| Home
Über mich
MPS/DIS
SVV/Borderline
Suizid
Gedanken
Songtexte über Suizid
meine Suiziderfahrungen
Gewalt
Links
Gästebuch
|
|
Symptome
Zur Borderline-Persönlichkeitsstörung gehören eine Vielzahl von Symptomen, die einzeln gesehen auch Menschenm mit anderen psychischen Störungen haben können. Wesentlich hierbei ist das chrakteristische Zusammenkommen von bestimmten Symptomen, wobei Birger Dulz bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung verschiedene Symptom-Niveaus unterscheidet.
Ingrid Senders unterscheidet vier Ebenen der Symptome bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Die nachfolgende Übersicht ist aus ihrem Buch 'Ratgeber Borderline-Syndrom', erschienen im Verlag CIP-Medien. Du kannst es über uns bei Amazon bestellen.
Symptome des Borderline-Syndroms
Körperliche Ebene
innerliche Hochspannung
Schlafstörungen
Alpträume
Konzentrationsstörungen
Taubheitsgefühle
innere Leere
Unwirklichkeitsgefühle
das Gefühl, vom Körper getrennt zu sein
Wahrnehmungen, Vorstellungen und Bilder, die ängstigen
Emotionale Ebene
Gefühlswirrwarr oder Gefühlsüberflutung
Niedergeschlagenheit
Hoffnungslosigkeit
Angstzustände
Schuld- Scham- Ekelgefühle
Wut und Ärger
rasche Stimmungsveränderung zwischen Angst, Ärger und Depression
Schwierigkeiten, die Gefühle wahrzunehmen
Gedankliche Ebene
Selbstabwertung und Selbstvernichtung
Versagensgedanken
Schuldvorwürfe
Gedanken der Hilfs- und Hoffnungslosigkeit
Schwarzweiß-Denken
Entweder-oder- und Alles-oder-nichts-Denken
Verhaltensebene
sozialer Rückzug -Aufgabe von Kontakten, Aufgabe von beruflichen und Freizeitinteressen
Anklammerung und Vermeidung von Alleinsein
Beziehungskonflikte
Unfähigkeit, Hilfe anzunehmen
Impulsive Handlungen
Selbstbeschädigung und Selbstverletzung
Selbsttötungsversuche
| |
was ist Borderline ?
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine Persönlichkeitsstörung, die von emotionaler Instabilität, einer Dichotomie des Denkens, dem sogenannten Schwarz-Weiss-Denken, das innerhalb eines Kontiniums keine Mittelwerte zuläßt und den übrigen Symptomen der Störung wie beipielsweise Impulsdurchbrüchen oder instabilen Beziehungen gekennzeichnet ist.
Da die emotionale Instabilität ein wesentliches Merkmal der Borderline-Persönlichkeitsstörungdarstellt, wird die Borderline-Störung in der ICD 10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Emotional Instabile Persönlichkeitsstörung (Borderline-Typus)bezeichnet.
Das Denken der Betroffenen ist wesentlich von "entweder-oder", "schwarz-oder weiss" oder " nur gut" oder "nur böse" geprägt, was auch in Beziehungen vor allem auch bewirkt, daß diese Haltung ins jeweilige Gegenteil umschlagen kann. Für Beziehungen ist das natürlich nicht förderlich, da Menschen so nicht als reale Personen mit gleichzeitig guten und schlechten Eigenschaften erlebt werden. Sieht man aber auf die oft traumabedingte Ursache der Borderline-Störung, so läßt sich der Sinn und die Funktion dieser Spaltung erkennen und nachvollziehen. Die Spaltung schafft Ordnung und vermittelt Reduzierung von Angst.
