Der Regen
Es regnete. Der Tag war grau, die Gebäude weinten, ihre Tränen liefen über die Fenster. Der blaue Himmel war dunkel, in den Pfützen starben Insekten.
Ein schöner Tag um schlecht gelaunt zu sein. Er lief die Straße herunter. Die Angst verfolgte ihn. Die Angst war immer da, sie war immer sein Begleiter.
Er hat eine Ehefrau. Er liebt sie, er liebt sie mehr als alles andere. Doch er kann ihr nie alles anvertrauen.
Es gab eine andere in seinem Leben, jedoch unfreiwillig. Es war eine Frau, die er wahrscheinlich vergessen würde, wäre sie nicht in seinem Leben.
Diese folgte ihm. Sie war immer da, sie wollte sein Begleiter sein.
Er sah sie nie, er wusste jedoch dass sie da war.
Wenn er schlief beobachtete sie ihn, wenn er arbeitete beobachtete sie ihn, wenn er aß beobachtete sie ihn, wenn er lief folgte sie ihm.
Bedroht fühlte er sich, bedroht von seiner damaligen großen Liebe. Sie hatte ihn nie vergessen, sie wird ihn immer verfolgen.
Ein schönes Haus, eine schöne Frau und gutes Essen wartete auf ihn. Doch er war unglücklich.
Heute würde er es seiner Frau sagen, heute würde er von der Besessenen erzählen.
Heute würde seine Frau noch ausrasten, heute würde sie noch weinen, heute noch würde sie zur Polizei gehen.
Der Regen schwächte ab. Er kam an. Das Abendessen verlief still. Er fing an zu reden. Er fing an von ihr, der Besessenen zu reden, er fing an von seiner einst großen Liebe zu reden, von ihr, die jedes Detail aus deren Leben kannte.
Sie blieb still, sie meinte sie wusste es bereits. Sie sah sie am Abend, wie sie vor dem Bett stand und ihren Mann beobachtete, sie sah sie immer wieder vor dem Fenster stehen. Sie hatte Angst vor ihr, jedoch noch mehr Angst vor einer Erklärung. Sie schwieg.
Vergessen wurde das Thema, ignoriert wurde die Wahrheit. Verdrängt die Tatsache dass jemand ihr Leben beobachtete.
Der Regen wurde zum Hagel. Eisbrocken donnerten auf das Dach ein. Der Himmel bombardierte sie.
Er wachte auf, Schreie kamen aus der Freiheit. Seine Frau schlief bereits. Er stand auf.
Seine Füße trugen ihn ins Freie. Er sah sie, er sah seine Angst am Boden liegen. Blutend, von den Bomben des Himmels getroffen.
Sie blutete stark. Sie könnte sterben- seine Angst könnte sterben.
Er stand da, unterdacht, beschützt vor dem Hagel. Seine Angst lag am Boden, immer mehr Eisbrocken trafen sie.
Er war hingerissen zwischen Trauer und Freude.
Sein Leben würde ohne sie besser werden, die Angst würde sterben.
Sein Leben würde schlechter werden, er wäre für einen Tod mitverantwortlich, er würde sie beobachten- er würde sie beim Sterben beobachten.
Erläuterung
Für die die den Text nicht ganz verstehen:
Der Mann ist verheiratet doch seine einst große Liebe ist zur Stalkerin geworden, sie ist diese Angst und am Ende liegt sie in seinem Garten und könnte an dem schweren Hagel sterben.
Warum ich es 'der Regen' getauft hatte, ist weil ich es in der Schule geschriben habe mit der aufgabenstellung: Geschichte schreiben mit Regen. Ich hätte das Gedicht unbenennen können, aber ich habe es gelassen, weil der Regen die ganze Geschichte trägt. Die Geschichte fängt mit schlechtem Wetter an- dem Regen, ein kurze Besserung zeigt sich,- Regen schwächt ab, es wird 'tragisch' und starker Hagel beginnt.