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Gästebuch
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Du hast mir mal gesagt, du hast dich in der 8. Klasse in mich verliebt. Auf Klassenfahrt war das wohl. Das ist jetzt fast 3 1/2 Jahre her. Seitdem hat sich vieles getan. Im Herbst 2009 haben wir angefangen uns hin und wieder zu treffen. Wir haben viel geredet, wir hatten in vielen Dingen die gleichen Ansichten, die gleichen Meinungen. Du warst 'n sehr sanfter, zurückhaltender Typ. Bist du immer noch. Und bis heute schwanke ich zwischen "Damit komm ich klar" und "Geht gar nicht". Normalerweise kann ich mit Menschen nicht umgehen, die mir zu viel Handlungsfreiheit geben. Normalerweise brauche ich jemanden, der mir sagen kann, wo's langgeht.
So jemand warst du nicht.
Du hast mich vieles ausprobieren lassen. Du warst nie sauer. Oder du hast es nie gezeigt.
Als du mich dann gefragt hast, was aus uns wird, bekam ich Angst und hab mich zurückgezogen.
Bis wir irgendwann gar nichts mehr miteinander zu tun hatten. Zeitweise taten wir sogar so, als würden wir uns nicht kennen. Das war das einzige Mal, wo ich so etwas wie "Enttäuschung" bei dir erkennen konnte.
Wir hatten in der Schule einen Kurs zusammen. Manchmal haben wir zusammen gelernt.
Ich saß im Unterricht in deinem Blickfeld und du eben auch in meinem.
So blieb es trotzdem immer bei häufigem, versteckten Blickwechseln.
Bis ich dich ein halbes Jahr später nochmal fragte, ob du Lust hast, was zu unternehmen.
Hattest du.
Wieder redeten wir viel, lachten viel, sahen uns an. Du warst schön. Sanfte Gesichtszüge. Ich mochte dein Lächeln. Mag ich bis heute. Ich könnte dich stundenlang ansehen.
Du spieltest in einer Band, du hast ein Lied für mich geschrieben und es vor versammelter Mannschaft gespielt, vorgestellt mit den Worten "Das ist für einen ganz besonderen Menschen."
In dem Moment waren alle Zweifel ausgeräumt. Ich wollte dich an meiner Seite.
Als wir zusamen waren, wollte ich dich nicht mehr.
Du mich auch nicht. Wir langweilten uns, wir trennten uns wieder.
Gingen getrennte Wege, lernten andere Menschen kennen und lieben.
Und jetzt? Ein weiteres Jahr später ist zwischen uns immer noch was. Das weißt du, das weiß ich und keiner will's aussprechen. "Ich bin kein Typ für Beziehungen", hast du gesagt.
"Ich bin kein Typ für Zwischendurch", hab ich gesagt.
Damit war erstmal alles klar, wir hatten uns ausgesprochen.
Gestern war dein Geburtstag.
Haben viel geredet, viel gelacht, uns angesehen.
Hast mir gesagt, ich bin was Besonderes für dich.
Ich weiß nicht, wie wir das auf Dauer lösen sollen.
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Baby, du weißt nie, was du eigentlich für mich getan hast. Du warst weg, lange, bevor es mir wirklich klar wurde und bevor ich mich wirklich bei dir bedanken konnte. Lange, bevor ich den Mut hätte aufbringen können, dir irgendwas zu sagen.
Als du mich kennen gelernt hast, war ich ziemlich jung. Ich sah ziemlich jung aus, ziemlich kindlich, ziemlich unreif. Aber in Wahrheit hatte ich schon 'ne Menge erlebt. In den Monaten davor war ich an die falschen Menschen geraten, von denen ich dachte, sie wären Freunde. Hab die Augen verschlossen, vor den Dingen, die da abgingen, hab Hilfe abgelehnt. Hab Menschen leiden sehen, lieben sehen, sterben sehen, körperlich und seelisch. Hab Menschen verloren, hab Menschen lachen sehen, weinen sehen, hab Wortwechsel mitbekommen, die so junge Menschen nicht hätten hören sollen. Man zerbricht daran, wenn man keinen Ausweg findet.
Nächte voller Freiheit. Nächte voller Alkohol, Drogen und anderen Dingen, die so junge Menschen, wie ich damals, nicht hätten sehen sollen.
Irgendwie war ich schon angeknackst und wäre sicherlich dran zerbrochen, wärst du nicht gekommen.
Du warst älter als ich. Jahre, die manchmal viel ausmachten, manchmal gar nichts. Du wirktest auf mich so ausgelassen, zufrieden mit dir selbst. Es hat im Endeffekt lange gedauert, bis du dahin kamst.
Du hast mich rausgeholt, hast meine Augen geöffnet und mich nach Hause gebracht.
Deine Arme waren mein Zuhause. Du kanntest mich so gut; wusstest, was ich sagen wollte, bevor ich es aussprach. Wusstest, was ich tun wollte, bevor ich darüber nachdachte.
Ich denke, das ist dir alles nie wirklich klar geworden.
Weil ich darüber nie sprechen konnte.
Ich konnte lange Zeit nicht über Gefühle sprechen. Nichtmal über gute.
Ich konnte dir lange Zeit nicht mal sagen, dass ich dich liebe.
Dir war's egal, du hast gewartet. Hast mir mit der Zeit immer mehr Worte entlockt.
Immer mehr Lachen, immer mehr Gedanken, hast mich immer mehr zu mir selbst zurückgeführt.
Wäre ich ein Küken, würde man sagen, du hast mich aufgepäppelt, so, dass ich dann alleine überleben konnte.
Und irgendwann hast du meine Hand losgelassen.
Irgendwie geriet ich danach wieder in Probleme, teilweise wieder zu den alten Menschen zurück.
Aber irgendwie kam ich auch wieder raus und ich weiß, hättest du mir vorher nicht so viel Kraft und Selbstvertrauen geschenkt, hätte ich's vermutlich nicht gepackt.
Also .. danke.
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