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Ja   nein   

"Now I'm waering this smile,
     that I don't believe in,
         inside I feel like
           screaming."

Ich schließe die Tür hinter mir, drehe den Schlüssel im Schloss, einmal, zweimal, dann überprüfe ich ob auch wirklich abgeschlossen ist, ich rüttle an dem Griff: Ja, sie ist zu. Nur zur Sicherheit nehme ich mir den Stuhl, der an der Wand steht, schmeiße meine Klamotten, ein paar Schulbücher und die Schokolade von meiner Oma auf den Boden, ich merke nicht genau, was ich da mache. Es ist, als ob jemand anderes all dies tun würde, als ob ich als neutraler Beobachter in einer Hülle ohne Emotionen stecken würde. Als ich mir sicher bin, dass wirklich niemand mich sehen oder hören kann lege ich mich auf mein Bett, genau in die Mulde rein, in die ich perfekt passe. Ich ziehe die Beine ganz nah zu mir, lege die Hände vor meinen Kopf, der auf meinem siebzehnjährigen Kuschelelch ruht, auf das Laken. Embryoposition. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass besonders psychisch instabile, psychisch kranke Menschen in dieser Position schlafen. Ich ziehe mir die Bettdecke über den Kopf, obwohl ich weiß, dass das ungesund ist. Erst als ich genau so liege, wie jeden Tag, wie jeden Abend, jede Nacht, jedes Mal, wenn ich hier bin, fange ich an zu weinen. Lautlos laufen mir die Tränen über das Gesicht, schließlich soll mich bloß niemand hören und  Fragen stellen, auf die derjenige gar keine Antwort haben will. Die Tränen laufen, suchen sich ihre abstrakten, einmalig geformte Wege über meine Wange, meine Oberlippe entlang. Laufen und bringen ihren salzigen Geschmack in meinen Mund oder laufen weiter, tropfen von meinem Kinn auf mein Bett, bilden eine zunächst winzige, aber schnell ansteigende Pfütze auf dem weißen Stoff. Ich bewege mich keinen Millimeter, meine Atemzüge bleiben bis auf wenige Aussetzer, bei denen ich nach Luft schnappe, ruhig. Meine Augen sind ausdruckslos. Ausdruckslose eisblaue Augen, die vor sich an die weiße Wand starren, einfach nur starren. Irgendwann setze ich mich auf, sehe auf die Uhr, weiß, dass ich noch einiges zu erledigen habe, noch Aufgaben habe, die nicht aufgeschoben werden können. Ich steige aus meinem Bett, gehe zum Spiegel, wische die verlaufene Wimperntusche weg, erneuere den Concealer, lächle mein Spiegelbild an und gehe zur Tür. Der Stuhl kommt wieder an seine Stelle, die Sachen vom Boden werden auf ihn gelegt, die Tür wird aufgeschlossen und ich gehe durch den Flur in die Küche, mit einem Lächeln im Gesicht frage ich: Wann gibt's Essen? Niemand stellt Fragen.

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