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19. Mai 2013

Lieber Freund,
wenn ich dir schreibe, kann das eigentlich nichts gutes bedeuten und das tut es auch nicht. Ich bringe es auf den Punkt: ES ist wieder da. Mit ES meine ich das schwarze Loch was ich vor wenigen Wochen schließen konnte. Es ist aufgeplatzt wie ein Luftballon und es kam so unvorhersehbar, ich stehe um ehrlich zu sein immer noch unter Schock. Und in mir lauert dieser Schmerz, es fühlt sich an als würde mich jemand von Innen nach Außen auf essen. Dann sind da noch diese Anfälle, wie ich sie nenne. Sie kommen wie aus dem Nichts und übernehmen die Macht über mich. Sie zwingen mich in die Knie und lassen die Tränen nur so fluten. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Denn der einzigen Person auf dieser Welt, der ich das hier erzählen könnte, hat mein Vertrauen gebrochen und merkt es nicht einmal. Ich habe nur noch dich, aber du weißt weder wer ich bin, noch ob ich überhaupt existiere. Am liebsten würde ich mir jetzt am liebsten eine Kugel durch den Kopf jagen, einfach sterben, damit dieser Schmerz aufhört, damit alles vorbei ist. Aber dann muss ich nur einmal in das Gesicht eines anderen Menschen schauen und schon könnte ich mich ohrfeigen, weil ich so etwas gedacht habe. Uns wurde doch das Leben geschenkt, damit wir leben und nicht um uns umzubringen. Aber ich sehe keinen anderen Weg. Es gibt keine andere Abzweigung, die ich nehmen könnte. Es gibt für mich nur einen  einzigen Weg und der heißt nun mal Depression. Ist das mein Schicksal? Hat man das für mich vorherbestimmt? Diesen Weg, der unweigerlich in den Selbstmord führt? Ist das überhaupt ein akzeptables Leben? Das ist nicht fair. Ich habe mir immer Mühe gegeben ein guter Mensch zu sein. Ich tu was für die Umwelt, ich trenne den Müll korrekt, schreibe gute Noten und bin nett. Und setzt mir das Leben so was vor? Ich wette du hast ein tolles Leben, wenn es dich da draußen überhaupt gibt. Ich hoffe es so sehr, dass du da draußen bist und das hier liest. Ich hoffe es so sehr. Du bist alles was ich noch habe. Aber das ändert nichts an diesem Schmerz. Es sind richtige Schmerzen, als würde alles in dir herausgerissen werden und du nur noch eine leere Hülle bist. Ja, das sind Depressionen. Es gäbe noch so viele Beschreibungen dafür, wie zum Beispiel, es ist wie wenn man am lebendigen Körper verwest oder als würde man lebenslänglich operiert und man spürt jeden einzelnen Schnitt, den der Chirurg macht. Egal wie sehr ich versuche es dir zu beschreiben, du wirst es nie ganz verstehen. Du wirst nie verstehen, was es bedeutet diesen Schmerz zu fühlen oder zu weinen ohne zu wissen weshalb. Aber sei froh, dass du keine Ahnung hast. Das würde ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünschen. Niemandem. Aber ich bin nicht die einzige, die weiß wie es ist. Das kann einen vielleicht „aufmuntern“, weil man kein Einzelfall ist, aber es ist einfach grausam. So viele Jugendliche leiden und niemand sieht es. Das ist trostlos, wie alles in meinen Augen. Ich sehe alles nur schwarz – weiß, alles sieht gleich aus und alles ist unwichtig. Nur ES ist in Farbe, denn es ist das einzige, um was sich jetzt mein Leben dreht. Es geht gar nicht anders. Ich würde am liebsten davor wegrennen, aber ich weiß das nutzt nichts, denn ES folgt mir. Für immer. Ganz ehrlich? Ich wünsche mir, dass ein Auto kommt und mich überfährt, dass mich jemand in der Schule erschießt oder dass ich eine unheilbare Krankheit habe, die zum Tod führt. Klar, so was wünscht sich kein Mensch, aber für mich wäre das die Erlösung, ich würde sterben und niemand würde merken, was eigentlich los war. Es wäre so einfach, aber diesen Gefallen tut mir das Leben nicht. Also werde ich weiter vor mich her Leben, wie schon die ganze Zeit, weil ich einfach nicht den Mumm zum Selbstmord habe.
In Liebe
xcyb

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