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Blinder Hauptbahnhof.                                                                                     19. Januar | '10

Es ist seltsam.
Jeden Morgen stehe ich gegen 7:30 Uhr am Hauptbahnhof und warte auf meinen Bus, der, wie immer, vollgedrängt sein wird, komische Menschen beinhaltet und in dem im sekundentakt viele gezwungen ignorierende Blicke verloren gehen. Ich beobachte wie die Stundenten ein noch bescheideneres Schicksal ereilt, wenn ich sehe, dass die armen 4 oder 5 Busse zu den Uni's proppenvoll und eingezwercht sind. Raucher, müde Blicke, Gegähne, schwere Taschen, klackernde Schuhe, Musik aus den Kopfhörern... ja... so sieht eine Seite des Hauptbahnhofs aus.
Dann gäbe es noch diese kleinen täglichen Wunder.
Heute erst. Ein blinder Mann fragte sich durch die Menschenmassen, einen vollgepackten Ranzen schleppend und in der einen Hand, einen Blindenhund an der Leine, der so unterwürfig dreinblickte, dass ich ein schlechtes Gewissen hatte, da ich keine Leckerlis oder so was dabei hatte, in der anderen seinen Blindenstock.
Wie muss ein blindes Leben sein? So viele Fragen. So viel Ehrfurcht und etwas Traurigkeit. Einfach, weil dieser Mensch nie so kleine Details wie den Tau auf dem Gras morgens sehen wird, oder wie das kleine Kind im Kinderwagen mit großen Augen auf ihn sieht und dabei auf seinen Fingern kaut. Die, die solch einen „Luxus“, wie Sehvermögen haben, schätzen ihn nicht. Es ist selbstverständlich. Was es im Prinzip ist, nur stören mich diese vielen, die GAR NICHTS sehen. Die Augen im Kopf haben und sie nicht benutzen. Kann ich das so schreiben? Egal, ihr wisst schon. Diese Oberflächlichkeiten. Aber davon ist genug in vielen anderen Beiträgen erläutert.
Einmal, als ich gerade Botengänge in der Stadt erledigen musste, sah ich ein blindes Pärchen. Wie sie aneinandergedrängt, mit ihren Blindenstöcken entlang der Straße spazierten und so vorsichtig miteinander umgingen, dass man meinen könnte sie seinen sehr verletzlich.
Wie erklärt man einem blinden Menschen die Farbe Grün?

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April 2011.

Es ist entzückend. Ich erzähle dir, dass der Mensch, der mir so viel bedeutet, Krebs hat und du fragst dich, fast zeitgleich, wann ich dir wieder zur allgemeinen Belustigung dienen darf.
Das war das erste und letzte Mal, dass ich um etwas Mitleid gebeten habe. Scheiß Egoisten.

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Oktober 2011

Und irgendwann, werde ich dir sagen, dass du nur wegen so was wie ihr deinen einzigen  w a h r e n  Freund verloren hast.

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Du liegst noch immer neben mir und siehst mich an.

Nachdem wir Sex hatten, setze ich mich auf und rauche eine Zigarette. Ich habe deinen Namen schon wieder vergessen...

und mich in meinen Gedanken schon lange von dir verabschiedet. Doch du liegst neben mir, lächelst mich an und streichst sanft über meinen Oberschenkel.

'Fass mich nicht an!', denke ich mir, und ziehe meine Beine näher an mich heran. Du setzt dich unberührt neben mich und nimmst einen Zug von meiner Zigarette. Du küsst mich auf die Stirn, legst dich wieder neben mich und siehst mich an. 'Du bist etwas besonderes..', hörte ich deinen Mund sagen. Ich winke ab. Ich weiss, daß ich anders bin als die anderen, doch besonders ist wohl das falsche Wort dafür. Eher verrückt.

Mein Psychologe meint, ich kann keine Liebe annehmen. Kann ich auch nicht, wieso weiß ich selber nicht so genau. Ich soll meine Ängste loslassen und endlich mal etwas riskieren.

Fast schon wehmütig drücke ich die Zigarette aus. Ich strecke mich und möchte aufstehen, doch du hältst mich zurück und ziehst mich zu dir. Wenn ich so neben dir liege, kann ich dir direkt in die Augen sehen. Jedes einzelne braune Pigment in deinen Augen scheint mich zu verstehen, scheint den Schmerz, den ich in mir trage, auch zu spüren. Noch bevor ich den Drang spüre zu weinen, schlingst du deine starken Arme um mich und ziehst mich an dich.

Innerlich zittere und schreie ich. Ich fühle mich verstanden. Von einem Mann. Meine zwei Persönlichkeiten beginnen zu streiten, die eine ist naiv und vertraut ihm, will ihn für immer bei sich haben. Während die andere sich entfernt, sich verschließt und kalt wie ein Stein bleibt. 'Du musst lernen Dinge so zu nehmen wie sie kommen, und dem Schicksal vertrauen!', höre ich meine Stiefmutter sagen.

Ich löse mich verwirrt aus deiner Umklammerung, drehe mich zur Seite und versuche einzuschlafen. Als ich wieder aufwache, drehe ich mich zu dir um, erwarte, dass auch du dich davongeschlichen hast, doch du liegst noch immer neben mir und siehst mich an. Erleichtert lächle ich, beängstigt stehe ich auf, schwankend gehe ich zur Toilette.

Eine blaue Anti-Durchgeknallt Pille, zwei orange Anti-Traurig Pillen und 1 weiße Anti-Angstzustand Pille. Du bist normal. Du bist normal. Du bist normal. Du kannst vertrauen, lachen, glücklich und unbeschwert sein! Eines Tages..

Langsam gehe ich zurück in mein Zimmer. 'Du solltest langsam gehen..' höre ich mich zu dir sagen. Deine Augen werden traurig und dein Mund formt ein erschrockenes 'Wieso?'. Du liegst noch immer neben mir und siehst mich an, ich sitzte auf der Bettkante und sehe dich an. Lange.

'Ich kann nicht, noch nicht, ich will nicht..' schon gerate ich ins Stocken, würde am liebsten weinend zusammenbrechen. Du siehst mich noch immer an, ich stehe auf, ziehe mich an. Nehme meine Zigaretten und mein Handy, setzte mich nochmals neben dich. Du ziehst mich an dich und gibst mir einen Kuss auf die Stirn. 'Ich weiss, ich auch nicht!', flüsterst du mir zu.

Verstanden zu werden fühlt sich glaube ich fast an wie Glück.

Ein letztes Mal sehe ich dich an und lächle. Werfe dir den Türschlüssel hin, 'Leg ihn nacher in den Briefkasten.'

Als ich rausgehe, siehst du mich noch immer an. Lächelnd trete ich nach draußen, zünde eine Zigarette an und mische mich unter die gehetzte Menschenmenge.




Einfach ein toller Text.

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