete den Spott nicht mehr. Das war jetzt der Beweis, dass auch er …

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