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falamaleikum (Ernst Jandl)

falamaleikum
falamaleitum
falnamaleutum
fallnamasooovielleutum
wennabereinmalderkrieglanggenugausistsindallewiederda.
oderfehlteiner?

Unaufhaltsam (Hilde Domin)

Das eigene Wort
wer holt es zurück,
das lebendige
eben noch ungesprochene
Wort?

Wo das Wort vorbeifliegt,
verdorren die Gräser
werden die Blätter gelb,
fällt Schnee.
Ein Vogel käme dir wieder,
nicht dein Wort,
das eben noch ungesagte,
in deinen Mund.
Du schickst andere Worte
hinterdrein,

Worte mit bunten, weichen Federn.

Das Wort ist schneller,
das schwarze Wort.
Es kommt immer an,
es hört nicht auf, anzukommen.

Besser ein Messer als ein Wort.
Ein Messer kann stumpf sein.
Ein Messer trifft  oft
am Herz vorbei.
Nicht das Wort.

Am Ende ist das Wort,
immer
am Ende
das Wort.

Mondnacht (Joseph von Eichendorff)

Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküsst.
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder
Die Ähren wogten sacht.
Es rauschten leis die Wälder.
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus.
Flog durch die stillen Lande.
Als flöge sie nach Haus.

Beziehungsweise (Jochen Mariss)

Ist es denn nicht möglich,
sich täglich nahe sein, ohne alltäglich zu werden,
voneinander
entfernt zu sein, ohne sich zu verlieren...?

Beziehungsweise
sich maßlos zu lieben, ohne sich lieblos zu maßregeln -
einander gewähren zu lassen, ohne die Gewähr zu verlieren...?

Beziehungsweise
einander sicher zu sein, ohne sich abhängig zu machen -
einander Freiheit zu gewähren, ohne sich unsicher zu werden...?

Er ist's (Eduard Mörike)

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flatter durch die Lüfte:
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
- Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab' ich vernommen!

November (Ricarda Huch)

Das Licht erlischt.
Die Nacht wird lang, es wachsen die Schatten.
Der Wald wird kahl, leer werden die Matten.
Wir essen Asche, ins tägliche Brot gemischt. -
Das Licht erlischt.

Das Licht ist tot.
Still sind die einst so fröhlichen Gassen.
Wieviel haben uns auf immer verlassen.
Die am Tisch mit uns saßen, mit uns brachen das Brot! -
Das Licht ist tot.

Das Herz ist schwer.
Wo sind, die vor uns dahingegangen?
Das Licht am Himmel wird neu erprangen.
Die toten Menschen kommen nie mehr, -
nie mehr. -
Das Herz ist schwer.

Der eingebildete Kranke (Eugen Roth)

Ein Griesgram denkt mit trüber List,
Er wäre krank, (was er nicht ist!)
Er müsste nun, mit viel Verdruss,
Ins Bett hinein. (was er nicht muss!)
Er hätte, sprach der Doktor glatt,
Ein Darmgeschwür. (was er nicht hat!)
Er soll verzichten, jammervoll,
Aufs Rauchen ganz. (was er nicht soll!)
Und werde, heißt es unbeirrt,
Doch sterben dran. (was er nicht wird!)
Der Mensch könnt, als gesunder Mann
Recht glücklich sein. (was er nicht kann!)
Möcht glauben er nur einen Tag
Dass ihm nicht fehlt. (was er nicht mag!)

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