09.März 2013
Lieber Freund,
kennst du das, wenn du dich mit jemand oder etwas voll und ganz identifizieren kannst, wenn du das Gefühl hast endlich verstanden zu werden? Verstehst du was ich damit meine? Nein, ich glaube nicht. Denn ich bin, glaube ich, der einzige Mensch auf dieser Welt, der nicht verstanden wird oder überhaupt wahr genommen wird. Aber das liegt vielleicht daran, dass ich nicht auf mich aufmerksam mache – nein – ich bleibe still und hoffe, dass mich zufällig jemand entdeckt. Ich bin vielleicht nicht der beste Mensch dieser Welt, aber ich bin nicht schlecht. Ich war immer ein braves Kind, ich habe immer versucht meine Eltern nicht zu enttäuschen, ich versuche es immer allen recht zu machen, ich höre jedem zu, der mir etwas erzählen will. Ich bin ein guter Mensch. Aber warum verlassen mich immer alle? Wieso lässt mich jeder im Stich? Ich habe jetzt schon meine zweite beste Freundin verloren. Was mache ich nur falsch? Warum will niemand mit Stolz sagen, dass er zu meinem engen Freundeskreis gehört? Ich glaube es wird nie jemand auf Dauer mit meiner Persönlichkeit zu recht kommen. Doch der Glaube daran, dass für jeden Menschen auf dieser Welt ein anderer wartet. Aber dieser Gedanke wird gerade von einem anderem zerstört. Was wenn sich einer in den falschen verliebt? Dann geht die ganze Rechnung nicht mehr auf. Es sei denn, die zwei übrig gebliebenen finden zu einander, aber das scheint mir etwas unwahrscheinlich. Jedoch ist dieser Gedanke sehr beruhigend, dass irgendjemand vielleicht am anderen Ende dieser Welt auch dich wartet und wenn ihr euch dann gefunden habt, dass ihr euch liebt und gemeinsam alt werdet. Ein einfaches Happy End. Ist das nicht was jeder auf dieser Welt will? Meiner Meinung nach ist das der Sinn des Lebens. Man soll nach seinem Seelenverwandten suchen. Wäre die Welt nicht ein kleines bisschen schöner, wenn alles so wäre? Fände ich schon, es ist irgendwie beruhigend. Doch wen interessiert das schon was ich denke? Ich bin doch nur ein kleines dreizehnjähriges Mädchen, das mitten in der Nacht anfängt zu schreiben und zwar über Dinge, die doch keine Sau interessiert. Wer ich bin? Ich weiß nicht, ich glaube ich versuche es hier raus zu finden, obwohl das sehr lächerlich klingt. Ich habe eine Menge mit gemacht, habe viel erlebt für mein Leben und keine Ahnung. Ich weiß nicht wer ich bin, aber ich kann wenigstens sagen wer ich war. Oder kann ich das? Ich glaube nicht. Vielleicht war ich schon immer so, ich habe es nur nicht gemerkt. Vielleicht.
Ich wünschte einfach nur es würde auf hören. Erst dachte ich es würde endlich vorbei sein, doch ich spüre es immer noch. Das klaffende Loch in mir, das alles verschlingt was ihm in die Quere kommt. Ich bin nur noch ein Wrack. Es ist als würde man ertrinken, nur ich versuche mich über Wasser zu halten, aber die Strömung ist sehr stark und ich weiß irgendwann gehe ich unter. Irgendwann. Doch ich hoffe bis dahin, dass jemand kommt und mich aus dem Wasser zieht und mich an Land bringt. Aber bis dahin werde ich noch etwas im Wasser treiben. Ich weiß, das macht einen schlechten Eindruck auf mich. Ich bin aber ganz in Ordnung, zu mindestens nach außen hin. Und wenn du mich mal sehen würdest, würdest du nicht merken, dass ich es bin. Wahrscheinlich würdest du denken ich wäre ein ganz normales Mädchen.
Weißt du es ist ein schönes Gefühl, dass ich dir das hier erzählen kann ohne Angst zu haben, dass du mich für verrückt hältst – auch wenn ich dir bis jetzt noch nicht viel über mich verraten hast. Aber wenn das für dich ein Trost ist, du weißt bis jetzt mehr über mich als einer meiner engsten Freunde. Weißt du ich habe noch nie jemanden gesagt ich bin eine riesige Baustelle. Das kannst du mir glauben.
In Liebe
xcyb