Menschen, die eine Borderline-Persönlichkeitsstörung haben, leiden wie andere Menschen mit psychischen Störungen sehr unter Einsamkeit und sie wurden auch in ihrer Kindheit oftmals sehr stark emotional vernachlässigt. Sie reagieren darauf mit einem intensiven und aktiven Bemühen, Alleinsein zu vermeiden und es kommt zu intensiven, aber auch instabilen Beziehungen. Niemand wird gerne verlassen, das tut immer weh. Aber das Wesentliche bei Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ist das Nichtertragenkönnen von Alleinsein, was von Betroffenen manchmal als immerwährende Isolation (Ingrid Sender, 2000, S. 13) erlebt wird. Ihnen ist es nicht möglich, einen Menschen in dessen Abwesenheit »im Herzen zu tragen« (Ewald Rahn, 2001, S.46), so daß ein unerträgliches Gefühl der Einsamkeit entstehen kann. So unternehmen sie alles Erdenkliche, um Alleinsein zu vermeiden. Das kann sich darin äußern, daß sie sich selbst verletzen, Freßanfälle bekommen oder zu Suchtmitteln greifen. Oder sie wollen fortwährend unter Menschen sein. Was ja nicht immer möglich ist und nicht jeder hat immer dafür Verständnis. Möglicherweiseweise begeben sie sich so auch schnell in Beziehungen zu Partnern, die nicht zu ihnen passen oder ihnen gar schaden.
Sie erleben sich, wenn sie allein sind als gereizt und ängstlich oder sie fallen in ein depressives Loch (Ingrid Sender, 2000, S. 13). So sind die Betroffenen auch intensiv bemüht Verlassenwerden zu verhindern. Tritt dennoch, vielleicht gerade wegen des intensiven Bemühens der unerträgliche Zustand ein, daß sich der betreffende Mensch abwendet oder die Beziehung beendet, so führt dies zu heftigen Reaktionen und völliger Verzweiflung. Schlimmstenfalls kann dies zu Suizidalität führen oder aber auch zu potentiell selbstschädigendem Verhalten.
Sie leben in einem ständigem Dilemma, sie brauchen und suchen schnelle und intensive Nähe, die sie aber, wenn sie sie bekommen nicht ertragen können. Da sie aber eben nicht etragen können allein zu sein, stellen sie alles mögliche an, um dies zu vermeiden. Dies wird verständlicher, wenn man bedenkt, daß Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung oft emotionale Vernachlässigung oder auch Deprivation erfahren haben (Ulrich Sachsse, 2002, S. 152) und somit kein Vertrauen in eine stabile Beziehung fassen können. Auch Menschen mit einer Dissoziativen Identitätsstörung, die ja in einzelnen Punkten Gemeinsamkeiten ausweisen, können infolge einer Trennung mit heftiger Verzweiflung reagieren, leben aber nicht selten völlig zurückgezogen.
Bei Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung liegt eine Störung der Impulskontrolle vor, die sich unterschiedlich äußern kann. Mindestens zwei Bereiche müssen dabei betroffen sein, zu welchen Freßanfälle, ein riskanter Fahrstil, Kaufräusche, Promiskuität, Gebrauch von Suchtmitteln oder auch Ladendiebstahl gehören können. Wesentlich dabei ist, daß es sich dabei um potentiell selbstschädigendes Verhalten handelt. Auch dies ist ein wesentliches Merkaml der Borderline-Persönlichkeitsstörung.
Erika, sie leidet sehr unter ihrer Impulsivität und deren Folgen, kann ihr selbstschädigendes Verhalten jedoch nicht beenden und berichtet:
»Wie kann ich beschreiben, was in mir vorgeht? Weshalb ich mich voll fresse, bis mir schlecht wird, und dann erst recht noch mal an den Kühlschrank gehe? Weshalb ich meine finanzielle Existenz schon mehrmals verspielt habe? Wie kann ich dieses Chaos, das da in meinem Kopf vorgeht, in einem kurzen Bericht über selbstschädigende Aktivitäten darstellen? Ich möchte verstanden werden, denn nur dann wäre es nachzuvollziehen, was ich tue - was ich tun muss. Es ist ein Muss, um meinem inneren Gefühlschaos ein Ablaßventil zu geben. Um nicht zu platzen vor Wut. Um wenigstens ab und zu mal etwas vom »normalen« Leben abzubekommen. Um zu überleben.« (Andreas Knuf, 2002, S.32)
Erika erlebt sich diesem fortlaufenden Drang hilflos ausgeliefert, sie kann nicht anders. Hat sich bereits wegen Unterschlagung strafbar gemacht. Sie hat ca. 75.000 EUR (150.000 DM) Schulden. Sie sagt, daß sie nicht stolz ist darauf, aber sie würde es genauso wieder machen, um sich und ihren Körper zu spüren und um zu wissen, daß sie da ist.
