2000 Dollar Produktionskosten
Für die erste Version des Videos investierte Avery 2000 Dollar in einen Computer und ein Schnittprogramm. Zur Zeit verhandeln er und sein ebenfalls 22 Jahre alter Produzent Korey Rowe mit großen Filmstudios, die eine überarbeitete Version von "Loose Change" zum fünften Jahrestag am 11. September dieses Jahres herausbringen wollen.
Das Besondere an der Video-Dokumentation ist vielleicht, daß sie kein Geheimnis hat. Im Prinzip ist der Film ein Zusammenschnitt von öffentlich zugänglichen Dokumenten, von Ausschnitten aus Fernsehberichten und -interviews, von Regierungszitaten und Augenzeugeninterviews. Das alles ist im MTV-Stil aufbereitet, mit vielen Blenden, schnellen Schnitten und einem permanenten Musikbett, das Freunde für Avery zusammengestellt haben.
Mit dieser bunten Mischung will der Film vor allem Fragen aufwerfen: Was waren das für Explosionen, die Augenzeugen gehört haben, kurz nachdem die Flugzeuge eingeschlagen sind? Warum wurde Ground Zero nicht wie jeder andere Tatort zur Spurensuche abgesperrt? Und wer profitierte vom 11. September?
Die Art, in der diese Fragen aufgeworfen werden, erinnern manchmal an die aufklärerischen Missionen Michael Moores, doch gleich zur Begrüßung werden die Besucher der Internetseite aufgefordert, bloß nichts ungeprüft zu übernehmen, jeder möge gefälligst selbst recherchieren.
Einige Zuschauer werfen Avery blanke Verschwörungstheorietreiberei vor, während die Hardcore-Verschwörungstheoretiker ihm unterstellen, er sei Teil einer CIA-Kampagne. Dabei will Averys Informationsmission nichts weiter, als Skepsis gegenüber den Aussagen der Regierung und den Medien wecken. In der Internetcommunity ist er so zum Repräsentanten einer ganzen Generation geworden, für die der 11. September das einschneidendste Erlebnis ihres Lebens war.
"Das ist die Kennedy-Ermordung unserer Generation", sagt Produzent Rowe. Die Video-Dokumentaristen rechnen sogar damit, daß der Fall 9/11 eine "zweite amerikanische Revolution" von unten auslösen könnte. Doch auch wenn man davon noch weit entfernt ist: Je weiter sich "Loose Change" über die Welten des Internets ausbreitet, desto lauter werden zumindest die damals nie beantworteten Fragen an die amerikanische Regierung.
Quelle: Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (Ausgabe vom 27.8.2006)