Es gibt diese Tage, da stehst du auf, gehst aus der Tür und du bist bereit. Und du weißt, dass du es heute schaffen kannst. Die Konfrontationen, die Konversationen. Du kannst lachen, leben, atmen, überschwänglich sein, normal sein. Du weißt, dass die Leute Spaß mit dir haben werden und es ist ok, denn für dich bedeutet das einen weiteren Tag ohne Fragen. Du gehst also aus der Tür, stolz wie Oskar und siegessicher, meisterst diesen Tag und kannst am Ende ein fettes Kreuz machen, weil du es überlebt hast. Und trotzdem fällst du abends wie tot ins Bett, weil es so anstrengend ist, die ganze Zeit zu lachen und gut zu sein für einen Sieg, den niemand registriert.
Und dann gibt es diese Tage, da klingelt dein Wecker, aber du ziehst die Bettdecke über den Kopf, möchtest weinen und schreien gleichzeitig, aber du weißt, es bringt nichts. Du quälst dich aus dem Bett und schleichst los. Alles vergeht wie in Zeitlupe, dein Körper fühlt sich an, als wäre er mit Blei beschwert. Und du weißt, dass du es heute nicht schaffen wirst. Du weißt, dass heute eine Tortur wird. Die Konfrontationen, die Konversationen. Scheiß auf lachen, leben atmen, überschwänglich, geschweige denn „normal“ sein. Und das Schlimmste daran ist, dass die Leute erkennen, dass sie heute keinen Spaß mit dir haben werden und das ist nicht ok für sie. Und sie texten dich zu mit Fragen und Vorwürfen, weil das Bild ihrer perfekten Puppe brüchig geworden ist, mit dem sie die ganze Zeit gearbeitet haben. Irgendwann gehst du nach Hause, erschöpft und völlig übermüdet, weil du dir so viele Antworten überlegen musstest, dass du gar nicht mehr weißt, ob du überhaupt noch anwesend bist. Und natürlich ist heute Jedem aufgefallen, dass du schlecht warst, die Niederlage steht dir auf die Stirn geschrieben. Du ziehst dich zurück, die Decke über den Kopf und beginnst damit, was du seit heute Morgen eigentlich schon tun wolltest.