Bei den Betroffenen liegt meist eine erhöhte Suizidneigung und -gefahr vor, es kann zu parazuidalen Gesten und Suiziddrohungen kommen, aber auch Selbstverletzendem Verhalten (SVV), welches aber oft kein Versuch ist Aufmerksamkeit zu erregen oder dergleichen. Das Selbstverletzende Verhalten, das im übrigen auch im Rahmen anderer Störungen vorkommt steht oftmals in engem Zusammenhang mit Depersonalisation, einer Form der Dissoziation, die dann möglichst bald beendet werden soll, weil sie einen nicht zu ertragenen Spannungszustand auslöst. Die Betroffenen spüren so während des Sichverletzens keinen Schmerz. Das ist eine häufige, wennauch nicht die einzige Funktion des Selbstverletzenden Verhaltens und es können ganz verschiedene Funktionen im jeweiligen Moment hinzukommen. Ausführlichere Informationen über das Selbstverltzende Verhalten haben wir in dem entsprechenden Bereich zusammengefaßt.
Nach der Selbstverletzung spüren die Betroffenen ein Gefühl der Erleichterung und der Befreiung von Angst (Ingrid Sender, 2000, S. 16). So kann es immer wieder zu Selbstverltzendem Verhalten kommen.
Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, die ja auch Schwierigkeiten haben, ihre Mitmenschen kontinuierlich als vollständige Menschen mit guten und schlechten Eigenschaften wahrzunehmen, haben auch Probleme, sich selbst realistisch einzuschätzen und ein andauerndes sowie klares Bild von ihrer Identität zu entwickeln.
Zuweilen kann man sagen, sie entdecken in verschiedenen Situationen ihre Identität neu. Sie definieren sich sozusagen neu. Das ist ein Eindruck, den man gewinnen kann, wenn man mit Betroffenen spricht, die man länger kennt. In anderer Form kann sich die Identitätsstörung dadurch äußern, daß die Betroffenen unklare Vorstellungen über ihre Sexualität haben oder was ihre Ziele und Werte im Leben sind.
Momo beschreibt ihre Identitätsunsicherheit:
»Langfristige Ziele habe ich nicht, vor allem bin ich nicht in der Lage etwas langfristig durchzuhalten, weil sich meine Ansichten ständig ändern. Die trifft sowohl für den beruflichen Bereich zu als auch für Freizeitaktivitäten, für alles, was mir Spaß machen könnte, für die Wahl meines Wohnortes (bin in meinem Leben schon sehr oft umgezogen) und für Kontakte zu anderen Menschen. Ich flattere wie ein Schmetterling von einem zu anderen. Erst bin ich Feuer und Flamme für alles, aber das schlägt nach sehr kurzer Zeit ins Gegenteil um und ich suche mir wieder etwas Neues, wobei ich dann fest davon überzeugt bin, dass dies jetzt das Richtige ist, bis es schon bald darauf nicht mehr interessant erscheint.« (Andreas Knuf, 2002, S. 31-31)
Menschen mit einer Borderline-Störung benötigen zudem immer wieder Bestätigung, daß sie eine Sache gut gemacht haben. Machen sie in einer anderen Situation einen Fehler, können sie sich schnell für völlig dumm halten. Das Bisherige zählt dann nicht mehr. Sie müssen sich deshalb immer wieder neu beweisen (Ingrid Sender, 2000, S. 14).
In Krisensituationen kann es bei den Betroffenen zu kurzfristigen paranoiden Ideen kommen oder es bietet sich für kurze Zeit ein Bild wie bei einer schizophrenen Erkrankung, was aber meist nach wenigen Tagen zurückgeht.
