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Ja   nein   

Verbotene Liebe.

"Aber ich liebe Dich!", sagte er. Ich drehte mich um und sah ihm direkt in die Augen. Ich sah die Tränen darin glänzen. Ich atmete ein. "Nein.", sagte ich. "Du darfst es nicht. Du darfst es nicht und deshalb ist es auch nicht so." Während dieser letzten Worte hatte ich ihn so mit meinen Blicken durchbohrt, jedes Wort einzeln betont, und trotzdem wusste ich, was ich gesagt hatte, entsprach nicht der Wahrheit. Er liebte mich. Viel zu sehr. Er setzte zum Sprechen an. "Nein, du verstehst nicht. Ich liebe dich anders. Anders als es jede andere Person jemals getan hat. Ich sage diese 3 Worte nicht, ich fühle sie. Und mit jedem Mal mehr, mit dem ich sie sage, bin ich mir sicherer. Und ich könnte sie zu niemand anderem sagen als zu dir, niemals. Ich liebe Dich. Ich liebe allein Dich."Ich schluckte. Er weinte.  Aus seinen Augen flossen Tränen, schnell und leicht über seine hübschen Wangen, als hätten sie es nicht mehr ausgehalten, in seinen traurigen Augen. Ich fühlte mich elendig. Wieso musste ich stark sein? Wieso war er es nicht? Wieso musste ich durchhalten, wieso musste ich nein sagen? Ich zitterte. Und bevor ich etwas Unüberlegtes hätte tun können, ging ich einen Schritt zurück.
"Aber wir sind Geschwister.", sagte ich, und ging. Und es schien, als verdunkle sich die Welt - mit jedem Schritt den ich ging - ein wenig mehr.

Irgendwann, es muss nach Stunden gewesen sein, kam ich bei unserer Wiese an, auf der wir als kleine Kinder gelegen & den Wolken zugesehen hatten. Ich zitterte. Ich schloss die Augen und dachte an damals. Es schien, als wäre es gestern gewesen. Ich fühlte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten, gegen meinen Willen. Ich wollte nicht mehr weinen, ich wollte wieder lächeln können. Ich hatte diese Schwermut satt, dieses Gefühl innerer Leere, diese Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit. Ich konnte nicht mehr. Seit Monaten ging es so. Seit Monaten kein Fünkchen Hoffnung gespürt. Denn es war verboten, was wir getan hatten. Es war verboten & es war nicht normal. Wir waren nicht normal, ich war nicht normal. Allein dieser Gedanke machte mich fertig.

& auf einmal passierte es wieder: Mir wurde von einem zum anderen Moment speiübel und schwindlig, ich fühlte mich durch und durch seltsam. Öfter hatte ich das in letzter Zeit bei mir bemerkt - dieser komische Schwindel und diese plötzliche Übelkeit. Sicherlich war es wegen der Belastung. Ja, die Sache mit meinem zweifellos wunderschönen Bruder John belastete mich einfach ganz schrecklich. Das musste es sein: Psychische Überlastung, oder so etwas. Ist Überlastung überhaupt ein richtiges Wort? Ich wurde nervös, mir wurde noch schwindliger, und wie so oft musste ich mich auf der Stelle hinsetzen. Ich ließ mich also auf die Bank ein paar Meter hinter mir plumsen, vergrub meinen Kopf in meinen Händen und schloß die Augen. Was sollte ich tun, wenn es so weiterginge? Ich meine, es war auszuhalten, ich war noch niemals zuvor umgekippt oder sonst etwas, aber es war trotzdem sehr unangenehm & überkam mich von Mal zu Mal überraschender. Wem sollte ich davon erzählen? Sollte ich zum Arzt gehen? Was, wenn er etwas von John und mir herausfindet? Wer weiß, zu was Ärzte alles fähig sind. Oder was ist, wenn er mich mit Medikamenten vollstopft? Wird das überhaupt irgendwas bringen? Andererseits, wenn ich nicht zum Arzt ginge, würde ich dann vielleicht doch irgendwann umkippen, von niemandem gefunden werden & sterben? Meine Gedanken spielten schon wieder verrückt, und während ich beschloss, mich lieber ein wenig auf die Bank zu legen, prasselten die ersten, kühlen Regentropfen auf mich herab.

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