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Es ist 12 Uhr 45. Auf der Kante der Ausziehcouch sitzt ein älterer Herr. Er wirkt ruhig. Gelassen. Geschätzt circa 70 Jahre. In Wahrheit 81. Er hat schlohweißes, dünnes Haar. Und einen weißen Bart. Er wirkt weise, nicht alt aber unbeholfen. Seine Brille ist sehr dick, aber sie sitzt umsonst vor den hellblauen Augen auf der großen Adlernase. Nur noch Umrisse und Farbenspiele bestimmen sein Sehfeld. Die weichen faltigen Hände liegen ineinander verschränkt in seinem Schoß. Die Zeigefinger stupsen sich immer Mal gegenseitig an. Im Takt der Hintergrundmusik. Die Füße stehen auf parallel auf dem mindestens vierzig Jahre alten Teppich. Nur wenige Zentimeter vor ihm steht ein hohes Regal mit Büchern, Gedichtbänden, Atlanten, Romanen. Bücher, die er nicht mehr lesen kann. Er hält den Kopf gesenkt, Richtung Boden. Bedächtig lauscht er der Hörspielkassette; Commissario Brunetti löst seinen fünften, siebten oder dreizehnten Fall. Ich weiß es nicht.
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