Oder es kommt zu schweren dissoziativen Symptomen. Teilweise wird auch die Multiple Persönlichkeit demnach von Fachleuten nicht als eigenständiges Störungsbild eingschätzt, sondern lediglich als ein besonders schweres Symptom oder Erscheinungsbild der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Allerdings besteht die Dissoziative Identitätsstörung bei den Betroffenen ständig und wird keineswegs nur unter erhöhten Belastungen sichtbar. Und nicht bei allen Multiplen Persönlichkeiten, die die Kriterien der Dissoziativen Identitätsstörung erfüllen, erfüllen auch die für eine Diagnose der Borderline-Persönlichkeitsstörung erforderlichen mindestens 5 Kriterien. (vgl. Peter Fiedler, 2001)
Die Dissoziation ist ein Schutzmechanismus. Allerdings kann es sehr erschreckend für die Betroffenen sein beispielsweise, wenn sie sich an einem Ort wiederzufinden, ohne zu wissen, wie sie dorthin gekommen sind. Das nennt man Dissoziative Fugue. Oder die Betroffenen können in schwere dissoziative Dämmerzustände geraten.
Ein weiteres mögliches Merkaml ist, daß die Betroffenen unter innerer Leere oder Langeweile leiden können, was wiederum zu potentiell selbstschädigendem Verhalten führen kann, um diesen Zustand zu beenden.
Ingrid Sender dazu:
Ausgehend von der Annhame, daß den Menschen mit einer Borderline-Erkrankung im Allgemeinen das Gefühl einer stabilen Grundidentität fehlt, fühlen sie sich einsam und leer. Der Leidensdruck läßt sich kaum beschreiben - nichts ist da, kein Gefühl- die Person erlebt sich wie einen Hohlraum oder wie tot. Sie sucht in der Regel nach Möglichkeiten, diese "Löcher" zu stopfen. Aus diesem Gefühl der Leere entsteht manchmal eine Art existentielle Angst. Wenn die Betroffenen diese durchstehen, ist das als eine hohe menschliche Leistung zu bezeichnen (Ingrid Sender, 2000, S. 17)
Bei den Betroffenen kann es zu plötzlicher intensiver unkontrollierbarer Wut kommen, die sich in verbalen Angriffen äußern kann, in tätlichen Angriffen, was mehr bei männlichen Betroffenen der Fall ist oder es werden Gegenstände zerstört.
Die Zornesausbrüche von Menschen mit einer Borderline-Störung sind sehr intensiv und nicht immer vorhersehbar. Sie werden von Mitmenschen daher auch nicht selten als unverhältnismäßig empfunden. Der Zorn kann nah unter der Oberfläche brodeln.
Manchmal dient ein Streit auch dazu, die Stabilität einer Beziehung zu überprüfen oder mehr Distanz zu erreichen (Ingrid Sender, 2002, S. 18).
Desweiteren leiden die Betroffenen unter erheblichen Stimmungsschwankungen wie Depressionen, Dysphorie, Erregbarkeit oder Angst, die von kürzerer Dauer sind. Diese affektive Instabilität entsteht infolge der ausgeprägten Reaktivität der Stimmung der Betroffenen (Andreas Knuf, 2002, S. 39)
Angelika erzählt von ihrer Angst, die sie immer wieder überfällt:
»Oft kommt sie ganz plötzlich, von einer Minute zur anderen: die Angst, die mir die Luft abschnürt, mich lähmt.
