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Rosi

"Verdammte scheiße, kein Bock!" Aufgebracht, frustriert, wie auch immer, Rosi stand vorm Spiegel im Klo der Bahnhofskneipe und schrie sich förmlich selbst an. "Kein Bock auf den Arsch und dies dreckige Kaff, warum muss der auch son kack Hotel kaufen, mitten im Nirgendwo? Na gut, sind ja aber auch nur kleine Formalitäten, aber trotzdem, ich will nücht!"

Schrecklich, wenn man seine Familie nicht ausstehen kann, man feststellen muss, dass seine nächsten Verwandten eine Gruppen Menschen sind, denen man gerne aus dem Weg geht, Leute, bei denen man aufstehen würde, säßen sie in der Bahn neben einem, notorische Versager, Volldeppen, Langhaarige, Lehrer, Postbeamte.

Nicht die Tatsache, dass die eigene Familie so schrecklich ist bereitet mir Sorgen, sondern, dass ich sie so oft sehen muss, scheiße!

Rosi verlässt nun die Kneipe, und stakst unbeholfen aus dem Bild. Die Kneipe und sie passen zusammen. Kaum zu glauben, dass sie kein Teil von ihr ist, zumindest sieht sie stark danach aus. Alt, gebraucht, verbraucht vielleicht, stumpf.

Wie gern wäre sie jetzt in Berlin, in ihrem Bezirk, ohne Familie, ohne Bindungen, in der Stadt der Gesichtslosen, in der alle Menschen zu einer einzigen Person verschmelzen. Im Brei der Nacht. Alle das selbe ausdruckslose Gesicht, aufgedruckt auf eine Hülle ohne Inhalt. Gefühle für andere haben Rosi schon immer schlecht gestanden, seit jeher hat sie sich als Einzelgängerin durchgeschlagen, hier und da mal eine kurze Beziehung gehabt, die ihr aber nie was bedeutet haben und schliesslich, ist sie hier, am Arsch, am Ende.

Vier

Immer wieder, zwei Tage, zwei Tage, keine Sorge, keine Plage, zwanzig Uhr.

"Scheiß auf die Tagesschau, scheiß auf die Welt" Lebt man doch ewig hinter einer Scheibe und versucht soviel wie möglich von dem Leben anderer zu sehen, erleben mag das falsche Wort sein, und vergisst man dabei nicht sich um sein eigenes Leben zu kümmern?

"Die Ganzen feigen Hunde, Pisser, klemmen sich hinter die glotze leben ihre voyeuristischen Aversionen aus, und keiner traut sich Sich einzugestehen, dass es ihn in Wahrheit keinen Dreck kümmert." Herrn Schmidt war es heute jedenfalls komplett Wurst, ob in Hintertupfingen schon wieder einer in die Luft geflogen ist. Man bedenke an dieser Stelle, dass es Herr Schmidt auch egal wäre, würde er unmittelbar Explodieren, dieser Zustand kurz vor dem erreichen des Endes, seelische Insolvenz, breitete sich gerade in Paul Schmidts Torso aus. Ein dumpfes aber vehementes pochen.

Gegen neun Uhr hatte er sich schon ziemlich heftig beduselt, der Wein und der Korn hatten ihre Wirkung nicht verfehlt, er hatte sich übergeben müssen, und es war fast so als kotzte er sein ganzes Dasein in die Kloschüssel.

Als die Marktkirchenuhr vier Uhr anzeigte, und Herr Schmidt seine Wohnung verließ, mehr kriechend als aufrecht war kein Laut zu vernehmen, die ganze Stadt schien zu schlafen, und es kam Herrn Schmidt drastischer vor, wenn er alle wecken würde, der Gedanke sagte ihm zu.

Mit einem Lächeln im Gesicht kriecht er zu seinem Auto.

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