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Kapitel 3

Ich saß im Schulbus und dachte nach, wie konnte das sein?
Der Platz neben mir frei, wie immer. Niemand will neben dem Außenseiter sitzen. Dem Emo. Es machte mir nichts aus, dass ich keine Freunde hatte. Manchmal fühlte ich mich vielleicht schon ein wenig einsam, aber man gewöhnt sich daran ein Außenseiter zu sein.
Es war mir egal was andere dachten, es war mir egal was andere sagten. Wer braucht schon Freunde?
Nachdenklich holte ich meine Kopfhörer aus der Tasche und angelte mein Handy aus den Tiefen meiner Schultasche. Irgendwo zwischen meinen Geschichten, Zeichnungen, Schulbüchern, Stiften und der sonstigen Unordnung lag es. Ich setzte meine Kopfhörer auf. Death Metal, genau das brauchte ich jetzt. Musik an, Welt aus. Normalerweise klappte das perfekt, nur heute war es anders. Ich strich mit den Fingerspitzen über meine Brust, an der Stelle wo ich heute Morgen den Fleck bemerkt hatte. Ich würde gerne nachsehen ob er noch da war, aber man sollte es mit merkwürdigem Verhalten ja nicht gleich übertreiben. Wieso war dieser Fleck dort?
Am liebsten würde ich jetzt bei meinem Bruder sein und ihm alles erzählen, aber dieses Mal ging das einfach nicht. Erstens die verdammten 170 km, zweitens seine Freundin, drittens wusste ich nicht was er zu dem Traum sagen würde. Außerdem könnte es ja trotzdem sein, dass er mich nur auslachen würde.
Ich hatte niemanden.
Klar, ich habe noch ein paar Internetfreunde, die ich in einem Kinderchat kennen gelernt habe und zu denen sich der Kontakt immer mehr gefestigt hatte. Inzwischen hatte ich von allen die Handynummer, Adresse und Fotos. Mit den Meisten schrieb ich Briefe oder schickte ab und zu was Nettes. Diese Leute gaben mir Halt. Sie wussten viel über mich. Sie akzeptierten mich so wie ich war und das war etwas Neues für mich. Das tat sonst fast niemand. Doch trotzdem wollte ich sie mit so etwas nicht nerven. Das war eigentlich nur meine Sache. Sie wussten schon den ganzen Mist mit den Depressionen, dem Schneiden, der Psychiatrie. Man musste es ja nicht übertreiben. Also würde ich es niemandem sagen, und einfach hoffen dass es wegging.
Der Bus hielt. Super, Schule. Langsam erhob ich mich, packte meinen Schulrucksack und hüpfte aus dem Bus. Kurz vor der Schule nahm ich die Kopfhörer ab und schaltete mein Handy aus. Es war lebensnotwendig für mich, durch die ganzen Internetfreunde. Ich konnte nicht riskieren dass es abgenommen wurde. Im Schulgelände ging es los, kaum war ich ein paar Schritte gegangen. „Scheiß Emo!“ „Na, heute schon geritzt?“ „Geh in eine Ecke und heul doch!“ Innerlich stöhnte ich auf. Wann würden sie lernen, dass diese Sprüche einfach nur lächerlich, respektlos und langweilig waren?
Ich bin so wie ich bin. Und meiner Meinung nach ist das immer noch besser als so rumzulaufen wie diese Tussen. So wenig Stoff wie möglich am Leib. So viel Make Up wie drauf passt. Ich meine, ich schminke mich auch relativ extrem. Aber Make Up habe ich nicht drauf, nur Lidschatten, Kayal, Wimperntusche und Eyeliner.
Aber sollen sie machen wie sie wollen. Die Sprüche verfolgten mich noch bis ins Klassenzimmer. Erschöpft ließ ich mich auf meinen Platz fallen, letzte Reihe am Fenster. Ich konnte den ganzen Schultag nur an den merkwürdigen Fleck und meinen Traum denken. Als ich den Schultag überstanden hatte, schleppte ich mich zum Bus, mit Death Metal in den Ohren. Ich versank in meinen Gedanken, bis mein Handy vibrierte.
Ich schaute auf den Bildschirm und stöhnte innerlich auf.

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