Es kann ganz harmlos anfangen: Ich bin zu Hause und will einen Termin wahrnehmen, horche in mich hinein und stelle fest, mir geht es gut. Ich bin fröhlich und freue mich beispielsweise über das schöne Wetter. Also gehe ich los und an der Haustür überfällt sie mich dann. Die Angst! Von einer Minute zur anderen ist alles anders, wirkt die Umgebung anders, die Menschen, die ich sehe, die Autos, die vorbeifahren - sie wirken bedrohlich. Ich kann kaum einen Fuß vor den anderen setzen, verliere den Kontakt zum Boden und zu mir selbst. Mir bleibt die Wahl zurückzukehren oder durch die Angst hindurchzugehen. Setze ich meinen Weg fort und nehme trotz allem den Termin wahr, verschwindet die Angst nicht, nein, sie bleibt bei mir und läßt mich nicht los. Kehre ich um, bleibt sie auch noch eine Weile hartnäckig an mir kleben und wird dann weniger. Ich kann der Angst also nicht entfliehen. Für Stunden, meist für den Rest des Tages bin ich dann vollkommen erschöpft, kann meinen Aufgaben nicht mehr nachkommen - was mich noch zusätzlich depriumiert.« (Andreas Knuf, 2002, S. 38)
An anderen Tagen ist Angelika bester Stimmung, besonders, wenn jemand sie gelobt hat. Dann kann sie lächelnd Schwierigkeiten überwinden. Anders ist es, wenn sie kritisiert wurde oder sie jemand kritisch ansieht. Sie stürzt dann in tiefste Tiefen und zieht sich zurück. An anderen Tagen ist sie leicht reizbar, wird zynisch, entdeckt zielsicher die Schwachstellen ihrer Mitmenschen. (Andreas Knuf, 2002, S. 38-39)
Chronische freiflottiernede Angst ist, wennauch kein Kriterium der Borderline-Persönlichkeitsstörung mehr eines der Hauptprobleme der Betroffenen, was bei einer häufigen anhaltenden und frühen Traumatisierung nicht verwunderlich ist. Um sich nicht verletzlich zu zeigen, halten die Betroffenen sie oft im Verborgenen. Einige der Betroffenen halten auch vor sich selbst die Angst verborgen, spüren sie selbst nicht. (Birger Dulz u. Angela Schneider, 1995, S. 11)
Diese Angst, die nicht auf eine Sache gerichtet ist wie bei einer Phobie wird von den Betroffenen oft nicht bewußt wahrgenommen. So kann auch in verschiedenen Situationen die Wut und Aggression ein Ausdruck der Angst sein. Bei den Betroffenen einer Dissoziativen Identitätsstörung, die ja in einzelnen Kriterien Überschneidungen aufweist, ist Angst auch eines der häufigsten Symptome, unter dem die meisten leiden. Wer schon ganz früh emotionaler Deprivation, anhaltendem sexuellen Mißbrauch oder körperlicher Mißhandlung sowie persönlicher Geringschätzung bis Verachtung ausgesetzt ist, der kann einfach kein Urvertrauen entwicklen und sich in irgendeiner Form seiner Existenz sicher fühlen. Da diese Angst aber unerträglich ist wird sie sozusagen überlagert durch andere Symptome
|
Kriterien der Borderlinstörung
Diagnostische Kriterien der Borderline-Persönlichkeitsstörung gemäß DSM IV*
Ein durchgängiges Muster in den zwischenmenschlichen Beziehungen, des Selbstbildes und der Gefühle, sowie eine ausgeprägte Impulsivität; der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter, und die Störung manifestiert sich in den verschiedenen Lebensbereichen. Folgende fünf (oder mehr)Kriterien müssen erfüllt sein:
(1) verzweifeltes Bemühen, ein reales oder imaginäres Alleinsein zu verhindern.Anmerkung:Nicht berücksichtigt werden sollten hier die Suizidhandlungen oder Selbstverstümmelungen im Kriterieum 5;
(2) ein Muster von instablien und intensiven zwischenmenschlichen beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den beiden Extremen der Überidealisierung und Abwertung auszeichnet;
(3) Identitätsstörung: eine ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder des Gefühls von sich selbst;
(4) Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Aktivitäten (z.B. Geldausgeben, Sexualität, Substanzmißbrauch, rücksichtsloses Fahren, Freßanfälle).Anmerkung: Nicht berücksichtigt werden sollten hier die Suizidhandlungen oder Selbstverstümmelungen in Kriterium 5;
(5) wiederholte Suiziddrohungen, andeutungen oder -versuche oder andere selbstverstümmelnde Verhaltensweisen;
(6) Instabilität im affektiven Bereich, die durch eine ausgeprägte Orientierung an der akuten Stimmung gekennzeichnet ist (z.B. intensive episodische Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Zustände gewöhnlich einige Stunden oder, in seltenen Fällen, länger als einen Tag andauern);
(7) chronisches Gefühl der Leere;
(8) übermäßige, starke Wut oder Unfähigkeit, die Wut zu kontrollieren (z.B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut oder Prügeleien);
(9) andauernde, streßabhängige paranoide Phantasien oder schwere dissoziative Symptome
| |
verhaltensmuster
Emotionale Verletzbarkeit: Ein Muster von umfassenden Schwierigkeiten, negative Gefühle zu verarbeiten. Dazu zählen ausgeprägte Empfindlichkeit gegenüber negativen emotionalen Reizen, hohe Gefühlsintensität, ein nur langsamer Rückgang zur Ausgangsstimmung sowie die Tendenz, der sozialen Umwelt unrealistische Erwartungen und Anforderungen vorzuwerfen.
Selbst-Entwertung: Tendenz, die eigenen emotionalen Reaktionen, Gedanken, Überzeugungen und Verhaltensweisen zu entwerten oder nicht anzuerkennen. Unrealistisch hohe Standards und Anforderungen an die eigene Person. Kann ausgeprägte Scham, Selbsthaß und auf sich selbst gerichtete Wut beinhalten.
Ständige Krisen: Ein Muster häufiger belastender, negativer äußerer Ereignisse, Störungen oder Hindernisse, von denen einige durch die dysfdunktionale Lebensführung der Person verurusacht sind, andere durch ein inadäqautes soziales Umfeld und viele durch Schicksal oder Zufall.
Unterdrücktes Trauern: Tendenz, negative Gefühlsreaktionen zu unterdrücken und übermäßig zu kontrollieren, insbesondere solche Gefühlsreaktionen, die mit Trauer und Verlust zusammenhängen, u.a. Traurigkeit, Wut, Schuld- oder Schamgefühle, Angst und Panik.
Aktive Passivität: Neigung zu einem passivem Problemlöseverhalten, das durch die Unfähigkeit gekennzeichnet ist, eigene Lebensprobleme aktiv zu lösen, oft begleitet von aktiven Versuchen, eine Lösung der Probleme von anderen zu erbitten; erlernte Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit.
Scheinbare Kompetenz: Die Betroffene neigt dazu, kompetenter zu erscheinen, als sie tatsächlich ist; dies ist vermutlich auf eine mangelnde Generalisierung von Fähigkeiten auf verschiedene Stimmungen, Situationen unmd Zeitpunkte zurückzuführen sowie auf die Unfähigkeit, über adäquate nonverbale Signale emotionale Probleme zu vermitteln.
Marsha Linehan, 1996a, S. 8
Im Verhalten und in der Therapie der Betroffenen gibt es mehrere dialektische Dilemmata, die ihnen das Leben schwer machen und durch folgende Polaritäten gekennzeichneit sind:
Emotionale Vulnerabilität versus Selbst-Invalidierung
Aktive Passivität versus Scheinbare Kompetenz
Andauernder Krisenzustand versus Unterdrückte Trauer
Dieses Muster läßt sich bildlich folgendermaßen darstellen:
Dabei spielen sowohl biologische als auch soziale Faktoren eine Rolle. Die Betroffenen bewegen sich jeweils an den Endpunkten dieser Polaritäten, ihre Unfähigkeit, zu einer ausgewognen Position oder Synthese zu finden, ist das zentrale Dilemma in der Therapie (Marsha Linehan, 1996a, S. 50).
In den nächsten Tagen werden hier ausführlichere Informationen zu finden sein. Wir bitten um Geduld. Danke.
|
ritzen
Ritzen bis aufs Blut
Sie schneiden, ritzen, kratzen ihre Haut auf, bis das Blut quillt. Die Gründe für dieses Verhalten liegen oft in der Kindheit: Selbstverletzer wurden meist vernachlässigt, körperlich misshandelt oder sexuell missbraucht. Die Zuwendungen, die sie erhielten waren häufig schmerzhaft. D.h. die Betroffenen können ihren Körper nur durch Schmerz erfahren. Oft sind Selbstverletzungen auch ein Hilferuf nach Aufmerksamkeit und Zuwendung.
Eine neue Dimension
Selbstverletzung hat in ihrer Häufigkeit nahezu unbemerkt Magersucht und Bulimie längst überholt. Experten sprechen von rund 800 000 jungen Menschen, zumeist Frauen, die sich selbst verletzen. Öffentliche Bekenntnisse prominenter Frauen - in einem Interview kurz vor ihrem Tod outete sich Lady Diana und auch die Schauspielerin Angelina Julie bekannte sich zu ihrem Leiden - haben weltweit Wellen der Nachahmung ausgelöst.
Die Gründe
Worum geht es, wenn junge Menschen sich mit Rasiermessern, Scherben oder Zirkeln die Haut aufritzen, sich Haare ausreißen, sich selber schlagen? Experten vermuten gesellschaftliche Hintergründe. Schließlich sei in einer Gesellschaft, die den einzelnen kaum wertschätzt, in der Orientierungen und Werte sich auflösten, ein Defekt des Identitätsgefühls strukturbedingt. Menschen verlieren zunehmend ihre sozialen Bezüge, nichts scheint verbindlich. Die Grenze zwischen innen und außen würde immer verschwommener. Fühlbar werde sie durch extreme Erfahrungen und gesellschaftlich sanktionierte Formen der Selbstverletzungen wie Piercing oder Branding.
Der Schmerz treibt den Schmerz hinaus
Weil sie den Boden unter den Füßen verlieren und sich abgrenzen möchten, wollen immer mehr Menschen ihr Grenzorgan, die Haut, heftig spüren. Im Extremfall muss Blut das Selbst ins Bewusstsein zurück schwemmen. Ein Zitat soll verdeutlichen, worum es geht: "Der Schmerz treibt den Schmerz hinaus." (Subway to Sally, Rockband). Auch unklare Erziehungsstile werden als Ursachen angeführt: Viele Familien, die nach außen vollkommen normal aussehen, sind innen eine einzige Szenerie von Gleichgültigkeit und Kälte, das bloße Nebeneinander von Einsamkeit. Viele Eltern wissen selbst nicht mehr, was richtig und was falsch ist und woran sie sich in punkto Erziehung halten sollten. Auch in den harten ökonomischen Rahmenbedingungen und unsicheren Zukunftsaussichten, auf die Jugendliche heute treffen, werden Ursachen gesehen.
Die gestörte Seele
Ritzen beginnt immer mit einer depressiven Stimmung und führt zu einer Art Rausch oder Trance-Zustand. Psychologisch betrachtet handelt es sich um eine Dissoziation# (Abspaltung von sich selbst). Ritzen gilt als Symptom einer tief liegenden seelischen Störung, häufig der so genannten Borderline-Störung. Betroffene erleben, dass ein äußerer Schmerz für einen Moment von einem inneren Schmerz ablenkt. Wenn die Gefühle explodieren, dann wird die Wunde zum Ventil, durch das der Innendruck nach außen kommt.
Innere Spannung abbauen
"Das Blut schwemmt das Böse aus. Wenn die Haut auseinander klafft, dann ist das wie ausatmen oder seufzen", sagt eine Betroffene. Offenbar scheint eine Art Verkörperlichung mentaler Spannungszustände dabei eine wesentliche Rolle zu spielen: Der Vorgang der Verletzung, insbesondere das eigene aus einer Wunde austretende Blut zu sehen, scheint innere Spannungszustände im wahrsten Sinne des Wortes "abfließen" zu lassen. Dieser kathartische Effekt, von dem betroffene Menschen häufig berichten, hält jedoch nur für eine relativ kurze Zeit vor, sodass sich das Verhalten oft wiederholt.
Selbstverletzung als Droge
In Phasen von absoluter Hoffnungslosigkeit oder Leere könne Ritzen wirken wie ein" Antidepressivum", sagt der Arzt Ulrich Sachsse," besser als jedes Medikament". Körpereigene Opiate würden ausgeschüttet, das Gefühl der Erleichterung trete nach wenigen Sekunden ein, wie bei einem Crack-Trip: Schnitt, Flash, Ruhe. Erst fühlt sich der Betroffene von anderen verletzt, dann verletzt er sich selbst.
Umgang mit Betroffenen
Selbstverletzendes Verhalten gilt unter Psychologen als Schrei nach dem Leben. Viele betroffene Menschen können ohne Hilfe nicht damit aufhören: das Verhalten wird zur Sucht.
Selbstverletzendes Verhalten muss offen angesprochen werden. Eltern oder Freunde sollten versuchen, Verständnis für das Handeln des Betroffenen zeigen und ihm trotz seines schockierenden Verhaltens Wertschätzung zeigen. Längerfristig müssen Betroffene fast immer professionelle, sprich psychotherapeutische, Hilfe beanspruchen. Oft ist ein längerer Klinikaufenthalt unvermeidlich.
|
|